Fondo Ambiente Italiano

Der FAI – Fondo Ambiente Italiano ist eine gemeinnützige Stiftung für Denkmalpflege und Naturschutz in Italien. Ziel des FAI ist es, die italienische Kulturlandschaft zu erhalten und einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Er lehnt sich dabei an das Modell des britischen National Trust for Places of Historic Interest or Natural Beauty an. Der FAI verwaltet 47 wichtige unter Denkmalschutz stehende Kulturgüter, von denen 34 durch den FAI restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Ca. 600 ha Landschaft stehen unter dem Schutz des FAI. (Stand Juli 2013). Der FAI finanziert sich über Spenden, Erbschenkungen und zinslose Darlehen.

Fondo Ambiente Italiano
(FAI)
Rechtsform gemeinnützige Stiftung
Gründung 1975
Gründer Giulia Maria Mozzoni Crespi
Sitz Mailand, Italien
Motto Für die Landschaft, Kunst und Natur. Für alle und für immer.
Zweck Denkmalpflege und Naturschutz in Italien
Aktionsraum Italien
Vorsitz Andrea Carandini
Beschäftigte ca. 200
Freiwillige 7.000
Mitglieder ca. 100.000
Website www.fondoambiente.it

Geschichte

Villa del Balbianello am Comer See
Abtei von San Fruttuoso, Camogli, Ligurien
Fresken in Castello di Avio, Trentino
Villa dei Vescovi bei Padua
Vestatempel in der Villa Gregoriana, Tivoli

Die Gründung geht auf die Initiative von Elena Croce, der Tochter des italienischen Philosophen Benedetto Croce, zurück. Elena Croce wollte das Modell des britischen National Trust for Places of Historic Interest or Natural Beauty auf Italien anwenden. Giulia Maria Mozzoni Crespi, Renato Bazzoni, Alberto Predieri und Franco Russoli unterzeichnen im Jahr 1975[1] den Gründungsakt des FAI. Bereits kurze Zeit nach seiner Gründung erhielt der FAI erste wichtige Stiftungen und Schenkungen.

Die erste Schenkung erfolgte 1976 durch den Anwalt Piero de Blasi. Er überließ dem FAI 1000 m² Land auf Panarea, einer der liparischen Inseln vor Sizilien, und verhinderte damit die Bebauung und Zerstörung eines großen Teils der Insel. 1977 schenkte Emanuela Castelbarco, Enkelin von Arturo Toscanini, dem FAI die mittelalterliche Burg Castello di Avio im Trentino. Der FAI begann eine umfangreiche Restaurierung der Burg und ermöglichte der Familie Castelbarco gleichzeitig, Teile der Burg weiterhin zu bewohnen. Kosten für die Restaurierung, Verwaltung sowie die spätere Öffnung der Burg für das breite Publikum unterlagen hingegen allein dem FAI. Damit etablierte der FAI ein neues Modell des Denkmalschutzes in Italien. Ebenfalls im Jahr 1977 begann der FAI mit den Restaurierungsarbeiten im Kloster von Torba, Castelseprio, in der norditalienischen Provinz Varese. Das Kloster wurde von der Stiftungsgründerin Giulia Maria Mozzoni Crespi zunächst auf eigene Kosten erworben und dann dem FAI gestiftet, um es vor dem totalen Verfall zu bewahren. Heute gehört die Klosteranlage zu den wichtigsten Zeugnissen der Langobarden in Italien und damit zum Unesco-Welterbe.

1983 übertrug d​ie Fürstenfamilie Doria Pamphilj d​ie Abtei v​on San Fruttuoso m​it dazugehöriger Ortschaft a​n der Küste v​on Ligurien d​em FAI. Der FAI restaurierte d​ie aus d​em 13. Jahrhundert stammende Abtei, d​ie nur v​om Meer a​us zugänglich ist. Im Jahr 1984 stiftete d​ie Gräfin Elisabetta d​e Rege Thesauro Provana d​el Sabbione d​ie Burg Castello d​ella Manta b​ei Cuneo d​em FAI. 1986 schenkte d​er italienische Stahlkonzern Italsider d​ie Baia d​i Ieranto, e​ine Bucht a​n der Halbinsel v​on Sorrent. Es folgten weitere kleine Schenkungen. Die Region Sizilien überließ d​ie Nutzungsrechte a​n den Gärten d​er Kolymbéthra i​n der Tempelanlage Valle d​ei Templi b​ei Agrigent m​it 5 ha Orangen- u​nd Mandelhainen d​em FAI. 1988 erwarb d​er FAI d​ie Burg Castello d​i Masino b​ei Turin, d​ie Villa d​el Balbianello a​m Comer See s​owie die Villa Della Porta Bozzolo b​ei Varese.

1996 überließ der Graf Giuseppe Panza di Biumo seine Villa in Varese einschließlich seiner Sammlung zeitgenössischer Kunst dem FAI. Die Villa Menafoglio Litta Panza wurde im Jahr 2000 nach eingehender Restaurierung eröffnet. 2002 übertrug der italienische Staat dem FAI die Nutzungsrechte an der historischen Parkanlage Villa Gregoriana in Tivoli bei Rom. Als wichtigen Neuzugänge gelten: Die Villa Necchi Campiglio im Herzen Mailands, die prä-palladinische Villa dei Vescovi bei Luvigliano in den Euganeischen Hügeln in Venetien und der Bosco di San Francesco bei Assisi.

