Gaston Bodart
Gaston Bodart (* 13. Januar 1867 in Wien; † 2. August 1940 ebenda) war ein Militärhistoriker, Statistiker und österreichischer Regierungsbeamter.
Familie
Seine Familie stammt ursprünglich aus Belgien.[1] Seine Eltern waren Narciß Bodart (* 1830; † 1882)[2] und dessen Ehefrau Pauline Gloxin (* 1845)[3]. Bodart selber heiratete am 22. Januar 1895 Hedwig Neuhold und lebte in Hart bei Gloggnitz.
Bekannt wurde er durch die Analyse der Verluste in den Kriegen mit österreichischer Beteiligung, sowie des 30-jährigen Krieges und des russisch-japanischen Krieges von 1905. Für viele Jahre waren seine Arbeiten das Standardwerk auf diesem Gebiet. Als Mitarbeiter der königlich-kaiserlichen Kommission organisierte er Österreichs Beteiligung an verschiedenen Weltausstellungen.
Für seine Arbeiten erhielt er das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens, sowie das goldene Dienstkreuz mit Krone ferner einige ausländische Orden.
Leben
Er studierte Jura am der Universität Wien und schloss dort mit einer Dissertation ab. Anschließend ging er dann in den Staatsdienst. Ab 1894 war er dann Assistent in der königliche Kommission. Während seiner Zeit in der Kommission erweiterte Bodart die Sammlung der Wiener Hofbibliothek. Er reiste auch viel, so besuchte er die USA mit dem Organisationskomitee zur Weltausstellung 1893. Im Jahr 1895 war er mit der Kommission zur Begutachtung der US-Kommission für Fischerei[4], 1907 war er dann in Chicago auf der World Pure Food Exposition.[1]
Militärhistoriker
Im Jahr 1908 veröffentlichte er sein bekanntestes Werk: das Militär-historische Kriegs-Lexikon (1618–1905). Dafür untersuchte er die Verluste in etlichen Kriegen seit dem 30-jährigen Krieg. 1916 veröffentlichte er Losses of life in modern wars, Austria-Hungary; France darin untersuchte er die Verluste von Österreich und Österreich-Ungarn seit dem 30-jährigen Krieg. Er beschrieb 1500 Schlachten und zeigte wie die Kriegsverluste zu Stagnation und dem Verlust an Kreativpotential führten. Seine Interesse für die statistischen Analysen von Kriegsverlusten brachten ihn zusammen mit Vernon Lyman Kellogg. Sein Werk wurde daher auf Englisch veröffentlicht, in der Reihe Military Selection and Race Deterioration, vom Carnegie Endowment for International Peace, Abteilung für Ökonomie und Geschichte.[5]
1913 untersuchte er die Kriege zwischen Österreich und Frankreich zwischen 1805 und 1815. Über Napoleon schrieb Bodart anschließend: Kein anderer Mensch opferte soviel Menschen dem Gott des Krieges wie Napoleon I, keine andere Mann brachte den Tod in dieser Größenordnung, kein Kommandeur kümmerte seine Soldaten weniger.[6]
Sein Manuskript Die Menschen-Verluste Osterreich-Ungarns im Weltkriege 1914–1918 blieben unveröffentlicht.[7][8]
Werke
- Die Erforschung der Menschenverluste Oesterreich-Ungarns
- Losses of life in modern wars, Austria-Hungary; France, by Gaston Bodart, Series, Military selection and race deterioration, by Vernon Lyman Kellogg; ed. by Harald Westergaard ... Oxford, The Clarendon Press; London, New York [etc.] H. Milford, 1916, Digitalisat
- Militär-historisches Kriegs-Lexikon (1618–1905). Wien und Leipzig, C. W. Stern, 1908, Digitalisat
- Kämpfe und Entwicklung der russischen Marine seit ihrer Entstehung bis heute: 1704 – 1904. Wien: Braumüller in Komm., 1904.
- Die für’s Vaterland gestorbenen Generale und Admirale der kriegführenden Staaten: 1612–1905 Wien [u. a.] : Stern, 1909.
- Erziehung, Ottilie Bondy, Gaston Bodart, Henry Kautsch, Georg Adam Scheid. Wien : K.K. Central Commission, 1894
Quellen
- Broucek, Peter and Kurt Peball. Geschichte der österreichischen Militärhistoriographie. Köln [u. a.]: Böhlau, 2000. ISBN 3-412-05700-2
- Cecil, Hugh P. and Peter Liddle. Facing Armageddon: the First World War Experienced, London: Leo Cooper, 1996, ISBN 0-85052-506-3
- Lueger, Karl, Die Gemeinde-Verwaltung der Stadt Wien im Jahre 1904. Wien, Gerlack & Wiedling, 1906
- The official directory of the World's Columbian exposition, May 1st to October 30th, 1893. A reference book of exhibitors and exhibits, and of the officers and members of the World's Columbian Commission. Chicago, W.B. Conkey Co., 1893. Digitalisat
- Passenger Manifest. SS Kaiser Wilhelm II. Year: 1893; Microfilm serial:M237; Microfilm roll: M237_603; Line: 1; Page Number: 6. * Passenger Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1820–1897; (National Archives Microfilm Publication M237, 675 rolls); Aufzeichnungen des U.S. Customs Service,
- High-life-Almanach, Adressbuch der Gesellschaft Wiens und der österreichischen Kronländer, Band 9, 1913, S. 30
- Wer ist's?, 1928, Volume 9, S. 149
Einzelnachweise
- Passenger lists,Year: 1907; Microfilm serial: T715; Microfilm roll: T715_884; Line: 8; Page Number: 81. Oceana, sailed from Genoa Italy, to New York, arrived 4 May 1907
- Assecuranz und finanzglobus : internationales volkswirthschaftliches organ, Todesanzeige
- Sein Vater war Generaldirektor des Lebensversicherung Der Anker, Vgl.:Wer ist's?, 1928, Volume 9, S. 149
- United States Fish Commission, Report of the Commissioner, 1896, S.190
- Losses of Life in modern wars, Austria Hungary and France. Gaston Bodart, L.L. D. Military Selection and race deterioration series, by Vernon Lyman Kellogg. Edited by Harald Westergaard, Oxford, Clarendon Press, 1916.
- Losses of life in modern wars : Austria-Hungary : France, S. 119
- Manuskript in Vincennes, AAT, EMA, 7N848.
- Hugh P. Cecil, Peter Liddle, Facing Armageddon: the First World War Experienced, London: Leo Cooper, 1996, ISBN 0-85052-506-3, S. 411, ISBN 978-1783461691