Franz Güde
Die Franz Güde GmbH (Eigenschreibung GÜDE) ist ein Hersteller von Schneidwaren mit Sitz in Solingen. Die Ursprünge des heutigen Unternehmens gehen auf die Zeit um 1910, beziehungsweise auf das zweite Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts und auf den Schleifermeister Karl Güde zurück.
Franz Güde GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | um 1910 |
Sitz | Solingen, Deutschland |
Leitung | Karl Peter Born |
Mitarbeiterzahl | 25 |
Branche | Schneidwarenindustrie |
Website | www.guede-solingen.de |
Güde stellt heute als Manufaktur in der dritten Generation hochwertige geschmiedete und gestanzte Koch- und Haushaltsmesser her.[1] Im Bereich der Sondereditionen werden höchstwertige Produkte des Luxussegments hergestellt, wie zum Beispiel in einer Kooperation mit dem Damaststahlschmied Markus Balbach.
Geschichte
Karl Güde gründete nach der aktuellen Darstellung des Unternehmens einen Betrieb im Jahr 1910. Als Schleifermeister nahm Güde als Heimarbeiter Arbeiten von örtlichen größeren Produzenten an, um deren Rohklingen zu schleifen. Die sich anschließenden Arbeitsgänge des sogenannten „Reidens“ und des „Ausmachens“ der Messergriffe (Griffmontage und die Griffanpassung/Beischleifen) wurden nicht ausgeführt. Im Jahr 1913/14 erwarb er dafür ein Gelände an der Kanalstraße in Solingen und errichtete dort eine erste Betriebsstätte in Form eines Schleifkottens als Teil des Wohnhauses.
Nach der Gründungszeit übernahm Franz Güde (1898–1968), Karl Güdes Sohn, in den Jahren von 1920 bis 1923 die Manufaktur und formierte wegweisend das eigentliche Unternehmen und die Marke Güde – damit verbunden die Einführung der „Drei Palmen“ als geschütztes Markenzeichen. Güde hatte zuvor bei seinem Vater das Handwerk des Messerschleifers gelernt. Unter seiner Leitung trat das Unternehmen in fortschreitender Entwicklung als selbstständiger Produzent von Vollprodukten auf. Dazu führte zum einen eine entsprechende Gewerbeanmeldung, Erweiterung der Betriebstätte Kanalstraße und schließlich 1935/36 der Umzug in eine neue geeignetere Produktionsstätte an der Katternberger Straße, die bis heute der Unternehmenssitz ist. Während Franz Güde sich auf die technische Leitung und Produktentwicklung konzentrierte, übernahm seine Frau Milly die Buchhaltung und den Vertrieb, zudem übernahm sie die Inhaberschaft von Franz Güde 1934. Milly Güde organisierte erfolgreich die Kontakte zu Distributoren und dem Einzelhandel, sodass durch die günstige Relation von Qualität und Preisgestaltung der Güde-Messer, neben der Einführung von Produktinnovationen (Wellenschliff/Brotsäge), die Nachfrage fortlaufend gesteigert wurde. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs wurde die Firma verpflichtet, Ausrüstungen für die Wehrmacht zu produzieren: Stollen für Hufeisen. Dafür wurden die bis dato vorhandenen, aber nicht verwendeten Gesenkschmiedehämmer genutzt – die Betriebstätte an der Katternberger Straße war eine ehemalige Gesenkschmiede, die zusätzlich mit Stanzen ausgestattet war.
In der Nachkriegszeit entwickelte sich die Produktion und das Geschäft nach anfänglichen Schwierigkeiten wie allgemein mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den 1950er Jahren schnell fort. Neue Vertriebswege wie die erneute Produktion für andere Marken und besondere Kunden des Großhandels führten zur Stabilisierung für die Entwicklung der Eigenmarke wie beispielsweise die Innovation des GÜDE-Universalmessers. In diesen Jahren trat der Sohn Franz Dietrich Güde (* 1928) als gelernter Kaufmann in das elterliche Unternehmen ein (seit 1948 stiller Teilhaber) und übernahm in den folgenden Jahren in vermehrtem Maß unternehmerische Verantwortung; ab 1956 als geschäftsführender Gesellschafter. Nach dem Rückzug der Eltern übernahm Güde beide Verantwortungsbereiche seiner Eltern, 1975 erfolgte die Umwandlung in eine OHg mit der Inhaberschaft durch Milly und Franz D. Güde. Das Unternehmen investierte in die Produktionseinrichtungen, um der wachsenden Nachfrage Folge leisten zu können und um die qualitativ hohen Ansprüche an die Produkte zu gewährleisten und zu sichern.
