Friedrich Wilhelm Höhn
Friedrich Wilhelm Höhn (geb. 4. März 1839 in Güsterbiese; gest. 30. Dezember 1892 in Berlin) war ein preußischer Polizeihauptmann, der sich während der Meiji-Zeit beim Aufbau des japanischen Polizei-Systems verdient gemacht hat.
Leben und Werk
Friedrich Wilhelm Höhn war das Älteste von acht Kindern des Ölmüllers Johann Heinrich Höhn. Er wurde zum Militärdienst einberufen und zeichnete sich 1866 in der Schlacht bei Königgrätz durch besondere Tapferkeit aus. Eine militärische Laufbahn konnte er aber aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten, er entschied sich daher für eine Offizierslaufbahn bei der Berliner Polizei.
Ab 1861 war er „interimistischer“ Polizeileutnant, während des Deutsch-Französischen Krieges wurde er zum Hauptmann befördert. Für sechs japanische Polizeibeamte, die zur Ausbildung in Deutschland waren, fungierte er als Betreuer. Als es dann um die Unterstützung bei der Reform des japanischen Polizeisystems ging, wurde er nach Japan entsandt, wo er im März 1885 eintraf. Dort nahm er seinen Dienst im Innenministerium auf, organisierte als Lehrkraft bzw. Polizeiinspektor das Ausbildungs- und Trainingsprogramm für Polizisten. Insgesamt bildete er 553 Polizisten aus. Seine Dienstreisen führten ihn von Hokkaidō bis nach Amami-Ōshima, also durch ganz Japan. Sein Vertrag galt zunächst für drei Jahre, wurde um zwei Jahre verlängert, an die er noch ein Jahr dranhängte. Im April 1891 machte er sich über Amerika auf den Heimweg nach Deutschland.
Zuvor wurde ihm der Orden der Aufgehenden Sonne und der Orden des Heiligen Schatzes verliehen.[1]
Zurück in Berlin verstarb Höhn nach schwerer Krankheit am 30. Dezember 1892. Er wurde auf dem Alten Luisenstädter Friedhof begraben. Das aufwändig gestaltete Grabmal existiert allerdings nicht mehr.
Kurz nach seinem frühen Tod initiierten Yamagata Aritomo als Präsident des Geheimen Staatsrates und Kiyoura Keigo als Vize-Justizminister unter Höhns 553 Schülern eine Spendenaktion für einen drei Meter hohen Gedenkstein, der 1894 im Mimeguri-Schrein (三廻神社, in der Nähe des heutigen Sky Tree) eingeweiht wurde. Höhns Dienstreiseberichte und Vorlesungsmitschriften können im Nationalarchiv von Japan eingesehen werden und sind als Mikrofilm in der National Diet Library verfügbar. Im geschichtlichen Teil der Dauerausstellung des neuen Tokioter Polizeimuseums (Kyōbashi (Tokio)) wird Höhn nicht mehr erwähnt. Dagegen befindet sich in der Ausstellung des Polizeipräsidiums der Präfektur Fukuoka ein Dokument, welches belegt, dass Höhn sich im Zuge der Polizeireform maßgeblich für den Erhalt des Systems der kleinen Polizeiwachen in Städten Kōban und auf dem Lande chûzaisho eingesetzt hat – eine Art der bürgernahen Polizeiarbeit, welche ausländische Touristen in Japan sehr schätzen.
Unmittelbarer Anlass für die von Beate Wonde kuratierte Ausstellung in der Mori-Ôgai-Gedenkstätte 2018 war die Aufarbeitung des privaten Teilnachlasses Höhns, bestehend aus Fotos und drei privaten Tagebüchern, im Archiv der Polizeihistorische Sammlung (Berlin).[2]
Literatur
- Beate Wonde: Ein preußischer Polizeihauptmann in Japan. Friedrich Wilhelm Höhn. Eine Spurensuche 1885–91. In: Museums-Journal 2018/3.
- Ein preußischer Polizeihauptmann in Japan. Friedrich Wilhelm Höhn. Eine Spurensuche 1885-91. Ausstellung in der Mori-Ôgai-Gedenkstätte, 2. August bis 20. Dezember 2018; anschließend 8. Januar bis 29. März 2019 in der Polizeihistorische Sammlung (Berlin); 9. Juli bis 4. August in der Kirche Altranft im Oderbruch; Mitte September bis November 2019 im Schloss Hohenschönhausen.[A 2]
- Ramming, Martin: Wilhelm Höhn. In: Japan-Handbuch. Steiniger-Verlage Berlin, 1941.
Anmerkungen
- Es handelt sich um eine Steinabreibung.
- Am Ende geht die Ausstellung nach Tokio an die OAG wo Höhn Mitglied war
Weblinks
- Laut Auskunft des Japanischen Kabinettsbüros per Mail vom 10. April 2019 im Auftrag von Beate Wonde (Kuratorin der Mori-Ôgai-Gedenkstätte)
- https://beatewonde.de/exhibitions/ein-preussischer-polizeihauptmann-in-japan-friedrich-wilhelm-hoehn-eine-spurensuche-1885-91/