Frauenzentrale
Die Frauenzentralen sind eine Organisationsform, die sich in der Schweizer Frauenbewegung ab dem Ersten Weltkrieg gebildet hat. Zurzeit existieren in der Schweiz 21 Frauenzentralen, von denen jede eine eigenständige Organisation, Zielsetzung und Aufgabenbereich hat. Als gemeinsames Ziel definieren die Frauenzentralen die «Verwirklichung der Gleichstellung von Frau und Mann in Arbeitswelt, Gesellschaft und Politik».
In den verschiedenen Städten der Schweiz koordinieren die Frauenzentralen lokale und regionale Frauenvereine und bieten Diskussions- und Informationsplattformen an. Sie vertreten die Interessen von Frauen bzw. ihrer Organisationen gegenüber den Behörden und arbeiten an der eidgenössischen Gesetzgebung mit.
Frauenzentrale Aargau
Die Frauenzentrale Aargau ist ein Dachverband von 70 aargauischen sozialpolitischen, politischen, beruflichen und karitativen Organisationen. Neben der Koordination der Aktivitäten ihrer Mitglieder betreibt die Frauenzentrale Aargau ein Alimenteninkasso, die Mütterhilfe Aargau, die Opferhilfe Aargau, eine Rechtsberatung sowie ein Selbsthilfezentrum für Frauen. Engagiert sich aktiv an der Vernetzung Aargauischer Frauen aus Politik, Gesellschaft und Frauenorganisationen.
Initiiert wurde die Frauenzentrale Aargau 1921 von Elisabeth Flühmann da für sie als Lehrerin an der "Töchti", Bildung der Schlüssel zur Teilhabe am politischen Leben ist. 1972 wurde von der Frauenzentrale Aargau zusammen mit dem Aargauischen Gemeinnützigen Frauenverein die Dienstleistung Alimenteninkasso gegründet. Die Fachstelle wurde von Gemeinden bei der Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen beigezogen. Die Alimenteninkasso Aargau (AIK) bot Personen in finanziellen Notlagen die ihre Alimente nicht erhielten rasch Hilfe an. 2009 wurde die Anlaufstelle für häusliche Gewalt gegründet, die für betroffene und gewaltausübende Personen Beratungen anbietet. Als weitere Dienstleistung wird die Vermittlung, Gründung und Beratung von Selbsthilfegruppen angeboten. Seit 1989 findet jährlich die Lenzburger Frauentagung zu aktuellen Themen statt. Als Beratungsstelle sind noch die Rechtsberatung und die Mütterhilfe bei der Frauenzentrale Aargau angesiedelt.
Präsidentinnen:
- Elisabeth Flühmann (1921–1922)
- Olba Oboussier (1922–1926)
- Frau E. Meyer-Märky (1926–1933)
- Fräulein Dr. Dünner (1933–1940)
- Frau A. Gerster-Simonett (1940–1962)
- Frau B. Bölsterli-Ambühl (1962–1972)
- Silvia Michel (1972–1974)
- Esther Terrier-Sebes (1974–1982)
- Irene Leuenberger Rufer (1982–1993)
- Doris Fischer-Taeschler (1993–2003)
- Susi Rupp-Müller (2003–2011)
- Erika Schibli (2011–2014)
- Nadia Diserens (2014–2017)
- Gertrud Häseli (seit 2017)
Frauenzentrale Appenzell Ausserrhoden
Die Frauenzentrale Appenzell Ausserrhoden ist ein Dachverband mit 52 Kollektiv- und 520 Einzelmitgliedern. Neben ihren Aufgaben als Dachorganisation bietet sie Kurse für Frauen an, unterstützt politisch aktive Frauen aller Couleur, betreibt einen Schreibdienst für Frauen (Hilfestellung bei Eingaben, Anträgen, Bewerbungen etc.) und vermittelt ratsuchende Frauen an die richtigen Beratungsstellen.
Frauenzentrale Bern
Die Frauenzentrale Bern setzt sich seit über achtzig Jahren für die Anliegen und Rechte der Frauen ein. Gestern wie heute engagiert sie sich auf der gesetzlichen und der sozialen Ebene für die Gleichstellung von Frauen und Männern.
Die Frauenzentrale BE hat sich zum Ziel gesetzt, Frauen zu fördern und zu ermutigen an der Gesellschaft teilzuhaben und aktiv teilzunehmen, sowohl in Wirtschaft, Politik, Kultur wie im Sozialen. Indem sie ihnen Rechte und Möglichkeiten aufzeigt, will sie die Frauen ermutigen, selbst die Initiative für ihr eigenes Wohlergehen zu ergreifen.
Als Drehscheibe zwischen engagierten Frauen, Frauenorganisationen, Behörden, politischen Gremien, sozialen Institutionen und anderen gleich gesinnten Personen und Institutionen verfügt die Frauenzentrale BE über einen grossen Fundus von Fachwissen und Fachkompetenz.
Die Frauenzentrale BE wurde 1920 als Zusammenschluss der Frauenvereine der Stadt Bern gegründet und später erweitert durch Vereins- und Einzelmitglieder aus dem ganzen Kanton Bern.
Im heutigen Dachverband «Frauenzentrale BE» haben sich rund 90 Organisationen und knapp 600 Einzelmitglieder als Verein zusammengeschlossen.
Seit 1984 verleiht die Frauenzentrale BE den Trudy-Schlatter-Preis für Frauenwerke im Andenken an die Künstlerin Trudy Schlatter (1912–1980). Der Preis wird alljährlich an Frauen, Frauenorganisationen, -gruppen oder -projekte aus dem Kanton Bern verliehen, die sich um die Anliegen der Frauen oder durch ihr künstlerisches Schaffen verdient gemacht haben. Er ist mit 5000 Franken dotiert und wird aus einem Fonds aus ihrer Hinterlassenschaft gespeist.
Der Preis wird jeweils Ende März ausgeschrieben. Termin für das Einreichen der Bewerbungen ist der 31. Mai. Die Preisverleihung findet jeweils im Herbst des entsprechenden Jahres statt.
Frauenzentrale Luzern
Die Frauenzentrale Luzern wurde am 24. November 1961 gegründet. Hervorgegangen ist er aus dem 1958 gegründeten Arbeitskreis für die politischen Rechte der Frau, der von der freisinnigen Frauenrechtsaktivistin Margrit Liniger-Imfeld präsidiert wurde.[1] 13 Gründerorganisationen richteten diesen Dachverband ein. Diese Organisationen umfassten Frauengruppierungen der Landeskirchen, mehrerer Parteien sowie weitere Frauenvereine. 1962 begann die Frauenzentrale mit dem Aufbau einer Erziehungsberatung und bot unentgeltliche Rechtsauskünfte an, ab 1965 ergänzt durch eine Budgetberatung.
1970 gründete sie die Konsumentengruppe als Kommission der Frauenzentrale, welche später zum Verein Konsumentenforum wurde. In den Büroräumen der Frauenzentrale wurde 1978 ein Notbett für geschlagene Frauen eingerichtet. Daraus entstand das Frauenhaus Luzern mit einer eigenständigen Trägerschaft. Ab 1981 engagierte sich die Frauenzentrale in der Vermittlung von Tagesmüttern, der heutigen Vermittlungsstelle für Tagesfamilien und Nannys.
Verschiedene Einrichtungen der Frauenzentrale wurden in die kantonale Opferberatung integriert, etwa ein Nottelefon für Vergewaltigungsopfer, die Opferberatung und eine Beratungsstelle für sexuell ausgebeutete Kinder. Ab 1992 leistete die Frauenzentrale Aufbauarbeit bei der Etablierung berufsbegleitender Weiterbildung für Frauen.[2]
Weblinks
- http://www.frauenzentrale.ch/
- http://www.frauenzentralebern.ch/
- Fabienne Amlinger: Frauenzentralen der Schweiz. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 13. August 2019.
Einzelnachweise
- Jahresbericht 2010 der Frauenzentrale Luzern
- Frauenzentrale Luzern - Chronik, abgerufen am 27. März 2021.