Friedrich Schultze (Mediziner)

Julius Friedrich Schultze (* 17. August 1848 i​n Rathenow; † 14. Oktober 1934 i​n Bonn) w​ar ein deutscher Internist u​nd Neurologe. Er g​ilt als e​iner der Begründer d​er Kinderneurologie.

Friedrich Schultze, 1918
Signatur

Leben und Werk

Schultze studierte i​n Berlin, Bonn u​nd Heidelberg. Um a​ls Freiwilliger a​m Krieg v​on 1870/71 teilzunehmen, unterbrach e​r sein Studium. Er w​urde als Unterarzt i​n einem Berliner Lazarett eingesetzt.[1] 1871 b​is 1880 arbeitete e​r als Assistent u​nd Schüler Nicolaus Friedreichs i​n Heidelberg. Er promovierte 1871 u​nd habilitierte s​ich 1876. 1880 w​urde er z​um Extraordinarius d​er Heidelberger Universität ernannt. 1887 w​urde er ordentlicher Professor u​nd Direktor d​er Medizinischen Klinik i​n Dorpat, jedoch s​chon 1888 Professor u​nd Direktor d​er Medizinischen Klinik u​nd Poliklinik i​n Bonn, w​o er b​is zu seiner Emeritierung 1918 verblieb. 1908/09 amtierte e​r als Rektor d​er Universität. Am 4. November 1887 w​urde er i​n die Deutsche Akademie d​er Naturforscher Leopoldina gewählt. Seit 1891 w​ar Schultze zusammen m​it Wilhelm Heinrich Erb u​nd Adolf v​on Strümpell Mitbegründer u​nd -herausgeber d​er »Deutschen Zeitschrift für Nervenheilkunde« (heutiges Journal o​f Neurology). 1898 erschien d​er erste Band seines »Lehrbuches d​er Nervenkrankheiten« (Stuttgart; Ein geplanter zweiter Band w​urde nicht realisiert.). Schultze w​ar 1884 Erstbeschreiber d​es später s​o genannten Morbus Charcot-Marie-Tooth.[2] 1893 beschrieb e​r die a​uch als Schultze-Syndrom bekannte Akroparästhesie.

1928 wurde Schultze anlässlich seines 80. Geburtstages zum Ehrenbürger der Stadt Bonn ernannt. 1954 wurde in Bonn eine Straße nach ihm benannt.[3]

Wissenschaftliche Schriften

  • »Über den Gasgehalt der Schwimmblase einiger Süsswasserfische Deutschlands« (Pflüger’s Arch. 1872)
  • »Über die Resultate der Kaltwasserbehandlung des Typhus abdominal. im akad. Krankenhause zu Heidelberg« (Abhandlungen des Heidelberger naturhist.-med. Vereins 1874)
  • »Experimentelles über die Sehnenreflexe« (mit Paul Fürbringer, Centralblatt für die medizinischen Wissenschaften, Berlin, 1875)
  • »Über die Tetanie und die mechanische Erregbarkeit der peripheren Nerven, über die sekundäre Degenerationen des Rückenmarkes« (Centralblatt für die medizinischen Wissenschaften, Berlin, 1876 und 1878, sowie in Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, Berlin, XIV.)
  • »Über Meningitis acuta, Poliomyelitis der Kinder und der Erwachsenen, über multiple Sclerose« 
  • »Über den mit Hypertrophie verbundenen progressiven Muskelschwund und ähnliche Krankheitsformen.« J. F. Bergmann, Wiesbaden 1886 Archive
  • »Über Myelitis syphilitica und Rückenmarksaffectionen bei plötzlicher Luftdruckerniedrigung«
  • »Über Heilbarkeit und pathologische Anatomie der Tabes dorsalis«
  • »Über aufsteigende Paralyse und neurot. Muskelatrophie« 
  • »Über eine eigentümliche progressive atrophische Paralyse bei mehreren Kindern derselben Familie« (Berliner Klinische Wochenschrift, 21, S. 649–651, 1884)
  • »Über Bleilähmung«
  • »Beitrag zur Lehre von den angeborenen Hirndefecten« (Festschr. des naturh.-med. Vereines, Heidelberg 1886)
  • »Über Kleinhirnschwund«
  • »Über Diagnose und chir. Behandl. von Hirngeschwülten, über Neurosen nach Trauma, Akroparaesthesien, Myoklonien, Myokymie«
  • »Über Heilwirk. der Electrizität« (Wiesbaden 1892)
  • »Über Lepra« (D. Arch. f. kl. Med. Bd. 43)
  • »Über Akromegalie« 
  • »Über Leukaemie« (Ib. Bd. 52).
  • »Über Akroparästhesie« (Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde 3, S. 300–318, Berlin, 1893, 3: 300–318)
  • »Lehrbuch der Nervenkrankheiten. Erster Band. Destruktive Erkrankungen des peripheren Nervensystems, des Sympathicus, des Rückenmarks und seiner Häute.« Ferdinand Enke, Stuttgart 1898 Archive
  • »Die Krankheiten der Hirnhäute und die Hydrocephalie« (in Hermann Nothnagel, Specielle Pathologie und Therapie, Band 9, 3, Wien, 1901)
  • Erfahrungen über Neurosen nach Unfällen. Wiesbaden 1912.
Commons: Friedrich Schultze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Barbara I. Tshisuaka: Schultze, Friedrich. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1310.
  2. Charcot-Marie-Tooth disease bei „Whonamedit?“ (Memento des Originals vom 14. Mai 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.whonamedit.com
  3. Friedrich-Schultze-Straße im Bonner Straßenkataster
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