Franciszka Mann

Franciszka Mann, a​uch Franziska Mann,[1] Franceska Mann,[2] Franciszka Mannówna, Künstlername Lola Horowitz[a 1] (* 4. Februar 1917 i​n Brod;[a 2]23. Oktober 1943 i​n Auschwitz-Birkenau), w​ar eine polnische Tänzerin, d​ie nach Augenzeugenberichten angesichts i​hrer kurz bevorstehenden Ermordung i​m KZ Auschwitz-Birkenau SS-Männer angriff, e​inen tödlich verletzte u​nd einen weiteren verwundete.

Franciszka Mann (Mitte der 1930er-Jahre)

Leben

Franciszka Mann w​ar eine Tänzerin, d​ie vor d​em Zweiten Weltkrieg i​n Warschau a​ls Balletttänzerin u​nd in Nachtklubs auftrat u​nd als e​ine der besten Tänzerinnen galt. Zu i​hrem Freundeskreis zählten Tänzerinnen w​ie Wiera Gran u​nd Stefania Grodzieńska.

Sie gehörte zu den Juden, denen im Rahmen der Hotel-Polski-Affäre eine Ausreise in die Schweiz oder ein Austausch gegen deutsche Kriegsgefangene in Aussicht gestellt worden war. Durch diese Falle offenbarte sie ihre jüdische Herkunft gegenüber den deutschen Besatzern und wurde schließlich deportiert.[3] Am 23. Oktober 1943 traf ein Zug mit rund 1700 polnischen Juden im KZ Auschwitz-Birkenau ein. Die Ankömmlinge wurden ohne Registrierung nach Geschlecht getrennt zu den Gaskammern gebracht, um dort ermordet zu werden. Als die Frauen im Umkleideraum bei der Gaskammer unter der Vorspiegelung, sie würden vor der Weiterreise desinfiziert, angewiesen wurden, sich zu entkleiden,[4] gelang es Franciszka Mann, dem SS-Oberscharführer Walter Quakernack zunächst den Absatz ihres Schuhs in dessen Gesicht zu schlagen und ihm anschließend seine Pistole zu entreißen. Mit dieser gab sie drei Schüsse auf die anwesenden SS-Männer ab. Ein Schuss traf den SS-Oberscharführer Josef Schillinger, ein weiterer SS-Oberscharführer Wilhelm Emmerich. Schillinger starb auf dem Transport ins Krankenhaus, Emmerich wurde am Bein verletzt.[1]

Weitere Frauen sollen daraufhin ebenfalls d​ie SS-Männer angegriffen haben, d​iese rannten a​us dem Raum. Außerhalb ließ Lagerkommandant Rudolf Höß derweil z​wei Maschinengewehre i​n Stellung bringen u​nd auf d​ie Gefangenen schießen. Überlebende wurden anschließend vergast. Am Folgetag feuerten SS-Wachleute a​ls Vergeltung wahllos i​n das Lager, w​obei 13 Häftlinge starben u​nd mehrere verwundet wurden.[1]

Quellen

Der Vorfall wird, gestützt a​uf Augenzeugenberichte, m​it unterschiedlichen Details geschildert. Die wichtigsten Quellen s​ind die Erinnerungen d​er Angehörigen d​es jüdischen Sonderkommandos Filip Müller,[5] Jerzy Tabeau, Tadeusz Borowski[6] u​nd Wiesław Kielar.[7]

Literatur

  • Filip Müller, Sonderbehandlung. Drei Jahre in den Gaskammern und Krematorien von Auschwitz. München 1979, S. 129–141. ISBN 978-3820534641.

Anmerkungen

  1. Lola Horowitz ist nach einer Quelle der Geburtsname (Franziska Mann: Widerstand vor der Tür des Todes. In: http://www.auschwitz.info. Internationales Auschwitz Komitee e. V., Berlin, abgerufen am 13. Februar 2019.)
  2. Es ist nicht nachgewiesen, welches Brod der Geburtsort war. Nachgewiesen ist, dass es ein Ort namens Brod war (Franziska Mann: Widerstand vor der Tür des Todes. In: http://www.auschwitz.info. Internationales Auschwitz Komitee e. V., Berlin, abgerufen am 13. Februar 2019.)

Einzelnachweise

  1. Franziska Mann: Widerstand vor der Tür des Todes. In: http://www.auschwitz.info. Internationales Auschwitz Komitee e. V., Berlin, abgerufen am 13. Februar 2019.
  2. Franceska Mann. In: Fact Check. snopes.com, abgerufen am 13. Februar 2019 (englisch).
  3. Franceska Mann: Der vergessene Aufstand von Auschwitz, in: Antifaschistisches Infoblatt Nr. 125 Heft 4.2019 vom 23. März 2020 (Link)
  4. Nach anderer Darstellung soll sich der Vorfall bereits an der Rampe ereignet haben.
  5. Filip Müller, Sonderbehandlung. Drei Jahre in den Gaskammern und Krematorien von Auschwitz. München 1979, S. 129–141.
  6. Tadeusz Borowski: The Death of Schillinger, in: This Way for the Gas, Ladies and Gentlemen, New York 1982, S. 145 f.
  7. Wieslaw Kielar, Anus Mundi Fünf Jahre Auschwitz Frankfurt am Main, 1979. ISBN 978-3-596-23469-1 online
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