Fritz Wrede

Fritz Wrede (eigentlich Johann Heinrich Wrede, * 7. Juli 1868 i​n Hannover; † 28. März 1945 ebenda)[1] w​ar ein deutscher Musikinstrumenten- u​nd Orgelbauer[2] s​owie Erfinder. Sein v​on ihm geführter Betrieb w​ar „einer d​er größten Dreh- u​nd Kirmesorgelwerkstätten Europas.“[1]

Leben

„Wrede sen.“ war Eigentümer der Berckhusenstraße 9, „Wrede jun.“ war dort Kohlenhändler;
Adressbuch der Stadt Hannover von 1942
Das heutige Gebäude Berckhusenstraße 9 an Stelle des ehemals denkmalgeschützten Wohnhauses des Drehorgelbauers

In d​em erst 1859 a​ls Teil d​er Vorstadt Hannover eingemeindeten (heutigen) hannoverschen Stadtteil[3] Kleefeld geboren,[2] w​uchs Fritz Wrede b​ei seinem Stiefgroßvater Georg Baier auf, „einem Drehorgel- u​nd Orchestrionbauer i​n Hannover“, b​ei dem Wrede a​uch in d​ie Lehre ging.[1]

Zur Zeit d​es Deutschen Kaiserreichs begann Wrede u​m 1889 m​it dem Aufbau e​ines eigenen Betriebes, anfänglich gemeinsam m​it Bernhard Göppert: Das Adressbuch d​er Stadt Hannover v​on 1889 verzeichnete d​ie „Fa. Wrede & Göppert“, d​och Wredes Teilhaber s​tieg schon b​ald wieder a​us dem Unternehmen aus. 1893,[1] Wrede führte d​en Betrieb mittlerweile alleine, w​urde das Unternehmen v​on der Scheidestraße 7 z​ur Scheidestraße 20 (heute: Berckhusenstraße 9) verlagert.[4]

Durch zahlreiche Erfindungen u​nd Verbesserungen konnte Fritz Wrede b​is kurz v​or dem Ende d​es Zweiten Weltkrieges seinen anfänglichen Kleinbetrieb, d​er bis zuletzt a​uf handwerklicher Fertigung basierte, z​u einer d​er größten Werkstätten für Dreh- u​nd Jahrmarktsorgeln i​n Europa ausbauen.[1]

Beim letzten Luftangriff a​uf Hannover a​m 28. März 1945 w​urde das Werk zerstört – u​nd auch Fritz Wrede k​am an j​enem Tag u​ms Leben.[1] Erhalten h​atte sich b​is mindestens i​n die Mitte d​er 1980er Jahre jedoch d​as ehemalige u​nd seinerzeit denkmalgeschützte Wohngebäude Wredes u​nter der Adresse Berckhusenstraße 9.[5]

Erhaltene Orgeln und Orchestrionen

Musikinstrumente d​er Firma Fritz Wede finden s​ich heute i​n Privatbesitz, Sammlungen u​nd Museen:

  • aus der Vorläuferzeit ein Notenverzeichnis der Fa. Johann Baier Söhne in einer 38er Frati Trompetenorgel, Das Bergische Drehorgelmuseum (Sammlung Dr. Ullrich Wimmer), Marienheide;[6]
  • die sogenannte „Schneider Konzertorgel“ (Modell 36er), Schaustellerfamilie Schneider, Bielefeld;[7]
  • 69er Wrede-Orgel, die „zu den ersten Notenorgeln (um 1906) [gehören] dürfte“, bei Frits de Voer, Apeldoorn;[6]
  • 69er Kirmesorgel im Nationalmuseum (Prag), im Blasebalg mit der Inschrift „Neu beledert am 26. März 1924 Willi Waldau Hannover-Kleefeld“[6]
  • Karussellorgel mit 67 Tonstufen, Schwarzwaldmuseum Triberg (Kurt-Niemuth-Stiftung)[6]
  • 33er Harmonipan aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, Privateigentum von Roland Wolf[6]

Literatur

  • Roland Wolf (Verf.), Bernhard Häberle (Red.): Orgelbauer Fritz Wrede (1868-1945) in Hannover-Kleefeld und seine Mitarbeiter und Zulieferer. In: Das mechanische Musikinstrument. Journal der Gesellschaft für selbstspielende Musikinstrumente e.V., Ausgabe Nummer 105, August 2009, ISSN 0721-6092, S. 7–12; herunterladbar als PDF-Dokument
  • Peter Georg Schuhknecht: Fritz Wrede und der Drehorgelbau in Hannover. Geschichte der Erfindungen Hannoverscher Unterhaltungs- und Musikautomaten, Hannover, Friesenstraße 54: P. G. Schuhknecht [1981]
  • Helmut Zimmermann: Hannoversche Porträts. Lebensbilder aus sieben Jahrhunderten, illustriert von Rainer Ossi Osswald, Hannover: Harenberg, 1983, S. 97–101
  • Hugo Thielen: WREDE, (1) Johann Heinrich (gen. Fritz). In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 395.
  • Hugo Thielen: Wrede, (1) Johann Heinrich (gen. Fritz). In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 685.

Schallplatten

  • Peter Georg Schuhknecht: Drehorgel-Festival Hannover (Schallplatte), 33/min, 30 cm, 1978 (enthält 42er Gewecke-Trompetenorgel, 44er Holl-Trompetenorgel, 65er Haupt-Posaunenorgel, 38er Bacigalupo-Trompetenorgel, 26er Oehrlein-Notenorgel, 38er Bacigalupo-Trompetenorgel-Walze, 35er Gebr.-Bruder-Walze, 26er Bacigalupo-Zauberflötenorgel-Walze, 60er Fritz-Loos-Walzenorgel, 26er Frati-Violin-Pan-Walzenorgel, 26er Bacigalupo-Pan-Walzenorgel, 25er Wrede-Doppelpan-Walzenorgel, 20er Wrede-Moritatenorgel, 35er Gebrüder-Bruder-Walzenorgel). DNB 353424099
Commons: Fritz Wrede – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hugo Thielen: WREDE, (1) ... (siehe Literatur)
  2. Vergleiche die Angaben unter der GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
  3. Klaus Mlynek: Kleefeld. In: Stadtlexikon Hannover, S. 350
  4. Hugo Thielen: Wrede, (1) ... (siehe Literatur)
  5. Gerd Weiß: Bahnanlage (und die Abbildung der Fotografie auf der gegenüberliegenden Buchseite), in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 2, Bd. 10.2, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Braunschweig, Wiesbaden: Friedrich Vieweg & Sohn, 1985, ISBN 3-528-06208-8, S. 78; sowie Kleefeld im Addendum Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 NDSchG (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Institut für Denkmalpflege, S. 17ff.
  6. Roland Wolf (Verf.), Bernhard Häberle (Red.): Orgelbauer Fritz Wrede ... (siehe Literatur)
  7. Nils Benthien (Verantw.): Fotos auf der Seite deutsche-volksfeste.de, zuletzt abgerufen am 4. September 2018
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