Gamelle

Gamelle ist eine schweizerische Bezeichnung für ein heute dreiteiliges nierenförmiges Kochgeschirr, das Soldaten zum Erwärmen von Speisen, als Essgeschirr und auch für das Kochen einfacher Gerichte (zum Beispiel Eintöpfe) für eine Person dient.[1]

Kochen mit Gamellen mit Hilfe einer Kochgrube

Geschichte

Die Gamelle wurde in der Schweizer Armee 1875 in Form eines Topfes aus verzinntem Stahlblech mit Deckel und Henkel eingeführt. Diese erste Version war jedoch untauglich und wurde wenig später durch das Einzelkochgeschirr 1882 in der heutigen Form und aus Aluminium ersetzt. Mit Aluminium konnte dabei das Gewicht fast halbiert werden. Das Geschirr fasst 2,7 Liter Inhalt und wiegt 450 Gramm. Es besteht aus einem nierenförmigen Topf mit einem Teller-Einsatz und einem Deckel. Teller und Deckel können zu einem zweiteiligen Geschirr verbunden werden. Zur Gamelle gehören bei der Schweizer Armee zusätzlich ein Löffel und eine Gabel, die für Aufbewahrung und Transport zusammengesteckt werden können. Ergänzend werden den Soldaten Feldflasche und Becher abgegeben.[2]

Das vergleichbare Kochgeschirr M1910 wurde in den deutschen Armeen im Jahr 1910 eingeführt und seitdem nicht mehr verändert. In Deutschland wird im zivilen Bereich ein solches Essgeschirr auch als Henkelmann bezeichnet, in der Bundeswehr umgangssprachlich als „Pickpott“[3]. Als Kocher dient seit dem Ersten Weltkrieg in den deutschen Armeen ein Esbitkocher, in der Schweizer Armee ein Brennpaste-Kocher, üblicherweise der Notkocher 71.

Die Gamelle wird nicht nur vom Militär in der Schweizer Armee, den deutschen Armeen der Kaiserzeit, Reichswehr und Wehrmacht sowie Bundeswehr und NVA, in Österreich, Italien, Ungarn, Polen und Rumänien benutzt, sondern auch beim Zivilschutz und bei den Pfadfindern.

Andere osteuropäische Staaten orientieren sich teilweise am russischen viereckigen Kochgeschirr, die US-Streitkräfte verwenden ein Messkit aus flachen, geteilten Alu-„Pfannen“.

Etymologie

Das Wort Gamelle stammt aus dem Französischen (frz. gamelle). Voraus liegt lateinisch gamella, eine Nebenform von lat. camella „Schale“, „Eimer“. Dies ist eine Verkleinerungsform von lat. camera „Kammer“, das seinerseits aus dem Griechischen stammt (griech. kamára).

Galerie

Commons: Gamellen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Gamelle – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelbelege

  1. Siehe Galerie im Artikel – Veröffentlichung der Schweizerischen Eidgenossenschaft/Schweizer Armee (Hrsg.): Reglement 60.006 d – Kochrezepte
  2. SWI swissinfo.chDie Gamelle hat ausgedient, abgerufen am 17. August 2020
  3. Wiki. Bundesministerium der Verteidigung, abgerufen am 17. Dezember 2017: „Pickpott, der; Substantiv, Maskulinum; Abgeleitet von „picken“ = essen und „Pott“ = Topf. Also das Feld-Essgeschirr.“
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