Friedensglocke (Frankfurt (Oder))
Die Friedensglocke in Frankfurt (Oder) ist ein Baudenkmal für die Oder-Neiße-Grenze, die damals als Oder-Neiße-Friedensgrenze bezeichnet wurde. Die DDR hatte die Oder-Neiße-Grenze mit dem Görlitzer Abkommen bereits 1949 akzeptiert. Frankfurt (Oder) wurde so zur Grenzstadt und die östlichen Stadtteile als Słubice polnisch. Traditionell wird die Glocke am 1. September zum Weltfriedenstag geläutet.
Die Friedensglocke ist eine drei Tonnen schwere Eisenhartgussglocke, die in Morgenröthe im Vogtland gegossen wurde.[1] Die Glocke wurde am 27. Januar 1953 in Frankfurt an der Oder aufgestellt.[2] Einen zeitgenössischen Beitrag Über Sinn und Bedeutung der Friedensglocke veröffentlichte der Schriftsteller Karl Reinhold Döderlin in der Neuen Zeit.[3]
Die Glockenweihe fand am 15. Oktober 1952 in Berlin um 17.00 Uhr am Platz vor dem Bahnhof Friedrichstraße statt. Dabei erfolgte auch das Einläuten im Beisein von angereisten CDU-Parteitagsbesuchern und unter Teilnahme der Bevölkerung. Die Glocke wurde bereits am 11. Oktober 1952 nach Berlin transportiert und an einem Glockenstuhl aus Stahlträgern vorübergehend aufgehängt und bis zur Weihe verhüllt.[4]
Die Glocke erklingt im Ton Cis´. Sie trägt die Inschrift Friede und Freundschaft mit allen Völkern. Die Glocke wurde auf Anregung von Georg Dertinger von der CDU der DDR[5] im Blick auf den VI. Parteitag in Berlin (16. bis 18. Oktober 1952) gestiftet.[6] Aus diesem Grund muss bei der Frankfurter Kreisgruppe der CDU eine Erlaubnis eingeholt werden, wenn die Glocke zu bestimmten Anlässen geläutet werden soll.[7]
Die Glocke hing bis 2011 in einem von Johannes Müller entworfenen Glockenhaus am Holzmarkt (52° 20′ 38,5″ N, 14° 33′ 28,2″ O ).[8]
2002 wurde beschlossen, die Glocke ans südliche Ende des Holzmarktes zu versetzen. 2011 wurde ein neuer Glockenturm vom Architektenbüro Gruber + Popp errichtet. Die Glocke wurde am 2. Februar 2011 aus dem Glockenhaus entfernt und anschließend in Neuenhagen bei Berlin saniert.[9] Die Gesamtkosten der Sanierung und des neuen Glockenturms beliefen sich auf rund 250.000 Euro.[10] Eine Steinplatte mit Widmung aus dem Inneren des alten Glockenhauses wurde neben der neuen Glockenaufhängung angebracht.[11] Am 30. August 2011 wurde der neue Standort der Friedensglocke an der Oderpromenade (52° 20′ 42,7″ N, 14° 33′ 26,7″ O ) eingeweiht. Die Glocke wird jetzt von einem Edelstahlturm umrahmt und gehalten.[12]
Einzelnachweise
- Bernhard Klemm: Frankfurter Denkmalgeschichte – erzählt anhand von Schicksalen einzelner Denkmäler. In: Mitteilungen des historischen Vereins zu Frankfurt (Oder). Heft 1, 1997 S. 15–17. Klemm unterstreicht, dass die Angabe Apolda als Gussort falsch ist, da dort nur Bronzeglocken gegossen wurden.
- Neue Zeit, 27. Januar 1953, S. 2
- Tageszeitung der CDU Neue Zeit, 15. Oktober 1952, S. 3
- Neue Zeit, 15. Oktober 1952, S. 1 (mit Abb. der provisorischen Aufhängevorrichtung der Glocke)
- Neue Zeit, 25. Juni 1952, S. 1
- Denkmale in Brandenburg Stand: 19.02.2021. 5230 Friedensglocke. Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, abgerufen am 14. April 2021.
- Glocke des Kalten Krieges. zur Geschichte der Frankfurter Friedensglocke. slubice.de & frankfurt.pl, abgerufen am 14. April 2021.
- Architekturführer DDR: Bezirk Frankfurt (Oder). ISBN 3-345-00146-2, Seite 22
- Märkische Oderzeitung vom 3. Februar 2011: Meister Bittner wartet schon
- Märkische Oderzeitung vom 10. Februar 2011: Kein Investor für den Holzmarkt
- Märkische Oderzeitung vom 24. August 2011: Tafel erzählt Glocken-Geschichte
- Märkische Oderzeitung vom 1. September 2011: Mahnende Worte an der Friedensglocke
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09110128 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg