Frederik Ruysch
Frederik Ruysch (* 23. März 1638 in Den Haag; † 22. Februar 1731 in Amsterdam) war ein niederländischer Anatom und Botaniker sowie Geburtshelfer und Gerichtsmediziner. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Ruysch“.
Leben
Frederik Ruysch war der Sohn eines Staatsbeamten, machte eine Lehre als Apotheker und eröffnete 1661 in Den Haag eine Apotheke. Er stellte anatomische Untersuchungen an für ihn von Totengräbern beschafften Leichen an und entschloss sich Mediziner zu werden.
Ruysch studierte dann Medizin an der Universität Leiden bei Johannes van Horne (1621–1670), Franciscus Sylvius und Florentius Schuyl (1619–1669). 1664 wurde er zum Dr. med. promoviert.
Er betrieb anschließend eine Arztpraxis in Haag, wo er auch zahlreiche an der Pest Erkrankte behandelte.
Von der Amsterdamer Chirurgenzunft wurde er 1666 zum praelector anatomiae ernannt, unterrichtete in diesem Amt Chirurgen und führte öffentliche anatomische Leichenöffnungen durch. 1672 wurde er auch Dozent für Geburtshilfe bei der Amsterdamer Chirurgengilde.
Von 1672 bis 1712 war zudem als Stadtgeburtshelfer und ab 1679 als Gerichtsmediziner in Amsterdam tätig.[1]
1685 wurde er Professor für Botanik am Athenaeum Illustre Amsterdam und erster Direktor des Botanischen Gartens, Hortus Medicus Amstelodamensis. Er hielt Vorlesungen für Chirurgen und Apotheker. Dem angehenden Wissenschaftler Lorenz Heister konnte Ruysch die für dessen Ausbildung in Anatomie und Chirurgie erforderlichen Leichen beschaffen.[2]
Neben vielen anderen Themen beschäftigte sich Ruysch auch mit Fragen der Leichenkonservierung und der Herstellung anatomischer Präparate. Er injizierte eine Mischung von Talg, weißem Wachs und Zinnober ins Gefäßsystem und legte seine Präparate dann in Alkohol ein, dem schwarzer Pfeffer zugefügt wurde. Der durch Alkohol präparierte Körper war so lange vor Fäulnis geschützt, bis der Alkohol verdunstet war.[3] Er machte sich auch um die Erforschung des Lymphystems verdient und entdeckte die Klappen im Lymphsystem.[4]
Ehrungen
Am 1. August 1705 wurde er mit dem akademischen Beinamen Philotimus zum Mitglied (Matrikel-Nr. 266) der Leopoldina gewählt.[5] 1715 wurde er zum Mitglied (Fellow) der Royal Society gewählt.[6] 1699 wurde er korrespondierendes Mitglied der Académie des sciences und 1727 als Nachfolger von Isaac Newton auswärtiges Mitglied (associé étranger).[7]
Nikolaus Joseph von Jacquin benannte ihm zu Ehren die Gattung Ruyschia aus der Pflanzenfamilie der Marcgraviaceae.[8] Auch der Nordische Drachenkopf (Dracocephalum ruyschiana) aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) trägt seinen Namen.[9]
Schriften
- Disputatio medica inauguralis de pleuritide. Dissertation, Leiden 1664.
- Dilucidatio valvularum in vasis lymphaticis et lacteis. Hagae-Comitiae, ex officina H. Gael, Den Haag 1665; Leiden 1667; Amsterdam 1720. 2. Auflage 1742.
- Museum anatomicum Ruyschianum, sive catalogus rariorum quae in Authoris aedibus asservantur. Amsterdam 1691. 2. Auflage 1721; 3. Auflage 1737.
- Catalogus Musaei Ruyschiani. Praeparatorum Anatomicorum, variorum Animalium, Plantarum, aliarumque Rerum Naturalium. Janssonio-Waesbergios, Amsterdam 1731.
- Observationum anatomico-chirurgicarum centuria. Amsterdam 1691; 2. Auflage 1721: 3. Auflage 1737.
- Epistolae anatomicae problematicae. 14 Bände. Amsterdam, 1696–1701.
- Het eerste Anatomisch Cabinet. Johan Wolters, Amsterdam 1701
- Thesaurus anatomicus. 10 Delen. Johan Wolters, Amsterdam 1701–1716.
- Adversarium anatomico-medico-chirurgicorum decas prima. Amsterdam 1717.
- Curae posteriores seu thesaurus anatomicus omnium precedentium maximus. Amsterdam 1724.
- Thesaurus animalium primus. Amsterdam, 1728. 18: Amsterdam, 1710, 1725.
- Curae renovatae seu thesaurus anatomicus post curas posteriores novus. Amsterdam 1728.
- Gemeinsam mit Herman Boerhaave: Opusculum anatomicum de fabrica glandularum in corpore humano. Leiden 1722; Amsterdam 1733.
- Tractatio anatomica de musculo in fundo uteri. Amsterdam 1723.
- Opera omnia. 4 Bände. Amsterdam, 1721.
- Opera omnia anatomico-medico-chirurgica huc usque edita. 5 Bände. Amsterdam 1737.
- Herbarivm Rvyschianvm. In: Mvsei Imperialis Petropolitani, vol. 1, pars secvnda. Petropolitanae [St. Petersburg] 1745.
Literatur
- Johann Daniel Ferdinand Neigebaur: Geschichte der kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Friedrich Frommann, Jena 1860, S. 203; Textarchiv – Internet Archive
- Barbara I. Tshisuaka: Ruysch, Frederik. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1276 f.
- Eintrag in Christoph Weißer: Chirurgenlexikon, Springer 2019, ISBN 978-3-662-59237-3, S. 279
Weblinks
- Druckschriften von und über Frederik Ruysch im VD 17.
- Autoreintrag und Liste der beschriebenen Pflanzennamen für Frederik Ruysch beim IPNI
- Frederik Ruysch. whonamedit.com (englisch)
Einzelnachweise
- Barbara I. Tshisuaka: Ruysch, Frederik. 2005, S. 1276.
- Georg Fischer: Chirurgie vor 100 Jahren. F. C. W. Vogel, Leipzig 1876, S. 158
- Magdalena Hawlik-van de Water: Der schöne Tod. Zeremonialstrukturen des Wiener Hofes bei Tod und Begräbnis zwischen 1640 und 1740. Freiburg/Wien 1989, S. 203–211 (über „Die Methoden des Einbalsamierens vom Altertum bis zur Neuzeit“).
- Christoph Weisser,Chirurgenlexikon, Springer 2019, S. 279
- Mitgliedseintrag von Frederick Ruysch (jun.) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 23. Juni 2016.
- Eintrag zu Ruysch, Friedrich (1638 - 1731) im Archiv der Royal Society, London
- Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe R. Académie des sciences, abgerufen am 23. Februar 2020 (französisch).
- Umberto Quattrocchi: CRC World Dictionary of Plant Names: Common Names, Scientific Names, Eponyms, Synonyms, and Etymology. CRC Press, 2000, ISBN 0-8493-2676-1, S. 2356.
- Lotte Burkhardt 2022: Eine Enzyklopädie zu eponymischen Pflanzennamen: Von Menschen & ihren Pflanzen – Berlin: Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin. – https://doi.org/10.3372/epolist2022, Berlin 2022.