Karl Peter Born (* 1955), Enkel von Franz Güde, trat ab 1983 in das Unternehmen ein, um im Rahmen der Nachfolgeregelung die Leitung von Franz D. Güde zu übernehmen. Zu diesem Zweck wurde 1984 die OHg in die heutige GmbH umfirmiert; Born wurde Gesellschafter und Güde teilte sich des Weiteren mit ihm die Geschäftsführerschaft. Im Jahr 2006 mit dem Ausscheiden von Güde wurde Born alleiniger Gesellschafter der Manufaktur.[2] Mit dem Eintritt und der folgenden Übernahme der Geschäftsführung und Inhaberschaft durch Karl Peter Born änderte sich der bisherige Charakter der Produkte von den im eigenen Betrieb gestanzten Stahlklingen hin zu den aktuellen Serien der fast zur Gänze im Gesenk geschmiedeten Klingen. Die geschmiedeten Rohklingen werden vorgefertigt beim Solinger Spezialbetrieb und Zulieferer Julius Kirschner & Sohn GmbH & Co. KG. bezogen. Die Klingen aus Damast werden durch den mittelhessischen Spezialhersteller Schmiedewerkstätte Markus Balbach aus Laubuseschbach vorproduziert und zugeliefert.[3]
Erfindungen
Franz Güde erfand 1931 den Wellenschliff für Brotmesser[4], heute ein Merkmal nahezu jeden Brotmessers.[5] 1935 entwickelte Franz Güde ein Kreismesser mit hintersetzter Zahnung, welches zum Beispiel für weiche Schneidgüter geeignet ist.[6] Diese Erfindung hat die Entwicklung von Brotschneidemaschinen maßgeblich beeinflusst.[5]
1989 stellte Güde zwei Exemplare eines 3,12 Meter langen Messers her, das als längstes Messer der Welt im Guinness-Buch der Rekorde eingetragen wurde. Die Messer sind heute im Deutschen Klingenmuseum und im LVR-Industriemuseum ausgestellt.[4]
Sortiment
Güde stellt in erster Linie Messer her, vertreibt zu diesen ergänzende Zubehöre wie Messerblöcke, Geschenksets, Messerhandbücher, Messerschürzen und Messerscheiden. Das Sortiment wird durch ein breites Vertriebsnetz von verschiedenen Partnern und Distributoren in Europa, Asien, Südafrika und Neuseeland vertrieben.[7] Der Anteil der geschmiedeten Messer bestreitet heute nahezu die gesamte Produktion, dennoch biete Güde nach wie vor Produkte aus gestanzter Fertigung, insbesondere Haushaltsmesser wie Küchen- und Gemüsemesser sowie Berufsmesser beispielsweise für Schlacht- und Handwerksbetriebe.
- Geschmiedete Kochmesser-Serien
- Karl Güde (Griff aus Kirschbaumholz)
- Franz Güde (Damaststahl)
- Alpha (POM-Kunststoffgriff „Hostaform“ für professionellen Gastrobedarf)
- Alpha „Olive“ (Olivenholzgriff)
- Alpha „Faßeiche“ (Griffe aus Eichenholz)
- Alpha „Birne“ (Griffe aus Birnbaumholz)
- Kappa (Ganzmetall)
- Delta (Eingelegter Grenadielholzgriff)
- Gestanzte Messer-Serien
- Güde-Universalmesser
- Sigma (kleine Küchenmesser mit Edelholzgriff)
- Gamma (Küchen/Haushaltmesser mit Edelholzgriff)
- Beta (Küchen/Haushalt/Berufsmesser mit POM-Kunststoffgriff „Hostaform“)
- Omikron (Küchen/Haushalt/Berufsmesser mit PPN-Kunststoffgriff)
Auszeichnungen
Sowohl Güde-Messerserien als auch einzelne Messer wurden mit dem Red Dot Design Award[8][9] und dem interior innovation award ausgezeichnet.[10]
Literatur
- Jochem Putsch: Güde. in: Barbara Grotkamp-Schepers (Hrsg.): Starke Marken aus Solingen. Wartberg Verlag. 1. Auflage 2006. ISBN 3-8313-1712-7. S. 14f.
Weblinks
- Website der Franz Güde GmbH
- Geschichte der Firma Güde bei „huettenhilfe“
- Franz Dietrich Güde: Ausführliche Güde-Unternehmensgeschichte
- Bilder der Messerherstellung bei Güde bei „lax-online“
Einzelnachweise
- Archivlink (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)
- http://www.solingen-messer.eu/guede-messer.html
- Schmiedewerkstätte Balbach: Abbildungen der Stanzgitter für die Güde-Produkte
- https://rp-online.de/nrw/staedte/solingen/guede-erfand-den-wellenschliff_aid-12670395
- Güde auf lexikon.huettenhilfe.de abgerufen am 6. Juli 2014.
- Patent DE642157C: Messer von kreis- oder bogenförmiger Gestalt, insbesondere zum Schneiden von weichem Schneidgut, wie Brot u. dgl.. Angemeldet am 13. August 1935, veröffentlicht am 24. Februar 1937, Erfinder: Franz Güde.
- http://www.guede-solingen.de/de/partner-und-distributoren
- http://lexikon.huettenhilfe.de/kuechenmesser/messerhersteller/guede.html
- http://www.guede-solingen.de/de/historie#2007
- Archivlink (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)