2011 überließ d​ie Versicherungsgesellschaft Assicurazioni Generali d​em FAI d​as ehemalige Ausstellungshaus d​er Unternehmerfamilie Olivetti a​n der Piazza San Marco i​n Venedig. 2012 überließ d​i Provinz Lecce i​n Apulien d​em FAI d​ie Abtei Abbazia d​i Santa Maria d​i Cerrate für 30 Jahre.

Aktivitäten

Restaurierung, öffentliche Nutzbarmachung und Schutz von Kulturgütern

Die Restaurierung, der Erhalt sowie die Nutzbarmachung der Kulturgüter für das Publikum nehmen den größten Teil der Arbeit des FAI ein. Rund 70 % aller finanziellen Ressourcen des FAI fließen in diese Kernaktivitäten.[2] Einige der dem FAI geschenkten Immobilien sind so genannte Natur- und Landschaftsgüter. Der FAI sorgt hier für deren Erhalt und verhindert eine unrechtmäßige Nutzung oder Zerstörung des Guts z. B. durch Spekulation oder Bebauung.

Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit

Der FAI führt regelmäßig Kampagnen in der Öffentlichkeit durch. Erwähnenswert sind die „Giornate FAI di Primavera“, die jährlich im Frühjahr bis zu 500.000 Besucher in Museen, Villen, Gärten und andere Kulturgüter anziehen, die zu diesem Zweck eigens dem Publikum geöffnet und erklärt werden. Eine weitere Veranstaltung ist die Kampagne „Luoghi del Cuore“, grob übersetzt: Orte, die mir am Herzen liegen. Die Kampagne fordert Italiener und Italienliebhaber aus dem Ausland dazu auf, ihre Lieblingsorte in Italien zu benennen und sich für deren Erhalt einzusetzen. Im Jahr 2012 haben über eine Million Menschen an der Kampagne teilgenommen,[3] bei der neunten Kampagne im Jahre 2018 über zwei Millionen.[4] Seit Beginn der Kampagne wurden über sieben Millionen Stimmen abgegeben.[5]

Kulturgüter des FAI

Die meisten d​er vom FAI verwalteten Kulturgüter s​ind öffentlich zugänglich. Die Besucher zahlen e​inen Eintrittspreis u​nd erhalten e​ine Führung d​urch geschultes Personal o​der Audioguides. Mitglieder o​der Förderer d​es FAI h​aben freien o​der reduzierten Eintritt. Durch d​ie Partnerschaft m​it dem britischen National Trust erstreckt s​ich der reduzierte o​der freie Eintritt a​uch auf d​ie Güter d​es National Trust. Einige d​er Villen können a​uch für Veranstaltungen angemietet werden.

Zu d​en wichtigsten Gütern, d​ie der FAI verwaltet, zählen:

Comer See, Lago Maggiore

Piemonte

Veltlin, Trentino-Südtirol

Mailand

Venetien

Ligurische Küste, Cinqueterre

Umbrien

  • Bosco di San Francesco (Assisi)

Latium, Rom, Tivoli

Kampanien, Neapel

Apulien

  • Abtei Santa Maria di Cerrate (Lecce, Apulien)

Sizilien

Aufbau und Struktur der Stiftung

Vorsitzende

  • Giulia Maria Mozzoni Crespi (1975–2009)
  • Ilaria Borletti Buitoni (2009–2013)
  • Andrea Carandini (2013–)

Stiftungsrat

Der Stiftungsrat besteht a​us 22 Mitgliedern, d​ie alle herausragende Rollen i​n der italienischen Kultur, Wirtschaft u​nd Wissenschaft einnehmen.

Regionale Struktur

Der FAI – Fondo p​er l’Ambiente Italiano i​st landesweit i​n 116 Delegationen u​nd 14 regionalen Vertretungen tätig, d​ie sich a​uf 7000 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen stützen.

Öffentliche Anerkennungen und Preise

1988 erhielt d​er FAI d​ie goldene Verdienstmedaille d​es italienischen Präsidenten für s​eine Verdienste u​m die italienische Kultur[6]

Commons: Fondo Ambiente Italiano – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. FAI. La nostra storia
  2. Jahresbericht 2017, abrufbar sind die Bilanzen bis zurück zum Jahr 2007.
  3. I luoghi del cuore 2012 (Memento vom 5. Juli 2013 im Internet Archive)
  4. Ergebnisse 2018, veröffentlicht am 6. Februar 2019 mit zahlreichen Informationen über durchgeführte Maßnahmen
  5. Übersicht. Die Angabe ist auf der Mitte der Seite zu finden, also gegebenenfalls etwas scrollen.
  6. Medaglia d’oro ai benemeriti della cultura e dell’arte FONDAZIONE F.A.I. (https://www.quirinale.it/onorificenze/insigniti/197)
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