Friedrich Eggers
Hartwig Karl Friedrich Eggers (* 27. November 1819 in Rostock; † 11. August 1872 in Berlin) war deutscher Kunsthistoriker. Er war auch Mitglied im Tunnel über der Spree und im Rütli.
Leben
Friedrich Eggers war der dritte Sohn des Rostocker Holz- und Baumaterialienhändlers Christian Friedrich Eggers (1788–1858) und dessen Frau Sophie, geb. Lierow (1793–1850). Nach dem Schulabschluss 1835 erlernte er den Kaufmannsberuf. Aus diesen Jahren stammen erste schriftstellerische Versuche. 1839 bis 1841 holte Eggers in Privatunterricht das Abitur nach, begann schließlich am 14. April 1842 ein Philologie-Studium an der Universität Rostock[1] und wechselte im selben Jahr nach Leipzig, wo er bei Wilhelm Wachsmuth historische Studien betrieb. Ein erneuter Wechsel führte ihn 1843 nach München zum Studium der klassischen Archäologie. Nach weiteren Wechseln zurück nach Rostock 1844[2] und schließlich nach Berlin promovierte Eggers 1848 in Rostock zum Thema Die Kunst als Erziehungsmittel für die Jugend. In Berlin machte er die Bekanntschaft mit Franz Kugler, der ihn mit der Ausarbeitung einer vielbeachteten Denkschrift über die Reorganisation der Kunstverwaltung in Preußen beauftragte. Später schrieb Eggers eine vortreffliche Biografie Kuglers, der ihn auch in den literarischen Sonntagsverein Tunnel über der Spree eingeführt hatte. Während seines Studiums wurde er 1844 Mitglied der Alten Berliner Burschenschaft Germania.[3]
Zu Ostern 1849 trat Friedrich Eggers unter Leitung des Historikers Karl Hegel in die Redaktion der Mecklenburgischen Zeitung ein, kehrte aber schon im Herbst des gleichen Jahres nach Berlin zurück und gründete dort wenig später das Deutsche Kunstblatt. Er redigierte dieses bis zu dessen Einstellung zusammen mit anderen Mitgliedern der literarischen Gruppe Rütli. Für den Neubau des Schweriner Schlosses verfasste er verschiedene Inschriften; dafür erhielt er bei der Einweihung des Schlosses 1857 von Großherzog Friedrich Franz II. die bronzene Schlossmedaille.[4]
Zu Ostern 1863 wurde Eggers als Lehrer der Kunstgeschichte an die königliche Akademie der Künste in Berlin berufen und bekam am 27. November des Jahres dort eine Professur. Er war Professor an der Gewerbe- und der Bauakademie Berlin. Neben der Lehrtätigkeit verfolgte er schriftstellerische Ambitionen, die jedoch weitgehend unbekannt blieben.
Als Hauptwerk von Friedrich Eggers gilt seine Biografie des Bildhauers Christian Daniel Rauch in fünf Bänden, die er allerdings nicht mehr fertigstellen konnte. Sie wurde von seinem Bruder Karl Eggers vollendet.
1871 trat Eggers in das preußische Kultusministerium ein und war dort für bildende Künste zuständig. Er war u. a. mit Theodor Fontane Begründer der Vereinigung Ellora.
Sein ebenfalls aus Rostock stammender Freund Adolf von Wilbrandt nahm ihn als Vorlage für die Figur des bisexuellen Fridolin in seinem Roman Fridolins heimliche Ehe, welcher 1875 veröffentlicht wurde, als Wilbrandt in Wien weilte.[5] Der gemeinsame Freund Fontane schreibt in seiner autobiografischen Schrift Von Zwanzig bis Dreißig, dass Fridolin in dieser „reizenden Geschichte“ „frei nach dem Leben gezeichnet“ wurde.[6]
Friedrich Eggers war Ehrenmitglied des Akademischen Vereins Hütte. Er starb nach kurzer Krankheit in Berlin. Die Beisetzung erfolgte wenige Tage später in seiner alten Heimat Rostock.
Im Jahr 1874 erschienen postum die Gedichte von Friedrich Eggers in einem Verlag in Breslau. Sein jüngerer Bruder Karl fungierte auch hier als Herausgeber.[7] Erste einzelne Gedichte von Eggers waren bereits 1851 für den Deutschen Musen-Almanach vom Dichter Otto Friedrich Gruppe herausgegeben worden.
Werke
- (Mithrsg.) Argo. Album für Kunst und Dichtung. Breslau: (Jg. 1857:) Trewendt u. Granier; (Jg. 1858–60:) Trewendt, 1857–1860. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
- Friedrich Eggers: Gedichte. Mit dem Bildn. d. Dichters. [Hrsg. von Karl Eggers.] Hoffmann, Breslau 1874.
- Friedrich Eggers (Hrsg.): Deutsches Kunstblatt – digital
- Friedrich Eggers: Christian Daniel Rauch. Berlin: Duncker, 1873–1891. 5 Bd. (Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern)
Briefe
- Theodor Storms Briefe an Friedrich Eggers. Mit e. Lebensskizze von F. Eggers u. Gedichtproben. Hrsg. von H. Wolfgang Seidel. Curtius, Berlin 1911.
- Theodor Fontane und Friedrich Eggers. Der Briefwechsel. Mit Briefen an Karl Eggers u. der Korrespondenz von Friedrich Eggers mit Emilie Fontane. Hrsg. von Roland Berbig. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1997, ISBN 3-11-014987-7 (Schriften der Fontane Gesellschaft, Bd. 2.).
Literatur
- Alfred Woltmann: Eggers, Hartwig Karl Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 671–673.
- Nachruf auf Friedrich Eggers. In: Kunstchronik. Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst. 8. Jg., Heft 1 und Heft 2, 18. und 25. Oktober 1872.
- Roland Berbig, Wulf Wülfing: Ellora. In: Wulf Wülfing, Karin Bruns, Rolf Parr (Hrsg.): Handbuch literarischer Vereine, Gruppen und Bünde 1822–1933. (= Repertorien zur Deutschen Literaturgeschichte. Bd. 18). Metzler, Stuttgart/Weimar 1998, ISBN 3-476-01336-7, S. 87–90.
- Roland Berbig: „Ich bedaure dann, daß ich Euch nicht genug sein kann“. Friedrich Eggers – Kunsthistoriker, Redakteur, Vereinsgründer und ein schwieriger Freund Theodor Fontanes. In: Berliner LeseZeichen – Literaturzeitung, Nr. 6/7, 2000, S. 37–52.
- Willi Passig: Sie sollten nicht vergessen sein. Plattdeutsches Dichterbuch für Mecklenburg. Elmenhorst/Vorpommern: Edition Pommern 2013, ISBN 978-3-939680-14-7
Weblinks
Anmerkungen
- Eintrag (1) von Friedrich Eggers im Rostocker Matrikelportal
- Eintrag (2) von Friedrich Eggers im Rostocker Matrikelportal
- Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 161–162.
- Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung 2 (1857), S. 108
- Andreas Brunner, Hannes Sulzenbacher: Schwules Wien, Reiseführer durch die Donaumetropole, Promedia, Wien 1998, ISBN 3-85371-131-6, S. 40 f.
- Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig, F. Fontane & Co, Berlin 1898, S. 188
- Friedrich Eggers. In: Blätter für literarische Unterhaltung - Jahrgang 1874, Erster Band., Brockhaus, Leipzig, 1874, S. 365