Frieda Blanca von Joeden
Frieda Blanca von Joeden (* 23. April 1878 in Darmstadt; † 1955 in Frankfurt am Main) war eine deutsche (Blumen-)Malerin, Grafikerin und Lehrerin. Unter anderem ihrem Schaffen im Frauenkunstverband ist es zu verdanken, dass Frauen heute für Kunst- oder Designstudiengänge zugelassen werden.
Leben
Frieda Blanca von Joeden wurde am 23. April 1878 in Darmstadt geboren.[1] Über ihre ersten Lebensjahre und ihren frühen Werdegang ist nichts bekannt.
Von Joeden machte ihre Ausbildung bei Emil Orlik in Berlin. Dieser gilt als Erneuerer des Farbholzschnittes und hat sie in diesem Bereich sicherlich geprägt.[2] Gemeinsam mit der Künstlerin Eugenie Bandell war von Joeden auch Schülerin von Ottilie Wilhelmine Roederstein.[3]
1910 war von Joeden erstmals Teil der 12. Jahresausstellung Frankfurter Künstler im Frankfurter Kunstverein, die vom 30. Oktober bis 12. November stattfand.[4] In der Kategorie „Graphische Kunst“ stellte sie dort ihren Holzschnitt Beguinenhof in Gent aus.[4]
Von Joeden übernahm 1911 das Atelier von Roederstein im Städelschen Kunstinstitut, welches Ottilie W. Roederstein 1891 bezogen hatte.[5] Es befand sich in der Dürerstraße 10 in Frankfurt am Main.[6]
Während der 13. Jahresausstellung Frankfurter Künstler im Frankfurter Kunstverein vom 5. November bis 3. Dezember 1911 war sie erneut in der Kategorie „Graphische Kunst“ vertreten, mit ihrem Holzschnitt Venedig.[4] Des Weiteren stellte sie ein Gemeinschaftswerk, den Holzschnitt Heuwagen, zusammen mit Lisa von Schauroth aus.
1913 erhielt sie unter anderem eine Medaille von der Stadt Leipzig.[7] Gleichzeitig trat der Frauenkunstverband als Berufsorganisation der bildenden Künstlerinnen hervor. Im Mai 1913 fand die erste Generalversammlung in Frankfurt a. M. statt, zu der Delegierte aus allen Teilen Deutschlands gekommen waren, unter ihnen auch Frieda Blanca von Joeden.[8] Vorsitzende des Künstlerverbandes war Käthe Kollwitz, weitere Gründungsmitglieder Dora Hitz und Eugenie Kaufmann. Gemeinsam mit der ersten Vorsitzenden Kollwitz, Hitz, Bandell und Ottilie W. Roederstein bildete von Joeden den Kern des Vereins in Frankfurt a. M. Ziel des Verbandes war es „durch Einigkeit stark zu werden und mit Aufbietung aller Kräfte eine Besserung [ihrer] Berufsverhältnisse [zu erreichen].“[8][9]
Im Jahr 1914 war sie im „Haus der Frau“, einer Sondergruppe der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig in den Kategorien „Reklame und Werbemittel“ und „Freie Graphik“ mit Holzschnitten vertreten.[6] Nachdem Frauen kurz zuvor zum buchgewerblichen Unterricht zugelassen worden waren, wurde von Joeden zur gleichen Zeit auch Mitarbeiterin im graphischen und buchgewerblichen Unterricht, weshalb sie mit Schülern aus ihrem Studienatelier in Frankfurt a. M. auch in der Kategorie „Unterricht“ in Leipzig ausstellte.[6]
Am 19. November 1916 wurde der Zusammenschluss Frauenkunstverband „Dreistädtebund“, der in der Kunst beruflich tätigen Frauen aus Mainz, Darmstadt und Frankfurt in Mainz gegründet, in dem auch von Joeden tätig war. Die Ziele waren: die Förderung der Interessen der Künstlerinnen, Verständigung und Zusammenarbeit mit Künstlervereinigungen, die Förderung günstiger Ausstellungsbedingungen und die Werbung für die Mitarbeit von Frauen im öffentlichen Kunstleben.[10]
Im Laufe ihres Lebens wurde sie auch Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[6] Sie starb 1955 in Frankfurt a. M.[11]
Werk
1944 wurde in Frankfurt a. M. der Großteil von Joedens Werken im Krieg zerstört. Ihr künstlerisches Werk reicht von Holzschnitten über Plakate, Ansichtskarten und Aquarelle bis hin zur Ölmalerei, wobei Blumen ihre bevorzugten Motive waren. Vereinzelt tauchen kleinere Werke in Auktionshäusern auf, über ihr gesamtes Lebenswerk ist jedoch kaum etwas bekannt. Ein heute noch bekanntes Werk ist Veilchen, ein Holzschnitt, bestehend aus einem kleinförmigen Blatt in zarten Grau- und Violetttönen gehalten, der um 1910 entstanden sein muss.[12] 1914, zu Beginn des Ersten Weltkrieges, entstand eine Serie an Ansichtskarten für den Nationalen Frauendienst, unter anderen mit den Titeln und du mein Schatz bleibst hier[13] und Gott erhalt ihn mir.[14]
Ein weiteres bekanntes Werk Straße in Erding, welches am 16. August 1918 entstanden ist, kann heute im Studiensaal der Graphischen Sammlung des Städel Museums vorgelegt werden.[15] Zeitlich nicht einzuordnen ist ein Farbholzschnitt, welcher vermutlich den Frankfurter Dom darstellt.[16] Anhand verschiedener Ausstellungskataloge wird deutlich, dass es noch viele weitere Werke wie Beguinenhof in Gent, ausgestellt auf der 12. Jahresausstellung Frankfurter Künstler gegeben haben muss.[4] Auch der Verbleib von Holzschnitten wie Venedig, Abend und Heuwagen oder das Plakat, welches sie im „Haus der Frau“ ausstellte ist heute unbekannt. Bis heute werden die Werke ausgestellt, zuletzt in der Ausstellung „Unbekannt – Farbholzschnitte Anfang des 20. Jahrhunderts“ des Rüsselsheimer Kunstvereins im Stadt- und Industriemuseum Rüsselsheim (28. Februar bis 25. April 2021).[17]
Literatur
- Städelmuseum (Hrsg.): Frei. Schaffend. Die Malerin Ottilie W.Roederstein. Katalog. Hatje & Cantz, Frankfurt a. M. 2021, ISBN 978-3-94-7879-045.
