GEWOFAG
Die GEWOFAG ist eine 1928 gegründete Münchner Wohnungsbaugesellschaft. Sie verfügt über einen Bestand von mehr als 36.000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten[2] in und um München. Die wichtigsten Aufgaben des städtischen Unternehmens sind Neubau, Vermietung, Sanierung und Instandsetzung des Wohnungsbestands. Die GEWOFAG schafft und erhält bezahlbaren Wohnraum in der Landeshauptstadt München.
GEWOFAG Holding GmbH | |
---|---|
Rechtsform | Gesellschaft mit beschränkter Haftung |
Gründung | 6. Juni 1928 |
Sitz | München, Deutschland |
Leitung | Klaus-Michael Dengler (Sprecher),[1] |
Mitarbeiterzahl | 599 (2020) |
Umsatz | 281,5 Mio. Euro (2020) |
Branche | Wohnungswirtschaft |
Website | www.gewofag.de |
Stand: 2020 |
Der Konzern mit dem Tochterunternehmen Heimag München GmbH[3] beschäftigt in München rund 600 Mitarbeiter. Die Bilanzsumme betrug im Jahr 2020 rund 2.793 Mio. Euro.[4] Die GEWOFAG befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Landeshauptstadt München. Aufsichtsratsvorsitzende der GEWOFAG ist die 3. Münchner Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD).
Geschichte
Das Unternehmen wurde im Juni 1928[5] als Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG auf Initiative von Karl Sebastian Preis gegründet, dem damaligen Leiter des Münchner Wohnungs- und Siedlungsreferats und Stadtrat der Münchner SPD. Unter seiner Führung errichtete das Unternehmen in den folgenden Jahren rund 11.000 neue Wohnungen, wodurch die damalige Wohnungsnot in München gelindert werden konnte.[6]
Preis verstand Kunst am Bau als wichtigen Bestandteil der neuen Siedlungen und ließ Fresken und Reliefs an den Hauswänden anbringen. Die großzügigen Innenhöfe der GEWOFAG-Gründersiedlungen wurden mit Brunnen und Skulpturen ausgestattet.[7]
Zentrale Ereignisse in der Geschichte der GEWOFAG in den folgenden Jahrzehnten waren unter anderem:[8][9][10]
1948: Im Auftrag der amerikanischen Besatzer beginnt die GEWOFAG mit dem Bau der Siedlung Ramersdorf-Süd („Ami-Siedlung“) mit rund 500 Wohnungen für amerikanische Streitkräfte und ihre Familien.[11]
1954-1967: Auf einem ehemaligen Kasernengelände in Neuhausen entsteht die Siedlung Max II mit über 1.200 Wohnungen.
1959-1970: Die GEWOFAG baut die Siedlungen Fürstenried und Forstenried mit insgesamt über 1.300 Miet- und Eigentumswohnungen.
1968: Die Verwaltung der GEWOFAG zieht von der Schwabinger Schackstraße in die neu errichtete Unternehmenszentrale in der Kirchseeoner Straße[9].
1968-1973: Errichtung der Siedlung „Am Wald“ mit etwa 1.800 Wohnungen in Taufkirchen.
1987: Die Bauarbeiten für die Siedlung Westpark mit über 500 Wohnungen beginnen.
1995: Der Bestand der GEWOFAG zählt ca. 25.000 Wohnungen.
2001: Baubeginn in der Messestadt Riem. Rund 1.300 Wohnungen errichtet die GEWOFAG hier in den folgenden Jahren.
Im Jahr 2006 übernahm die GEWOFAG eine Beteiligung an der Heimag München GmbH[12] und 2008 die Mehrheit an der Heimag Holding AG[13] von der GAGFAH. Zum 1. Januar 2010 wurde die GEWOFAG in eine Holding,[14] die sich zu 100 Prozent im Besitz der Landeshauptstadt München befindet, und fünf Einzelgesellschaften umgewandelt.
Zuvor hielt die Landeshauptstadt 92,3 Prozent der Anteile an der GEWOFAG AG, die in die Konzerngesellschaft GEWOFAG Wohnen GmbH übergegangen ist.[14]
2011: Der soziale Dienstleister Wohnforum GmbH wird eine 100%ige Tochter der GEWOFAG[3].
2012: Wissenschaftliches Projekt für das Wohnen der Zukunft: In den Forschungshäusern in der Messestadt Riem wird zum Thema Energieverbrauch in Wohngebäuden geforscht.[15]
2015: Mit dem Erwerb der restlichen 30 Prozent der HEIMAG-Anteile ist die GEWOFAG alleinige Eigentümerin.[2]
2016: Pilotprojekt: Die GEWOFAG stellt nach nur einem Jahr Planungs- und Bauzeit die erste Parkplatzüberbauung Münchens fertig[16]. Das Projekt mit 100 Wohnungen wird 2018 mit dem Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichnet.[17].
2017: Start des strategischen Programms „Zurück zu den Wurzeln“, mit dem Ziel nach dem Vorbild von Unternehmensgründer Karl Preis schnell und kostengünstig möglich viel bezahlbaren und zugleich hochwertigen und ästhetischen Wohnraum zu errichten.[18]
2018: Umzug der GEWOFAG an den neuen Standort am Gustav-Heinemann-Ring 111 in Neuperlach.[19]
Wohnanlagen
Wohnanlagen der GEWOFAG gibt es in jedem Stadtbezirk Münchens. Das Unternehmen ist an rund 100 Standorten vertreten[20]. Ansprechpartner vor Ort sind die Mitarbeitenden der fünf Mieterzentren[21] in Ramersdorf, Giesing, Sendling/Laim, Neuhausen und Riem sowie der Geschäftsstelle in Taufkirchen[22].
Ziel der GEWOFAG ist, nicht nur bezahlbaren Wohnraum für die Münchner Bevölkerung zu schaffen, sondern zugleich lebenswerte Quartiere zu errichten, in denen die Menschen gerne zu Hause sind. In den Wohnanlagen leben Familien, Singles, Paare und Menschen aller Altersschichten mit unterschiedlichem sozialem und kulturellem Hintergrund.
Die GEWOFAG bietet ein Beratungs- und Mieterservice mit Angeboten wie Nachbarschaftstreffs oder der Mobilen Mieterunterstützung[23].
Die öffentlich geförderten Bestände der GEWOFAG und 85 Prozent der freifinanzierten Wohnungen (Belegungsbindungsvertrag mit der Landeshauptstadt München) werden über die Wohnungsplattform „Soziales Wohnen online“ (SOWON)[24] des Amts für Wohnen und Migration vergeben. Die GEWOFAG hat auch Wohnungen gemäß dem kommunalen Förderprogramm München-Modell in ihrem Portfolio. Die Vermietung dieser Wohnungen erfolgt über immobilienscout24.de[25].
Die mehr als 36.000 Wohnungen der GEWOFAG verteilen sich auf insgesamt 52 Wohnanlagen[26] in Stadt und Landkreis München. Die ältesten Wohnanlagen datieren dabei in das Jahr 1928 zurück.
Die Gesellschaft wurde schnell zum größten Bauherrn der Stadt München und errichtete in den Großsiedlungen Neuharlaching, Neuramersdorf, Neuhausen, Walchenseeplatz und Friedenheim bis 1931 5.429 Wohnungen[27], die heute teilweise unter Denkmalschutz stehen.
Fusionierung der städtischen Wohnbaugesellschaften
München hat neben der GEWOFAG noch eine zweite gemeinnützige Wohnbaugesellschaft, die zu hundert Prozent der Stadt gehört, die GWG. Wiederholt gab es im Münchner Rathaus Bestrebungen, die GEWOFAG mit der GWG zusammenzulegen. Ernsthaft diskutiert wurde die Fusion erstmals im Jahr 2005, ein weiterer Vorstoß erfolgte 2016, seitens der Koalition von SPD und CSU im Münchner Stadtrat.[28] Eine gute Gelegenheit hierfür sahen die Parteien seinerzeit in einem bevorstehenden Geschäftsführerwechsel in beiden Firmen. Sowohl CSU als auch SPD hatten jedoch Bedenken und sahen vor allem die unterschiedlichen Strukturen der beiden Unternehmen als Hinderungsgrund.
