Franz Betschart
Laufbahn
Franz Betschart war, zusammen mit seinem Bruder Xaver, einer der besten Schwinger seiner Zeit. Man findet die Betscharts in den Ranglisten auf dem Stoos, der Rigi, am Innerschweizerischen und an den Eidgenössischen zwischen 1890 und 1910 regelmässig unter den ersten Plätzen. Auch beim Steinstossen und im Laufen wechselten sie sich jeweils bei den besten Rangierungen ab. Xaver Betschart gewann 1908 am Eidgenössischen das Steinstossen mit Rekord. Allgemein wurde den «Güchlern» eine unwahrscheinliche Kraft nachgesagt.[1]
Betschart trat im Mai 1900 im Schweizer Nationalzirkus in Zürich auf, was ihm sehr viel Ärger mit dem Schwingerverband einbrachte. Bei Kämpfen mit dem Publikum hätte ein Bezwinger von Franz bis zu 500 Franken gewonnen.[2] Die Summe musste nie bezahlt werden.
Leben
Franz Betschart war das älteste von 10 Kindern des Melk Betschart (1839–1915) und der Elisabetha, geborene Holdener vom Feld (1850–1945). 1901 verheiratete er sich mit Kreszentina Betschart (1880–1938). Die Ehe blieb kinderlos, das Paar wohnte in Unterschönenbuch (Oberigs). Franz Betschart starb 78-jährig an einem Schlaganfall, wie bereits 11 Jahre zuvor seine Frau.[3]
Nachruf - sehr lang für die damalige Zeit: Franz Betschart, ehemals Kapellvogt, Schönenbuch ("Gross Franz") Am eidg. Bettag, 18. September 1949, habens einen Mann zu Grabe getragen, der es wohl verdient hat, dass man seiner auch in dieser Zeitung ausführlicher und ehrend gedenkt; war er doch ein währschafter Bauer, ein aufrichtiger Freund, konservativ vom Scheitel bis zur Sohle, der überall wohlgelitten und zeitlebens Abonnent und ein eifriger Leser der "Schwyzer Zeitung" gewesen. Es ist dies Herr alt Kapellvogt Franz Betschart-Betschart. Sein Vater war der ältern Garde noch bestbekannte Herr Melk Betschart (1839-1915) und die Mutter, die Elisabetha, geb. Holdener vom Feld, die anno 1945 im hohen Alter von 95 Jahren (1850-1945) daselbst verstorben ist. Der liebe Verstorbene war 1871 geboren und war der älteste einer zehnköpfigen Kinderschar. Unmittelbar nach seiner Geburt kaufte der Vater die Liegenschaft "Kapf" auf Morschach, wo dann dort in der Folge alle seine Kinder die Schule besuchten. 1888 wurde der "Kapf" verkauft und die Familie siedelte sich hierauf wieder im Feld dahier an und bewirtschaftete erfolgreich auf verschiedenen Werk- und Pachtliegenschaften. 1900 machte sich Franz Betschart selbständig, erwarb käuflich von Herr Doktor Bommer das Bergheimet "Obrix", baute einen Stall hierauf und wusste hiernach dieser Liegenschaft die höchsten Erträge abzubringen. Hierbei kam ihm seine Bärenkraft, der er sich füglich hätte rühmen können, sehr zu statten. Bald nach Kauf dieses stotzigen Heimetlis riss ihm Unwetter einen gewaltigen Schlipf aus dem steilen Gelände und eine Unmenge Erdmaterials ergoss sich in die Tiefe, über die Gemeindestrasse hinaus. Aber unentwegt und ohne behördliche Hilfe suchte er sofort den Schaden wieder gut zu machen und kaum nach Jahresfrist hatte er alles entflohene Material im Korb hinaufgetragen, dann ausgeebnet und den Boden wieder kulturfähig gemacht. 1907 erwarb er noch das sogenannte "Nühüslersweidli" auf dem Stoos und wirtschaftete auch dort dargestallt, dass es zu einem schönen ertragreichen Bergheimet wurde. 1928 verkaufte er dies an Herr Franz Xaver Suter, Oberschönenbuch. 1901 verheiratete er sich mit Fräulein Kreszentina Betschart aus dem Ried-Muotathal, die ihm eine liebe fürsorgende Gattin wurde. Leider blieb die Ehe kinderlos und Frau starb 1938 plötzlich am Schlagfluss, was für ihn ein ungemein schwerer Schlag bedeutet, den er nicht verschmerzen konnte (Kresenz Betschart-Betschart, 1880-1938). Der "Gross Franz", wie der liebe Verstorbene allgemein genannt wurde, nannte eine riesige Kraft sein eigen. An den eidgenössischen Schwingfesten war er vielfach der Beste im Steinstossen und blieb viele Jahre Sieger in diesem Fach. Als Schwinger hatte er an den "Eidgenössischen" immer einen guten Namen und belegte schon den zweiten Rang (Basel 1898). Wegen der Kraft hat Betschart selig niemand gefürchtet. Dies brachte ihm nicht nur schwyzerischen, sondern schweizerischen Ruf, ja gegen die Jahrhundertwende (1900) wusste der Schweizerische Nationalzirkus ihn für einen Sommer als den stärksten Mann der Schweiz zu verpflichten, was für das Unternehmen eine Glanznummer sondergleichen bedeutete. 1000 Franken wurden all jenen geboten, die ihn im Schwingen und Steinstossen zu überbieten vermochten. Aber niemand konnte sich des Geldes habhaft machen, der grosse Schwyzer blieb unbesiegbar. Beim gleichen Unternehmen hat er sich 14 ½ Zentner (725 kg) angehängt getragen und obwohl viele dies versucht, hat es ihm keiner nachgemacht. Mancher wäre ob solcher Leistung stolz gewesen oder so geworden, nichts all dem beim "Gross Franz". Er redete auch nie hievon, ohne er sei hiezu veranlasst worden, aber gar bald leitete er das Gespräch wieder auf andere Bahnen, so bescheiden war sein stetes Auftreten. Wie er auch den Beamtungen abhold gewesen, so hat er doch auf Drängen seiner Freunde und der Kapellgenossenschaft die Obhut der St. Wendelinskapelle übernommen und zwar in einer Zeit, die ebenfalls ein starker Mann brauchte. Was er in dieser Zeit geleistet hat, als die Gottesdienste sistiert und die Kapelle geschlossen werden sollte, bleibt zum ewigen Gedenken und sichert ihm den Dank weit über sein Grab hinaus. Nun hat der Allbezwinger Tod dem rastlosen und immer tätigen Franz Betschart sein Ziel gesetzt. Ein Hirnschlag hat ihn befallen, dem er am dritten Tag erlag 15. September 1949). Verfasser: Franz Auf der Maur (Wendelstubli), erschienen in der "Schwyzer Zeitung"
Weblinks
Einzelnachweise
- Älplerfest auf Stoos (Memento vom 20. Mai 2013 im Internet Archive). In: Bote der Urschweiz. 12. August 1893, archiviert auf www.mosibuebe.ch.
- Erster schweizerischer National-Circus (Memento vom 14. Juni 2008 im Internet Archive). In: Tages-Anzeiger. 12. Mai 1900 (Inserat), archiviert auf www.mosibuebe.ch.
- Franz Betschart, ehemals Kapellvogt, Schönenbuch («Gross Franz») (Nachruf) (Memento vom 14. Juni 2008 im Internet Archive). In: Schwyzer Zeitung. Archiviert auf www.mosibuebe.ch.