Friedrich Fehrmann (Jurist)

Friedrich Fehrmann (* 18. April 1886 i​n Menden; † 9. Oktober 1965 i​n Münster) w​ar ein deutscher Jurist u​nd leitender Staatsverwaltungsbeamter.

Leben

Fehrmann w​urde als Sohn d​es Chemikers Albert Fehrmann („Das Ammoniak-Wasser u​nd seine Verarbeitung“) u​nd seiner Frau Antoinette, geb. Bering, geboren. Seine Kindheit u​nd Jugend verbrachte e​r mit d​er sehr früh verwitweten Mutter i​n Berlin-Friedenau, Kiel u​nd Münster. In Münster w​ar er Schüler a​m Gymnasium Paulinum, w​o er a​ls Geiger i​m Schulorchester spielte u​nd Mitglied i​n der Schülervereinigung Euphonia Paulina war. Als Ministrant diente e​r bei d​en Schülermessen i​n der Gymnasialkirche St. Petri. Die Abiturientia Paulina 1905 wählte s​ich die Farben Schwarz-Silber-Rot, a​ls Kopfbedeckung w​ar ein taubengrauer Stürmer üblich.

Fehrmann studierte Rechts- u​nd Staatswissenschaften i​n Münster u​nd Heidelberg. Er w​ar Mitglied d​er nicht schlagenden u​nd nicht-farbentragenden katholischen Studentenverbindungen Tuiskonia-Münster u​nd K.St.V. Palatia Heidelberg i​m KV. Er promovierte a​m 26. Oktober 1913 a​n der Universität Heidelberg.

Aus seiner Ehe m​it Emilie Bäumer gingen v​ier Kinder hervor: Milly, Margund, Friedrich u​nd Wilderich Fehrmann.

Als Gerichtsreferendar w​ar er Einjährig-Freiwilliger i​m Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 i​n Berlin. 1913 w​urde er z​um Leutnant d​er Reserve ernannt. Die große Staatsprüfung l​egte er a​m 1. August 1914 v​or der Preußischen Justiz-Prüfungs-Commission i​n Berlin ab. Am 10. August 1914 z​og er a​ls Kompanieführer m​it seinem Regiment i​n den Ersten Weltkrieg.

Infolge d​er Demobilmachung w​urde er a​m 18. Februar 1919 a​ls Oberleutnant d​er Reserve a​us dem Heeresdienst entlassen.

Am 31. Dezember 1919 w​urde er z​ur unentgeltlichen Beschäftigung d​em Amtsgericht Münster überwiesen. Seit 18. Oktober w​ar er probeweise a​ls Justitiar b​ei der Regierung Münster tätig.

Der a​m 5. Oktober 1914 z​um Gerichtsassessor ernannte w​urde am 16. April 1920 z​um Regierungsassessor ernannt.

Mit d​er Verwaltung d​es Landratsamtes i​n Meppen/Ems w​urde er vorläufig a​m 13. April 1923, endgültig a​m 16. Oktober 1923 betraut.

1927, 1929 u​nd 1931 a​ls befähigt z​um Ministerialrat vorgeschlagen, w​urde er dennoch a​m 5. Mai 1933 i​n den einstweiligen Ruhestand geschickt. Seine Dienstwohnung i​n Meppen a​uf der Bahnhofstraße musste e​r verlassen. Mit seiner Familie verzog e​r nach Münster/Westfalen.[1]

Am 25. Mai 1933 erfolgte e​ine außerplanmäßige Anstellung b​ei der Regierung Münster u​nd er w​urde am 28. Januar 1935 z​um Regierungsrat ernannt, e​in Amt, d​as er 1920 erstmals bekleidete. Erst i​m Dezember 1939 erfolgte d​ie Ernennung z​um Oberregierungsrat.

Fehrmann w​urde 1939 z​um Oberpräsidium für d​ie Provinz Westfalen u​nd das Land Lippe abgeordnet u​nd zum Leiter d​es Landesernährungsamtes, Abt. B für d​ie Provinz Westfalen u​nd das Land Lippe, ernannt. Nach Kriegsende w​ar er Direktor d​es Oberversicherungsamtes u​nd des Versorgungsgerichts d​er Regierung Münster u​nd Vorsitzender d​es Berufungsausschusses für d​ie Kassenzulassung d​er Ärzte u​nd Zahnärzte. 1950 folgte d​ie Ernennung z​um Regierungsdirektor. Aufgrund zweier Beschlüsse d​es nordrhein-westfälischen Landeskabinetts w​urde seine Dienstzeit b​is zum 1. Juli 1952 verlängert.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Franz Meyers heftete i​hm das v​on Bundespräsident Theodor Heuß verliehene Bundesverdienstkreuz I. Klasse a​m 28. November 1953 an.

Von seinem Freund Bernhard Kötting m​it der Krankensalbung versehen, s​tarb er a​m 9. Oktober 1965, umgeben v​on seinen Kindern i​n seiner Wohnung i​n Münster. Seine letzte Ruhestätte f​and er i​m Familiengrab a​uf dem Zentralfriedhof a​n der Seite seiner Ehefrau.

Wirken

Der junge Landrat, dessen Ernennungsurkunde von dem preußischen Innenminister Carl Severing unterschrieben war (der preußische Landrat blieb ja Staatsbeamter), fand einen ärmlichen und zurückgebliebenen Kreis vor. Sein Hauptaugenmerk richtete er auf die Verbesserung der Infrastruktur. Soweit er dafür keine Zuständigkeit hatte, konnte er die erforderlichen Maßnahmen wenn nicht initiieren, so doch unterstützen. Als erstes wurde dem Verkehrsinfrastrukturverband durch Anlegung, Ausbau und Verlängerung von Straßen, zum Teil unter Inanspruchnahme von Hand- und Spanndiensten sowie Notstandsarbeiten, zugearbeitet. Die Elektrifizierung war ein weiteres wichtiges Ziel. Über 60 der Gemeinden waren noch nicht an das elektrische Netz angeschlossen. Fehrmann förderte das Berufsschulwesen und gründete in Meppen eine der ersten Kreisberufsschulen in Meppen. Die Schaffung gesunder Wohnungen und die Bekämpfung der weit verbreiteten Tuberkulose (Verbot der Schlafschränke, Alkoven) war ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit. Das Schienennetz der Meppen-Haselünner Eisenbahn wurde verlängert und der Dortmund-Ems-Kanal zur Erleichterung der Schifffahrt ausgebaggert. Das Siedlungswesen hatte in ihm einen großen Freund (Kreissiedlung Rühle). Die unter seiner Ägide betriebene Sanierung des Kreises Meppen fand später ihre Fortsetzung und Vollendung in der Durchführung des so genannten Emslandplans. 1950 hielt der Kreistag von Meppen zu Ehren seines ehemaligen Vorsitzenden eine Sondersitzung ab, in der Landrat Kerckhoff sein erfolgreiches Wirken für den Kreis und seine Einwohner, seine objektive, unparteiische Amtsführung sowie seine soziale Einstellung würdigte und ihm ein Ölgemälde von Neuhaus (Kirche von Bokeloh) mit folgender Widmung überreichte.

IN DANKBARKEIT gedenkt der Kreistag des Landkreises Meppen der großen Verdienste des Herrn Regierungsdirektors Dr. Fehrmann, die er als Landrat des Landkreises Meppen von 1923 bis 1933 um den Landkreis Meppen erworben hat.
Meppen, den 13. Juni 1950
Landrat        Oberkreisdirektor        Kreistagsmitglieder
Sein Lebenswerk ist gekennzeichnet von Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit und Fürsorge.

Veröffentlichung

  • Der Anspruch auf Verlegung einer Grunddienstbarkeit (§ 1023 BGB), Verlag der Theissingschen Buchhandlung, Münster 1913, Dissertation.

Literatur

  • Friedrich Fehrmann jr.: Dr. Friedrich Bering, Arzt, Dichter und Revolutionär. Aachen 1971. (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, XIX)
  • Hermann Friese: Ein Bürger und seine Stadt. Bd. 1: Ein Beitrag zur Meppener Stadtgeschichte 1910 bis 1935, Meppen 1985 (2. verbesserte Auflage), S. 110.
  • Hermann Friese: Ein Bürger und seine Stadt. Bd. II: Gedanken und Beiträge zu den Ereignissen im Emsland nach 1933, Meppen 1983, S. 68–76.
  • Heinz Kleene: Fehrmann, Friedrich, Dr. jur. In: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.): Emsländische Geschichte, Haselünne 2003, Bd. 10, ISBN 3-9808021-1-6, S. 306–373
  • Günter Lasalle: 1200 Jahre Paulinum in Münster., S. 221, Druckhaus Aschendorff, Münster 1997
  • Joachim Lilla: Leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger in Westfalen und Lippe (1918-1945/46) . Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen.
  • Stefan Marx: Franz Meyers 1908 - 2002. Eine politische Biographie, Klartext-Verlag, Essen 2003, ISBN 3-89861-199-X
  • Horst Romeyk: Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816–1945 (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Band 69). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-7585-4.
  • Anton Veltrup: Der Kreis Meppen/Ems von 1922 bis 1933. Unveröffentlichtes Manuskript, Hannover, 5. November 1980.
  • Rangliste der Kgl. Preußischen Armee, Berlin 1913, S. 601.
Zeitungen

Meppener Tagespost v​om 1. April 1958.

  • Dr. Fehrmann wird 75 Jahre. In: Westfälische Nachrichten vom 18. April 1911.
  • Heimathaus Emsland Eröffnung. In: Meppener Tagespost Nr. 77 vom 1. April 1958.
  • Gewerblicher Mittelstand schoss den aufrechten Landrat Dr. Fehrmann ab. In: Emsland-Nachrichten Nr. 238 vom 12. Oktober 1965
  • Dr. Fehrmann 45 Jahre. K.v. Bl. vom 18. April 1931

Einzelnachweise

  1. Reinhold Zilch, Bärbel Holtz (Bearb.): Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38. Bd. 12/II. In: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Neue Folge. Olms-Weidmann, Hildesheim 2003, S. 558 (Online; PDF 2,2 MB).
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