Fritz Stüber
Fritz Stüber (* 18. März 1903 in Wien; † 31. Juli 1978 ebenda) war ein österreichischer Jurist, Journalist, Autor und Politiker (VdU/FSÖ). Er gehörte zu den bekanntesten Persönlichkeiten der äußersten Rechten in der österreichischen Nachkriegszeit.[1]
Leben
Fritz Stüber, Sohn des Schriftstellers Fritz Stüber-Gunther, schloss 1929 sein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien mit der Promotion zum Dr. iur. ab. Während seines Studiums wurde er 1923 Mitglied der Burschenschaft Vandalia Wien (1962 wurde er dann Mitglied der Burschenschaft Gothia Wien).[2] Nach dem Gerichtsdienst als Rechtsanwaltsanwärter bis 1931 war er bei den Bezirkssteuerbehörden Baden bei Wien und Bruck an der Leitha sowie bei der Finanzlandesdirektion Wien beschäftigt. Daneben verfasste er Gedichtbände, darin auch Hitlerwürdigungen, und trat am 13. Februar 1933 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.450.567), allerdings beim Verbot der Partei 1933 wieder aus.[3] 1938 verließ er den von ihm ungeliebten Staatsdienst und wurde Schriftleiter bei der Tageszeitung Neues Wiener Tagblatt. Noch bis Ende des Krieges schrieb er Durchhalteartikel und rückte in den letzten Kriegstagen bei der Luftwaffe im Bodendienst ein.
Auf der von der Deutschen Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone 1948 herausgegebenen Liste der auszusondernden Literatur erscheint Stüber mit einem Werk,[4] auf der vom Österreichischen Bundesministerium für Unterricht 1946 herausgegebenen Liste der gesperrten Autoren und Bücher mit allen seinen Werken.[5] 1948 wurde Stüber verhaftet und im Februar 1949 nach drei Monaten Polizeiarrest von einem Volksgericht auf freien Fuß gesetzt.
Stüber war Mitbegründer und Wiener Obmann des Verbands der Unabhängigen. Nach dem ersten Antreten der Partei zur Nationalratswahl 1949 zog er als Abgeordneter in den Nationalrat ein. Stüber war auch Chefredakteur der VdU-Wochenzeitung Der Unabhängige. Sein Parteikollege Viktor Reimann charakterisierte ihn später so: „Er war der nationale Barde vom Dienst und Oppositioneller aus Passion. Als ausgesprochener Individualist kam Stüber geistig nicht aus dem Nationalsozialismus, sondern aus dem Kreis der Schönerianer, die sich immer erst wohl fühlten, wenn die Nationalen einander in den Haaren lagen.“[6] Für VdU-Obmann Herbert Alois Kraus war Stüber „ein dem romantischen Nationalgefühl verfallener Dichter-Journalist“, der „germanische Schwärmerei“ betreibe.[7] 1953 wurde er aus dem VdU wegen „Rechtsabweichlertum“ ausgeschlossen.[8] Als am 7. Juni 1955 der Staatsvertrag ratifiziert werden sollte, lehnte Stüber als einziger von 165 Abgeordneten die Zustimmung ab, da durch diesen Vertrag seiner Ansicht nach von den Siegermächten ein Keil zwischen Österreich und die BRD getrieben wird. Um keinen Eklat zu verursachen, blieb er schließlich der Abstimmung fern und der Staatsvertrag wurde einstimmig vom Nationalrat angenommen, mit 164 Pro-Stimmen und einer Abwesenheit.[9] Stüber blieb noch bis zum Ende der Legislaturperiode 1956 Abgeordneter.
Ab 1956 und bis zu seinem Tode war Stüber der Schriftleiter der Zeitschrift Eckartbote, die von der Österreichischen Landsmannschaft herausgegeben wurde.[10][11] Der Eckartbote war laut DÖW durch revanchistische und ausländerfeindliche Inhalte gekennzeichnet.[12] So wurde beispielsweise in der Ausgabe 6/1992 des 50. Todestages des „Politikers Reinhard Heydrich“ gedacht.
