Gazi Yaşargil
Mahmut Gazi Yaşargil (* 6. Juli 1925 in Lice, Provinz Diyarbakır) ist ein türkischer Mediziner und Neurochirurg. Er wirkte mit Raymond M. P. Donaghy an der University of Vermont an der Entwicklung der Mikro-Neurochirurgie mit. Yaşargil behandelte Epilepsie und Gehirntumore mit selbst entworfenen Instrumenten. Von 1953 bis zu seiner Pensionierung 1993 war er zuerst Arzt, dann Oberarzt und später Professor und Lehrstuhlinhaber des Departments für Neurochirurgie an der Universität Zürich und dem Universitätsspital Zürich. 1999 wurde er auf der Jahrestagung des Congress of Neurological Surgeons als „Mann des Jahrhunderts 1950–1999 der Neurochirurgie“ geehrt. Er ist Gründungsmitglied der Eurasian Academy.[1]
Ausbildung und Karriere
Nach Besuch des Ankara Atatürk Lisesi und der Universität Ankara von 1931 bis 1943 ging Yaşargil nach Deutschland und studierte 1944/1945 Medizin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Im Mai 1945 setzte er sein Studium an der Universität Basel fort und wurde 1950 promoviert. Nach Stationen in Interlaken und Basel kam er 1953 zur Universität Zürich, an der er bis 1993 tätig war, unterbrochen von zwei Jahren (1965–1967) an der University of Vermont.
Seine Fähigkeiten bei der Entwicklung mikrochirurgischer Techniken in der cerebrovasculären Neurochirurgie ermöglichten Patienten das Überleben, die vorher als nicht operierbar gegolten hatten. 1969 wurde Yaşargil Assistenzprofessor und 1973 Professor und Lehrstuhlinhaber des Departments für Neurochirurgie an der Universität Zürich als Nachfolger seines Förderers Hugo Krayenbühl. In den folgenden zwanzig Jahren befasste er sich mit Laborarbeit und klinischen Anwendungen von mikrochirurgischen Techniken und führte 7500 intracraniale Operationen durch, bis er 1993 emeritiert wurde. 1994 nahm Yaşargil einen Ruf als Professor für Neurochirurgie am College of Medicine der University of Arkansas for Medical Sciences in Little Rock an. Dort war er in der Mikro-Neurochirurgie, Forschung und Lehre tätig. 2014 kehrte er in die Türkei zurück. In Istanbul übernahm er die Leitung der Fakultät für Neurochirurgie der Yeditepe Üniversitesi.
Zusammen mit Harvey Cushing gilt Yaşargil als einer der bedeutendsten Neurochirurgen des 20. Jahrhunderts.[2][3] Er half drei Generationen von Neurochirurgen, definierte die Möglichkeiten der Neurochirurgie und demonstrierte die Möglichkeiten der Ausführung. Im mikro-neurochirurgischen Labor in Zürich unterwies er 3000 Kollegen aus allen Erdteilen und allen medizinischen Fachrichtungen. Er war Gast bei mehreren hundert nationalen und internationalen neurochirurgischen Kongressen, Symposien und Kursen. Yaşargil genießt in der Medizin ein hohes Ansehen und gilt für die türkische Jugend als beispielhaft.
Veröffentlichungen
Yaşargil veröffentlichte seine chirurgischen Erfahrungen in 330 Abhandlungen und 13 Monografien. Die sechsbändige Veröffentlichung „Microneurosurgery“ (1984–1996, Georg Thieme Verlag Stuttgart-New York) ist eine umfassende Zusammenfassung seiner breiten Erfahrungen und ein wichtiger Beitrag zur Literatur der Neurochirurgie.
Privates
Er ist mit der Krankenschwester Dianne Bader-Gibson Yaşargil verheiratet, die ihm seit 1973 bei Operationen assistiert.
Sonstiges
- Der bekannte Dichter Can Yücel und Gazi Yaşargil waren beste Schulfreunde am Ankara Atatürk Lisesi.
Mitgliedschaft
1973–1975 Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Neurochirurgie
Auszeichnungen
- 1957 Alfred-Vogt-Preis der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft
- 1968 Robert-Bing-Preis der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften
- 1976 Marcel-Benoist-Preis der Schweizerischen Eidgenossenschaft
- 1980 Neurochirurg des Jahres
- 1981 „Pioneer Microsurgeon“-Preis der International Microsurgical Society, Sydney, Australien
- 1988 Ehrenmedaille der Universität Neapel, Italien
- 1992 Medizinpreis der Türkischen Republik
- 1997 Goldmedaille der World Federation of Neurosurgical Societies
- 1998 „Distinguished Faculty Scholar“, Universität von Arkansas für medizinische Wissenschaften
- 1998 Ehrung als „Neurochirurg des Jahrhunderts“ durch die Brasilianische Neurochirurgische Gesellschaft
- 1999 Ehrenmedaille der Europäischen Neurochirurgenvereinigung
- 1999 Ehrung als „Mann des Jahrhunderts in der Neurochirurgie 1950–1999“ durch die Fachzeitschrift Neurosurgery auf der Jahrestagung Neurologischer Chirurgen
- 2000 Fedor-Krause-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie
- 2000 Ehrenmitgliedschaft im American College of Surgeons
- 2000 Türkische Staatsmedaille für hervorragende Verdienste[4]
- 2000 Auszeichnung der Türkischen Akademie der Wissenschaften
- 2002 Internationaler Francesco-Durante-Preis, Italien
- 2012–2013 Gründungsmitglied der Eurasian Academy
- 2015 Tissot-Medaille der Schweizerischen Epilepsie-Liga
Weblinks
- J. M. Tew Jr: M. Gazi Yasargil: Neurosurgery's Man of the Century. Biografie. In: Neurosurgery. 45(5), November 1999, S. 1010–1014. (Abstract, englisch)
Einzelnachweise
- Webseite der Eurasian Academy
- Gazi Yaşargil achtzigjährig. In: Neue Zürcher Zeitung.
- Professor Gazi Yaşargil neunzigjährig. (Memento des Originals vom 13. September 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Webseite des Universitätsspitals Zürich
- Prof. Dr. Gazi Yaşargil'e Devlet Üstün Hizmet Madalyası takdimi töreninde yaptıkları konuşma