Flügelschnecken
Die Flügelschnecken (Strombidae) sind eine Familie mariner Schnecken, die in den tropischen und subtropischen Gebieten leben.
Flügelschnecken | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Große Fechterschnecke (Lobatus gigas) schaut mit ihren Linsenaugen aus ihrem veralgten Schneckenhaus. Der links zu sehende rechte Fühler ragt durch die alle Flügelschnecken charakterisierende Stromboid-Kerbe, der rechts zu sehende linke Fühler durch den Siphonalkanal. | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Strombidae | ||||||||||||
Rafinesque, 1815 |
Merkmale
Die Flügelschnecken haben große, bei vielen Arten mit Stacheln und anderen Auswüchsen versehene Gehäuse. Kennzeichnend für die Familie ist eine U-förmige Einbuchtung vorne am länglichen Gehäuserand, die s.g. Stromboid-Kerbe. Die gut entwickelten Linsenaugen sitzen auf langen Fühlern, von denen kleinere, dünne Fühler zum Tasten abzweigen. Beobachtet eine Flügelschnecke ihre Umgebung, schaut das linke Auge durch die Stromboid-Kerbe und das rechte durch den Siphonalkanal, der ansonsten den Sipho aufnimmt. Charakteristisch für die Flügelschnecken ist auch das krallenförmige hornige Operculum, mit Hilfe dessen sich alle Arten recht schnell fortbewegen können, indem sie dasselbe im Substrat verankern und den Fuß ruckartig zusammenziehen.
Lebensweise
Flügelschnecken leben in tropischen und subtropischen Meeren auf Sand- und Schlammböden. Sie ernähren sich von Algen und Detritus. Die Strombidae legen ihre Eier in langen gelartigen Bändern ab, die mit Sand und Steinchen bedeckt werden. Aus ihnen schlüpfen planktonische Veliger-Larven.
Verbreitung
Die Mehrzahl der Flügelschnecken, etwa 40 Arten, sind im Indopazifik verbreitet. Hier findet man unter anderem Vertreter der Gattung Lambis, die s.g. Spinnenschnecken, die an ihrer Gehäusemündung fingerartige Fortsätze haben. Beispiele sind die Gemeine Spinnenschnecke (Lambis lambis), die Skorpions-Flügelschnecke (Lambis scorpius) und die Purpur-Spinnenschnecke (Ophioglossolambis violacea). Auch der Große Bootshaken (Harpago chiragra) und die Hunds-Flügelschnecke (Laevistrombus canarium) leben dort. Weitere Arten der Familie gibt es im östlichen Pazifik und eine einzige Art an der Atlantikküste Afrikas. Sechs Flügelschnecken-Arten kommen im westlichen Atlantik und Karibischen Meer vor, darunter die Große Fechterschnecke (Lobatus gigas), die Rote Fechterschnecke (Strombus pugilis) und die Florida-Fechterschnecke (Strombus alatus). Die größte Art der Familie ist die an der Atlantikküste Brasiliens auftretende Art Lobatus goliath, die annähernd 40 cm Gehäuselänge erreicht.
Gefährdung
Die Riesen-Flügelschnecke (Große Fechterschnecke, Strombus gigas) aus der Karibik, deren Gehäuse eine Länge von 30 Zentimeter erreichen kann, ist durch übermäßiges Sammeln schon stark gefährdet. Sie ist im rohen und gegarten Zustand als Delikatesse begehrt. Die Gehäuse werden als Souvenirs an Touristen verkauft. Lambis truncata wird mit 35 Zentimeter noch größer.
Systematik
Die Familie wird derzeit in zwei Unterfamilien unterteilt:
- Strombinae Rafinesque, 1815
- Rostellariinae Gabb, 1868
Literatur
- Philippe Bouchet & Jean-Pierre Rocroi: Part 2. Working classification of the Gastropoda. Malacologia, 47: 239–283, Ann Arbor 2005, ISSN 0076-2997.
- Victor Millard: Classification of the Mollusca. A Classification of World Wide Mollusca. Rhine Road, Südafrika 1997, ISBN 0-620-21261-6.
- Winston Ponder & David Lindberg, Towards a phylogeny of gastropod molluscs; an analysis using morphological characters. Zoological Journal of the Linnean Society, 119: 83–265, London 1997, ISSN 0024-4082.
- Frank Riedel: Ursprung und Evolution der "höheren" Caenogastropoda. Berliner Geowissenschaftliche Abhandlungen, Reihe E, Band 32, Berlin 2000, 240 S., ISBN 3-89582-077-6.