Stüber engagierte sich in verschiedenen einschlägigen Organisationen: Er war Mitbegründer der Freiheitlichen Sammlung Österreichs,[13] Leiter der Österreichischen Landsmannschaft,[14] und zweiter Präsident des Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes.[15] Er wurde am Wiener Zentralfriedhof bestattet.[16]
Preise, Auszeichnungen, Ehrungen
- 1958 Goldener Ehrenring „Dem deutschen Gedicht“ der Gesellschaft für freie Publizistik, der größten rechtsextremen Kulturvereinigung Deutschlands
- 1963 Dichtersteinschild des 1999 wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verbotenen Vereins Dichterstein Offenhausen
- 1972 Ulrich-von-Hutten-Medaille der Gesellschaft für freie Publizistik, der größten rechtsextremen Kulturvereinigung Deutschlands
- 1977 Schiller-Preis des Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes, einer bis 1996 bestehenden rechtsextremen Organisation
- 1992 taufte die Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik, das aktivste Sammelbecken der organisierten rechtsextremen Szene in Österreich, ihr Heim in Wien-Ottakring Dr.-Fritz-Stüber-Heim
Werke (Auswahl)
Belletristik
- Ein Herz im Alltag. Gedichte, 1936
- Mein kleiner Weg. Gedichte, 1936
- Schicksal in Versen, 1937
- Echte Not. Gedichte aus Österreichs Freiheitskampf, 1939
- Die feste Freude. Gedichte, 1940
- Wiener Geschichten. Heiteres Allerlei rund um den Stefansturm, 1941
- Der Bienenkorb. Ein deutsches Porzellanbüchlein aus Wien, 1943
- Einkehr in Wien. Gedichte, 1943
- Herz im Heimatland. Gedichte, 1949
- Die Märchenwiese. Buchschmuck von Erhard Amadeus Dier, 1954
- Die Offenbarung, 1955
- Segel im Süden. Gedichte, 1960
- Demokrateia. Ein Spiel vom Parlament in Versen. Mit Pfeilen für Achillesfersen, 1965
- Mit Blut geschrieben. Deutsche Gedichte aus drei Jahrzehnten, 1966
- Des Geistes Opferblut bleibt unverloren. Ein Weihespiel, 1968
- Zu wem so laut das Schicksal spricht. Ein Hölderlin-Schauspiel in 5 Aufzügen, 1970
- Wir glühn in olympischen Feuern. Gedichte, 1971
- Am Wegrand wächst Vergangenheit. Gedichte, 1975
Sonstige Schriften
- Internationale der Nationalen, 2. Aufl., 1952
- Die Deutsche Erhebung 1813/1815, Eckartschriften Heft 13, Österreichische Landsmannschaft, 1964
- Volk, Sprache und Dichtung, 1967
- Ich war Abgeordneter. Die Entstehung der freiheitlichen Opposition in Österreich. Leopold-Stocker-Verlag, Graz 1974. ISBN 3-7020-0193-X
- Die Nibelungendichtung, 1977
Literatur
- Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 560–561.
Weblinks
- Literatur von und über Fritz Stüber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Fritz Stüber auf den Webseiten des österreichischen Parlaments
Einzelnachweise
- Wolfgang Purtscheller: Aufbruch der Völkischen. Das braune Netzwerk. Picus-Verlag, Wien 1993, ISBN 3-85452-239-8, S. 82.
- Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 560.
- Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/43760481
- Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone (Hg.) Liste der auszusondernden Literatur. Zweiter Nachtrag. Berlin: Deutscher Zentralverlag, 1948. Buchstabe S, Seiten 245–290.
- Österreichisches Bundesministerium für Unterricht (Hg.): Liste der gesperrten Autoren und Bücher. Maßgeblich für Buchhandel und Büchereien. Ueberreuter, Wien 1946, S. 58.
- Viktor Reimann: Die Dritte Kraft in Österreich. Molden, Wien u. a. 1980, S. 127. Zitiert nach: Wolfgang Purtscheller: Aufbruch der Völkischen. Das braune Netzwerk. Picus-Verlag, Wien 1993, ISBN 3-85452-239-8, S. 83.
- Herbert Kraus: Untragbare Objektivität. Politische Erinnerungen 1917–1987. Amalthea, Wien 1987, ISBN 3-85002-254-4, S. 275.
- Die Presse: Die Welt bis gestern: Eine kleine Frau, die eine große war, 9. Juni 2007.
- Die Presse: 15. Mai 1955: Die österreichische Heldenlegende, 14. Mai 2010.
- Hüttner, Thomas (2011). „Poet und Politiker - Dr. Fritz Stüber kämpfte für den deutschen Charakter seiner Heimat“. In: Der Eckart. Beitrag Nr. 525 vom 28.02.2011. (Memento vom 28. Juni 2016 im Internet Archive).
- Parlament der Republik Österreich (Hg.) Biographien: Dr. Fritz Stüber.
- DÖW: (Schutzverein) Österreichische Landsmannschaft (ÖLM) (Memento vom 20. Januar 2016 im Internet Archive).
- Helga Embacher: Haiders salopper Umgang mit den Juden. In: Informationen der Gesellschaft für politische Aufklärung Nr. 59, Dezember 1998 (PDF; 223 kB).
- Purtscheller 1993, S. 50.
- Purtscheller 1993, S. 308.
- Grabstelle Fritz Stüber, Wien, Zentralfriedhof, Gruppe 24, Reihe 3, Nr. 82.