Gazmend Kapllani
Gazmend Kapllani (* 1. August 1967 in Lushnja, Sozialistische Volksrepublik Albanien) ist ein albanischer Schriftsteller, Journalist und Hochschuldozent. Sein bekanntestes und bisher einziges ins Deutsche übersetzte Buch ist Unentbehrliches Handbuch zum Umgang mit Grenzen. Kapllani lebt in Chicago in den Vereinigten Staaten.
Biographie
Die Familie Kapllani wurde von der kommunistischen Regierung unter dem Diktator Enver Hoxha vertrieben und umgesiedelt. 1991, als der Widerstand gegen das Regime stärker wurde, organisierte Kapllani eine politische Versammlung in Lushnja. Danach musste er sich vor der politischen Polizei verstecken und floh schließlich nach Griechenland. In Athen machte Kapllani seinen Bachelor in Philosophie an der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen und promovierte in Politikwissenschaft und Geschichte an der Pantion-Universität Athen, mit einer Doktorarbeit über das Bild der Albaner in der griechischen Presse und das der Griechen in der albanischen Presse.
Von 2005 bis 2010 unterrichtete er Geschichte und Kultur Albaniens an der Pantion-Universität. 2015, nach 24 Jahren in Griechenland, erklärte Kapllani, das Land für immer verlassen zu wollen, und führte als Gründe die systematische Ungleichbehandlung durch bestimmte Elemente der griechischen Polizei, Drohungen neo-faschistischer Gruppen sowie die Ablehnung seines Einbürgerungsantrages durch die griechischen Behörden an.[1] Er siedelte in die USA über. Dort war Kapllani fellow am Radcliffe Institute for Advanced Study an der Harvard University[2] und unterrichtete am Emerson College in Boston, Massachusetts. Aktuell lehrt er an der DePaul University in Chicago.
Publizistische Aktivitäten
1993 publizierte Kapllani einen ersten Gedichtband auf Albanisch.
Von 2001 bis 2011 war Kapllani freier Mitarbeiter der griechischen Zeitung Ta Nea in Athen. Er schrieb auch wöchentliche Kolumnen für die albanischen Zeitungen Shekulli und Standard.
2006 veröffentlichte Kapllani auf Griechisch seinen ersten Roman Unentbehrliches Handbuch zum Umgang mit Grenzen, der Szenen aus dem kommunistischen Albanien mit der autobiographisch gefärbten Erzählung seiner Flucht nach Griechenland im Jahr 1991 verbindet. Das Buch wurde auf Griechisch, Albanisch, Englisch, Französisch, Italienisch und 2020 auch auf Deutsch veröffentlicht. Ein weiterer Roman aus dem Jahr 2012 handelt von einem albanischen Schriftsteller in Griechenland, der in seine Heimat zurückkehrt, um das Leben seines Vaters zu rekonstruieren.[3] Ein weiteres Buch erschien 2017 und ist ein Appell an ein vereintes Europa.[4]
In der englischsprachigen Wikipedia werden mehrere lobende Rezensionen zitiert:
“Kapllani's laconic memoir is cringingly funny, but it also shows the suffering of Albanians who crossed into Greece in the 1990s.”
“[The novel] combines the wittily mischievous eye for absurdity of George Mikes's How to be an Alien with the philosophical insight of Milan Kundera”
“[The novel is] an unusual bestseller … adopted as an unofficial textbook in schools with immigrant pupils.”
Kapllanis grenzüberschreitende Erfahrungen wurden in wissenschaftlichen Publikationen zur Migration in Europa zitiert.[8]
Literaturpreise
Bibliografie
- Në kërkim të tjetrit. Naim Frashëri, Tirana 1993
- μικρό ημερολόγιο συνόρων (Mikro imerologio synoron). Ekdotikos Oikos A. A. Livani, 2006, ISBN 960-14-1226-3.
- Petit journal de bord des frontières: Un vibrant témoignage sur l'immigration. Éditions Intervalles, 2015, ISBN 2-916355-66-9.
- Ditar i shkurtër kufijsh. NERAIDA, 2016, ISBN 9928-22705-5.
- Breve diario di frontiera. Del Vecchio Editore, 2016, ISBN 88-6110-144-5.
- A Short Border Handbook: A Journey Through the Immigrant's Labyrinth. New Europe Books, 2017, ISBN 0-9973169-8-5.
- Unentbehrliches Handbuch zum Umgang mit Grenzen. Edition Converso, Bad Herrenalb 2020, ISBN 978-3-9819763-5-9.
- με λένε ευρώπη (Me lene europi). Ekdotikos Oikos A. A. Livani, 2010, ISBN 960-14-2163-7.
- Je m'appelle Europe. Éditions Intervalles. 2013, ISBN 2-916355-84-7.
- η τελευταία σελίδα (I teleutaia selida). Ekdotikos Oikos A. A. Livani, 2012, ISBN 960-14-2562-4.
- La dernière page. Éditions Intervalles, 2015, ISBN 2-36956-018-5.
- I keqi i vetes. ALBAS, 2018, ISBN 9928-28213-7.
- Λαθος Χωρα (Lathos Xora). Ekdoseis Epikentro, 2018, ISBN 960-458-877-X.
Weblinks
- Gazmend Kapllani – Albright Institute – Wellesley College
- Gazmend Kapllani – Literary Arts Program – Brown University
- Gazmend Kapllani – TEDxThessaloniki
- The Guardian – Short Border Handbook by Gazmend Kapllani
- Gazmend Kapllani – 2017 Albright Institute—Wellesly College – All You Need to Know About Border Syndrome
- Book Review: My Name is Europe by Gazmend Kapllani, NewFederalist.eu, Februar 2017.
- Gazmend Kapllani – Shqipëria ka nevojë për rebelim moral
- Gazmend Kapllani articles in the Harvard Gazette.
- Gazmend Kapllani interview to CBC Radio, May 05, 2013.
- Europe Cultural Foundation Narratives for Europe: Reading Room – Gazmend Kapllani
- PEN Transmissions: Gazmend Kapllani
- Mikrometoxos: Gazmend Kapllani: Ανοιχτή επιστολή στους Έλληνες δημοσιογράφους
Einzelnachweise
- LIFO.gr, October, 2018
- Gazmend Kapllani – Radcliffe Institute for Advanced Study at Harvard
- Salon du livre des Balkans – Les Laureats des Prix 2016
- Ilona Vichnevskaia, The Federalist, February 12, 2017
- Kapka Kassabova, Border Syndrome, The Guardian, 15 May 2009.
- Maya Jaggi, The Independent, June 5, 2009
- Kerin Hope, The Financial Times, July 12, 2007.
- Fernando López-Alves, Diane E. Johnson, Populist Nationalism in Europe and the Americas, Routledge, 2018, ISBN 0-429-79381-2.
- Letterature dal Fronte Associazione culturale