Ende 2020 beschlossen unter Federführung der 3. Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD), die beiden Regierungsfraktionen Grüne/Rosa Liste und SPD/Volt die Fusionierung der städtischen Wohnbaugesellschaften GEWOFAG und GWG. Wie schon bei den früheren Ansätzen sehen sie als Hauptziel der beschlossenen Fusionierung, den Wohnungsbau in München anzukurbeln.[29] Angestrebt ist eine Steigerung von durchschnittlich rund 1250 neu gebauten städtischen Wohnungen im Jahr auf 2000. Mit der Fusion sollen auch die Kosten gesenkt werden. Synergieeffekte verspricht sich das Münchner Rathaus vom Abschaffen der bisherigen Doppelstrukturen in den Bereichen Personalstruktur, Projektentwicklung, Verwaltung und IT. Angepeilt ist, jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag einzusparen. Die Stadtverwaltung wurde von der Grün-Roten Koalition im Dezember 2020 beauftragt, konkrete Vorschläge für eine künftige Unternehmensstruktur der fusionierten Wohnbaugesellschaften auszuarbeiten. Die Zusammenlegung soll bis 2024 erfolgen. Von den insgesamt 800 000 Wohnungen in München umfasst dann das aus GEWOFAG und GWG verschmolzene Unternehmen 67 000 Wohnungen mit insgesamt 150 000 Mieterinnen und Mietern.
Weblinks
Einzelnachweise
- Geschäftsbericht 2020 der GEWOFAG, S. 9 (PDF; 11 MB).
- Website der GEWOFAG, Profil. Abgerufen am 12. Juni 2018.
- Website der GEWOFAG, Konzernstruktur. Abgerufen am 12. Juni 2018.
- Daten und Fakten: GEWOFAG Holding GmbH. Abgerufen am 31. März 2018.
- GEWOFAG Historie
- Geschäftsbericht 2016 der GEWOFAG, Seite 31. (PDF; 4,8 MB) Abgerufen am 13. Juni 2018.
- Broschüre Karl Preis – Visionär und Pionier des sozialen Wohnungsbaus und Wiederaufbaus in München, Seite 35. (PDF; 4 MB) Abgerufen am 13. Juni 2018.
- Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG (Hrsg.): Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge AG; 50 Jahre GEWOFAG 1928 – 1978. München 1978 (48 Seiten).
- Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG (Hrsg.): Die Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG München begeht 1968 Ihr 40 jähriges Jubiläum. München 1968 (15 Seiten).
- GEWOFAG (Hrsg.): 70 Jahre Wohnungsbau, 70 Jahre Kunst am Bau; 1928 – 1998. Juni 1998 (65 Seiten).
- Dr. Ulrike Haerendel; Historikerin und freie Fachautorin: 50 Jahre "Ami-Siedlung" München – Entstehung und Geschichte. Hrsg.: ZdW Bay. Nr. 3. München 2000.
- Gesellschafter der HEIMAG München GmbH (Memento vom 20. August 2008 im Internet Archive)
- Konzernstruktur der GEWOFAG.
- GEWOFAG Konzernstruktur. Abgerufen am 31. März 2018.
- Website der GEWOFAG, Quartiersentwicklung in Riem. Abgerufen am 14. Juni 2018.
- Pressemitteilung der GEWOFAG vom 11. Januar 2017. Abgerufen am 14. Juni 2018.
- Website Deutscher Bauherrenpreis. Abgerufen am 14. Juni 2018.
- Pressemitteilung der GEWOFAG vom 13. April 2017. Abgerufen am 14. Juni 2018.
- Pressemitteilung der GEWOFAG vom 7. Juni 2018. Abgerufen am 14. Juni 2018.
- Website der GEWOFAG, Konzern. Abgerufen am 14. Juni 2018.
- Website der GEWOFAG, Mieterzentren. Abgerufen am 14. Juni 2018.
- Geschäftsbericht 2016 der GEWOFAG, Umschlag. (PDF; 4,8 MB) Abgerufen am 14. Juni 2018.
- Flyer "Planen. Bauen. Wohnen." (PDF; 230 kB) Abgerufen am 14. Juni 2018.
- Website der Stadt München, Geförderte Wohnungen. Abgerufen am 14. Juni 2018.
- Website der GEWOFAG, Wohnungssuche. Abgerufen am 14. Juni 2018.
- GEWOFAG Kennzahlen. Abgerufen am 31. März 2018.
- Historisches Lexikon Bayerns: Wohnungspolitik (Weimarer Republik)
- Dominik Hutter, Heiner Effern: Die Koalition denkt an einen Zusammenschluss der Wohnungsbaugesellschaften -. sueddeutsche.de, 2. Februar 2016, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- Bernd Kastner: Stadt fusioniert Wohnbaugesellschaften. sueddeutsche.de, 10. Dezember 2020, abgerufen am 11. Dezember 2020.