- Kunstverein Frankfurt a. M. (Hrsg.): Katalog der Herbst-(Frühjahrs-)Ausstellung Frankfurter Künstler im Frankfurter Kunstverein. 3.1901 – 13.1911. Klimsch, Frankfurt a. M. 1912-1914 nachgewiesen; s. a.
- Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik (Hrsg.): Die Frau im Buchgewerbe und in der Graphik. Sondergruppe der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik, Leipzig 1914.
- Heidelberger historische Bestände: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten. 1914, S. 140–142.
Weblinks
- Tapan Bhattacharya: Ottilie Roederstein. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Ellinor Landmann: Erfolgreich – und dann vergessen: Ottilie W. Roederstein. In: „SRF Kultur“. 21. Dezember 2020, abgerufen am 30. Mai 2021
- Städelmuseum: Ausstellung „Frei. Schaffend. Die Malerin Ottilie W. Roederstein.“ Abgerufen am 30. Mai 2021
- Biografie von Ottilie W. Roederstein nach: Barbara Rök: Ottilie W. Roederstein (1859–1937). Eine Künstlerin zwischen Tradition und Moderne. Hrsg.: Eva Scheid im Auftrag des Magistrats der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv, 1999.
Einzelnachweise
- Joeden, Frieda Blanca von. In: Benezit Dictionary of Artists. Oxford Art, 31. Oktober 2011, abgerufen am 30. Mai 2021.
- Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst e. V. in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Museen zu Berlin, c/o Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin: Prof. Emil Orlik. In: Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst e.V. Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst e. V., abgerufen am 30. Mai 2021.
- Städelmuseum: Frei. Schaffend. Die Malerin Ottilie W. Roederstein. In: Städelmuseum (Hrsg.): Katalog. Hatje & Cantz, Frankfurt a. M. 2020, ISBN 978-3-947879-04-5, S. 207.
- Frankfurter Kunstverein: Katalog der Herbst-(Frühjahrs-)Ausstellung Frankfurter Künstler im Frankfurter Kunstverein. In: edocs.ub.uni-frankfurt. Klitsch, abgerufen am 30. Mai 2021.
- Roederstein, Ottilie W. | Frankfurter Personenlexikon. Abgerufen am 25. Juni 2021.
- Sondergruppe der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik: Die Frau im Buchgewerbe und in der Graphik. In: Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik (Hrsg.): Katalog. Leipzig 1914.
- Benezit Dictionary of Artists: Joeden, Frieda Blanca von. In: Benezit Dictionary of Artists. Oxford Art, 31. Oktober 2011, abgerufen am 30. Mai 2021 (englisch).
- Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten. In: Heidelberger historische Bestände (Hrsg.): Zeitschrift. 1914, S. 140–142.
- Roederstein-Junghenn-Archiv: Doppelseite aus dem Besucherbuch des Roederstein-Ater-liers. In: Städelmuseum. Roederstein-Junghenn-Archiv, 1938, abgerufen am 30. Mai 2021.
- Eva Weickart: Blick auf die Mainzer Frauengeschichte / Mainzer Frauenkalender. In: Landeshauptstadt Mainz. Stadt Mainz, 2004, abgerufen am 30. Mai 2021.
- Digitale Sammlung des Städel Museum: Frieda Blanca von Joeden. In: Digitale Sammlung des Städel Museum. Abgerufen am 30. Mai 2021.
- Martina Altschäfer: Unbekannt – Holzschnitte vom Anfang des 20. Jahrhunderts. In: YouTube. Abgerufen am 30. Mai 2021.
- Sabine Giesbrecht: Ansichtskarte Sammlung – und du mein Schatz bleibst hier – Nationaler Frauendienst. In: Bildpostkarten Universität Osnabrueck. 1914, abgerufen am 30. Mai 2021.
- Nationaler Frauendienst 1914: Bäuerin verabschiedet ihren Ehemann – Gott erhalt ihn mir. In: Abebooks. Abgerufen am 30. Mai 2021.
- Sammlung Städelmuseum: Straße in Erding. In: Sammlung Städelmuseum. 16. August 1918, abgerufen am 30. Mai 2021.
- Wolfgang Barina: Frankfurter Dom (?) Farbholzschnitt. In: Wolfgang Barina Kunstsammler. Abgerufen am 30. Mai 2021.
- Unbekannt – Farbholzschnitte Anfang des 20. Jahrhunderts. In: Museum Rüsselsheim. Stadt- und Industriemuseum Rüsselsheim, abgerufen am 30. Mai 2021.