Franz Karl von Österreich
Erzherzog Franz Karl Joseph von Österreich (* 7. Dezember 1802 in Wien; † 8. März 1878 ebenda) war ein Sohn von Kaiser Franz II./I. (1768–1835). 1848 verzichtete er zugunsten seines Sohnes Franz Joseph I. auf seine Thronansprüche.
Abstammung
Franz Karl war der dritte Sohn von Kaiser Franz II. und dessen zweiter Gemahlin, seiner Cousine väterlicher- wie mütterlicherseits Prinzessin Maria Theresa von Neapel-Sizilien (1772–1807), einer Tochter von König Ferdinand I. beider Sizilien a. d. H. Bourbon (1751–1825) und seiner Gattin Erzherzogin Maria Karolina von Österreich.
Erzherzog Franz Karl hatte nicht acht Urgroßelternteile, sondern nur vier (so genannter Ahnenschwund). Sein Vater und seine Mutter stammten von den gleichen Großeltern: den zwei Herrscherpaaren Franz I. und Maria Theresia (Österreich) sowie Karl III. und Maria Amalia (Spanien).
Ehe und Nachkommen
Am 4. November 1824 heiratete er in Wien Prinzessin Sophie Friederike von Bayern (1805–1872), Tochter von Maximilian I. von Bayern und dessen zweiter Gattin Prinzessin Karoline Friederike Wilhelmine von Baden. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor.
Nachkommen
- Franz Joseph (Karl, 1830–1916), nachmalig Franz Joseph I. Kaiser von Österreich ⚭ 1854 Prinzessin Elisabeth (Sisi), Tochter Herzog Maximilians in Bayern und dessen Gattin Prinzessin Ludovika von Bayern
- Ferdinand (Maximilian Joseph, 1832–1867), nachmalig Maximilian I. Kaiser von Mexiko ⚭ 1857 Prinzessin Charlotte, Tochter König Leopolds I. von Belgien und dessen zweiter Gattin Prinzessin Louise von Orléans
- Karl Ludwig (Joseph Maria, 1833–1896)
- ⚭ 1856 Prinzessin Margarethe, Tochter König Johanns I. von Sachsen und dessen Gattin Prinzessin Amalie Auguste von Bayern
- ⚭ 1862 Prinzessin Maria Annunziata, Tochter König Ferdinands II. von Neapel-Sizilien und dessen Gattin Erzherzogin Maria Theresia Isabella von Österreich
- ⚭ 1873 Prinzessin Marie Therese, Tochter König Michaels I. von Portugal und dessen Gattin Prinzessin Adelheid von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg
- Maria Anna Karolina (Pia, 1835–1840); sie starb nach heftigen epileptischen Anfällen mit nur vier Jahren am 5. Februar 1840 in Wien.
- totgeborener Sohn (*/† 24. Oktober 1840)
- Ludwig Viktor Joseph Anton (1842–1919), unverheiratet
Leben
Franz Karl war für die Geschichte Österreichs eher unbedeutend, obwohl er an der Geheimen Staatskonferenz beteiligt war, die die Geschicke des Landes lenkte, weil sein Bruder Kaiser Ferdinand I. unfähig war zu herrschen.
Auf Drängen seiner Frau verzichtete Franz Karl am 2. Dezember 1848 auf den Kaiserthron, als Ferdinand I. abdankte.
Erzherzog Franz Karl starb in Wien im Jahre 1878. Er überlebte damit seine Frau um sechs Jahre. Er war der letzte Habsburger, der nach dem alten Hofprotokoll der „Getrennten Bestattung“ in Wien beigesetzt wurde: die Herzurne in der Loretokapelle der Augustinerkirche, die Eingeweide in der Herzogsgruft des Stephansdoms und der übrige Körper in der Kapuzinergruft. Mit ihm endet die Reihe jener 41 Personen, deren Körper auf alle drei traditionellen Wiener Begräbnisstätten der Habsburger (Kaisergruft, Herzgruft, Herzogsgruft) aufgeteilt wurden. (Reine Herzbestattungen wurden in Einzelfällen auch später noch durchgeführt, z. B. 2011 bei Otto von Habsburg.)
Interessen
Franz Karl war sehr an Kunst und Kultur interessiert. Er trat oftmals als Schutzherr für kulturelle Einrichtungen ein. Die berühmteste Institution dieser Art ist wohl das ihm zu Ehren benannte Francisco-Carolinum in Linz.
Nach der Geburt seiner Kinder fuhr Franz Karl auch oft alleine ins Salzkammergut, um zu jagen und Aufführungen des Theaters in Bad Ischl zu besuchen. Diesem Provinztheater mit äußerst mittelmäßigen Vorstellungen fehlte das Geld an allen Ecken und Enden und die Verantwortlichen suchten schon längere Zeit nach einem großzügigen Mäzen. Franz Karl wurde zum Retter in der Not, als das Theater kurz vor dem Ruin stand. Er kaufte alle Karten für alle Vorstellungen während seiner Anwesenheit in Ischl und saß abendelang gemeinsam mit einigen Leuten seines Hofstaats im ansonsten leeren Theater. Diese Privatvorstellungen hatten ein Programm ganz nach seinen Wünschen. Bei seiner Abreise zahlte er den Schauspielern noch die Gage für das ganze Jahr. Aufgrund seiner Großzügigkeit war er in Bad Ischl sehr populär.[1]
Vorfahren
Kaiser Franz I. Stephan (1708–1765) | |||||||||||||
Kaiser Leopold II. (1747–1792) | |||||||||||||
Kaiserin Maria Theresia (1717–1780) | |||||||||||||
Kaiser Franz II. (1768–1835) | |||||||||||||
Karl III. König von Spanien (1716–1788) | |||||||||||||
Maria Ludovica von Spanien (1745–1792) | |||||||||||||
Maria Amalia von Sachsen (1724–1760) | |||||||||||||
Franz Karl von Österreich (1802–1878) | |||||||||||||
Karl III. König von Spanien (1716–1788) | |||||||||||||
Ferdinand I. von Sizilien (1751–1825) | |||||||||||||
Maria Amalia von Sachsen (1724–1760) | |||||||||||||
Maria Theresia von Neapel-Sizilien (1772–1807) | |||||||||||||
Kaiser Franz I. Stephan (1708–1765) | |||||||||||||
Maria Karolina von Österreich (1752–1815) | |||||||||||||
Kaiserin Maria Theresia (1717–1780) | |||||||||||||
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Habsburg, Franz Karl Joseph. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 6. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1860, S. 257 (Digitalisat).
- Franz Karl (Joseph). In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 353.
- Literatur von und über Franz Karl von Österreich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek