Frantz Mathieu
Frantz Mathieu (* 23. Dezember 1952)[1] ist ein ehemaliger haitianischer Fußballspieler, der auch über die Staatsangehörigkeit der Vereinigten Staaten verfügt, die er Mitte der 1980er Jahre annahm.[2]
Frantz Mathieu | ||
Personalia | ||
---|---|---|
Geburtstag | 23. Dezember 1952 | |
Position | Abwehrspieler | |
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
–1978 | Violet FC | |
1978–1979 | FC St. Pauli | 20 (0) |
1980–1982 | Chicago Sting | 62 (3) |
1982–1983 | Manic de Montréal | 50 (2) |
1984 | Chicago Sting | 6 (0) |
Indoor | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1983–1984 | Tampa Bay Rowdies | 23 (5) |
1984–1985 | Chicago Sting | 39 (5) |
1985–1987 | Baltimore Blast | 54 (9) |
1987–1988 | Chicago Sting | 52 (9) |
Nationalmannschaft | ||
Jahre | Auswahl | Spiele (Tore) |
1974–1982 | Haiti | |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. |
Werdegang
Der aus Acul stammende Mathieu[3] spielte in seinem Heimatland für den Verein Violet FC.[4] Der Verteidiger war zwischen 1974 und 1982 Nationalspieler Haitis,[5] zeitweise unter dem deutschen Trainer Josef Piontek.[6]
Piontek holte Mathieu Mitte November 1978 zum deutschen Zweitligisten FC St. Pauli, dort nahm er erst probeweise am Training teil.[7] Anfang Dezember 1978 reiste Piontek nach Haiti, um dort mit Bargeld die Ablösesumme für Mathieu in Höhe von 4000 Dollar bezahlen.[8] Mitte Dezember 1978 unterschrieb Mathieu einen auf zweieinhalb Jahre ausgelegten Vertrag bei den Hamburgern[9] und bestritt kurz darauf gegen den SC Preußen Münster sein erstes Zweitligaspiel für St. Pauli.[1] Berichterstatter Manfred Heun vom Hamburger Abendblatt beschrieb das Debüt des Haitianers mit folgenden Worten: „Er war mit Feuereifer bei der Sache, wurde von den Zuschauern mit Beifall und „Bravo“-Rufen überschüttet und stemmte sich mit Bravour gegen den Preußen-Torjäger Elmar Jürgens. Das Ergebnis: Jürgens blieb ohne Torerfolg, gewann nur wenige Duelle.“[10] Mathieu erhielt bis zum Ende der Saison 1978/79 insgesamt 20 Einsätze in der 2. Fußball-Bundesliga.[1]
Nachdem der Hamburger Verein im Sommer 1979 den Entzug der Teilnahmeberechtigung für die 2. Bundesliga hatte hinnehmen müssen, wurde Mathieu beim FC St. Pauli zunächst als Abgang geführt.[11] Ihm lag in der Sommerpause 1979 ein Angebot der Mannschaft Chicago Sting aus der US-Liga NASL vor,[12] kehrte aber zur Oberliga-Saison 1979/80 vorerst nach Hamburg zurück und verstärkte dort weiterhin die Deckung der mittlerweile von Werner Pokropp als Trainer betreuten Mannschaft.[13] Im September 1979 musste Mathieu bei einem Prominenten-Schwimmen in der Hamburger Alsterschwimmhalle anlässlich des 100. Geburtstags des Hamburger Schwimm-Clubs vor dem Ertrinken gerettet werden. Mathieu hatte dem Veranstalter nicht mitgeteilt, dass er nicht schwimmen konnte, war dennoch ins Becken gesprungen.[14] Mitte September 1979 wurde bekannt, dass St. Paulis scheidender Vizepräsident Max Uhlig den Haitianer eigenmächtig und ohne das Wissen Mathieus bereits im Vormonat für 15 000 Dollar an Chicago Sting verkauft hatte.[15] Mathieu spielte jedoch vorerst weiter für die Hamburger,[16] Ende September 1979 einigte sich der FC St. Pauli mit Chicago Sting, Mathieu bis Jahresende in Hamburg spielen zu lassen und dann den Wechsel in die Vereinigten Staaten zu vollziehen.[17] Anfang Dezember 1979 bestritt er sein letztes Spiel für die Hamburger.[18]
Mathieu spielte nach seinem Weggang aus Hamburg von 1980 bis 1982 für Chicago Sting.[2] 1981 gewann er mit Chicago den NASL-Meistertitel und wurde als bester Spieler des Finals ausgezeichnet, in dem er Giorgio Chinaglia, den Torjäger von Cosmos New York, ausgeschaltet hatte.[19] In derselben Liga stand er 1982 und 1983 bei der Mannschaft Manic de Montréal unter Vertrag, für die Tampa Bay Rowdies spielte der Haitianer 1983/84 in der NASL-Hallenliga und ab Mai 1984 erneut für Chicago Sting,[20] mit dem er zum zweiten Mal den Meistertitel gewann.[4] Nach der Auflösung der NASL trat Mathieu mit Chicago 1984/85 in der Hallenliga MISL an, von 1985 bis 1987 war er in derselben Liga Mitglied der Mannschaft Baltimore Blast, im Laufe des Spieljahres 1986/87 ging er von Baltimore zu Chicago Sting zurück, für den er bis 1988 in der MISL auflief.[2]
Mathieu blieb nach der Spielerlaufbahn in den Vereinigten Staaten.[21] Er war 1990 Assistenztrainer der Mannschaft des Triton College im US-Bundesstaat Illinois,[22] von 1991 bis 1994 war er Assistenztrainer der Fußballmannschaft des North Central College (ebenfalls in Illinois), 1994 trat er an derselben Hochschule das Amt des Cheftrainers der Fußball-Damen an.[23] Später zog Mathieu nach Wisconsin in die Stadt Grafton,[4] dem Fußballsport blieb er dort als Jugendtrainer des Vereins Mequon United verbunden.[24]
Fußnoten
- Franz Mathieu. In: DFB. Abgerufen am 25. März 2021.
- Frantz Mathieu. In: nasljerseys.com. Abgerufen am 25. März 2021.
- Frantz Mathieu. In: statscrew.com. Abgerufen am 25. März 2021.
- Patrick Horne: Frantz Mathieu. In: Black Pioneers of the North American Soccer League (1968-84). Page Publishing, Inc., 2019, ISBN 978-1-64462-281-0, S. 34.
- Un Haitien à la tête d’un club canadien. In: Haiti Press Network. 2. Juli 2011, abgerufen am 25. März 2021.
- CONCACAF - Grupo Final, Haiti - Surinam 1:0. In: Arquivo dos Mundiais. Abgerufen am 25. März 2021.
- FC St. Paulis Haitianer eingetroffen. In: Hamburger Abendblatt. 13. November 1978, abgerufen am 24. März 2021.
- Nicht nach Philadelphia: Piontek bleibt in Hamburg. In: Hamburger Abendblatt. 7. Dezember 1978, abgerufen am 25. März 2021.
- Mathieu spielt gegen Münster. In: Hamburger Abendblatt. 14. Dezember 1978, abgerufen am 25. März 2021.
- St. Paulis junge Garde und der braune Frantz. In: Hamburger Abendblatt. 18. Dezember 1978, abgerufen am 25. März 2021.
- St. Pauli: Stürzt das Präsidium per Post? In: Hamburger Abendblatt. 6. Juli 1979, abgerufen am 25. März 2021.
- Mathieu: Zukunft bei Chicago Stings. In: Hamburger Abendblatt. 21. September 1979, abgerufen am 25. März 2021.
- 2:2 - Gerwalt schoß beide Tore gegen Wilhelmshaven. In: Hamburger Abendblatt. 13. August 1979, abgerufen am 25. März 2021.
- Fußballer Mathieu fast ertrunken. In: Hamburger Abendblatt. 10. September 1979, abgerufen am 25. März 2021.
- Bevor Uhlig ging, verkaufte er Mathieu. In: Hamburger Abendblatt. 12. September 1979, abgerufen am 25. März 2021.
- Mit Antifußball holte St. Pauli einen Punkt. In: Hamburger Abendblatt. 17. September 1979, abgerufen am 25. März 2021.
- Ferrin brach sich das Schienbein. In: Hamburger Abendblatt. 24. September 1979, abgerufen am 25. März 2021.
- Ortsderby in der Oberliga. In: Hamburger Abendblatt. 30. November 1979, abgerufen am 29. März 2021.
- Chicago's Frantz Mathieu, a defender well aware of what... In: United Press International. 27. September 1981, abgerufen am 25. März 2021.
- Sting release defender Mathieu. In: Chicago Tribune. 21. Juni 1985, abgerufen am 25. März 2021.
- Mathieu close to game he loves. In: Chicago Tribune. 30. Oktober 1993, abgerufen am 25. März 2021.
- Triton College Athletic Sports and Coaches. In: Triton College. Abgerufen am 25. März 2021.
- Haiti’s Mathieu has his own problems. In: Chicago Tribune. 24. September 1994, abgerufen am 25. März 2021.
- Mequon United. In: soccerincollege.com. Abgerufen am 25. März 2021.