Filippo Brunelleschi
Filippo Brunelleschi (* 1377 in Florenz; † 15. April 1446 ebenda) war einer der führenden italienischen Architekten und Bildhauer der Frührenaissance. Sein Hauptwerk ist die Kuppel der Kathedrale von Florenz (Santa Maria del Fiore).
Leben
Als Sohn eines wohlhabenden Florentiner Notars erhielt Brunelleschi eine gute Allgemeinbildung. Er erhielt eine Ausbildung als Goldschmied, arbeitete danach als Bildhauer und nahm 1401 mit seiner bronzenen Opferung Isaaks am Wettbewerb für die zweite Bronzetür des Florentiner Baptisteriums teil.
Arbeit als Architekt und Baumeister
Im Jahr 1402 reiste er zum ersten Mal nach Rom, um die antiken Baumeister zu studieren. Ebenso interessierten ihn die Skulpturen. Brunelleschi beschäftigte sich daraufhin in den nächsten Jahren intensiv mit der Architektur.
Als in Florenz der Auftrag zum Bau der Tore des Baptisteriums vergeben werden sollte, reichte Brunelleschi seinen ersten Entwurf ein. Brunelleschis Entwurf wurde abgelehnt und der Auftrag ging an einen Mitbewerber: Lorenzo Ghiberti, Kunsttheoretiker, Maler und Bildhauer. Ghiberti und Brunelleschi arbeiteten später aber gemeinsam an Projekten.
Brunelleschi erhielt 1418, zusammen mit Ghiberti, den Auftrag für die Kuppel von Santa Maria del Fiore. Während der Arbeiten übernahm Brunelleschi die alleinige Leitung des Projektes und Ghiberti trat in den Hintergrund.
1436 war die Kuppel des Doms, die als achteckiger Doppelschalbau gebaut wurde, fertiggestellt. Brunelleschi verwendete dabei ein völlig neues Konzept. Die Kuppel weist im Stil noch auf die Gotik hin, ausschlaggebend für die Form war allerdings die Konstruktion. Baulich gesehen hatte die Kuppel die Grenzen der Gotik überschritten und die Renaissance erreicht. Filippo Brunelleschi übernahm während der Planung und der Arbeiten an der Kuppel in Florenz schon die nächsten Bauaufträge. 1418–1428 Bau der Kirche San Lorenzo, 1421–1455 das Findelhaus und die Pazzi-Kapelle. Geprägt sind alle diese Gebäude durch ihren geometrischen Baustil, bei denen die Elemente, die zur Dekoration dienten, wegfielen.
Die Bauten des antiken Roms und der toskanischen Romanik waren die Vorbilder, und Brunelleschi legte großen Wert auf technisch-funktionale Formen. Filippo Brunelleschis Stil fand in Florenz viele Anhänger, die seinen Stil nachahmten. Brunelleschi unternahm später noch eine weitere Studienreise nach Rom. Die gewonnenen Erkenntnisse bezog er später in weitere Bauten, überwiegend für Kirchen, mit ein. Die Kirche Santa Maria degli Angeli, die 1434 gebaut wurde, hat einen zentralen achteckigen Raum, der von Kapellen umgeben ist. Santa Maria degli Angeli gilt als die erste Renaissance-Kirche. Im Jahr 1436 begannen die Bauarbeiten für die Kirche Santo Spirito. Brunelleschi versah die Kirche mit dem Grundriss einer Basilika in der Form eines lateinischen Kreuzes.
Entdeckung der geometrisch konstruierbaren Perspektive
Aufgrund seiner im Jahr 1410 perspektivisch gemalten Tafeln der Piazza S. Giovanni und der Piazza della Signoria gilt Brunelleschi auch als Entdecker der geometrisch konstruierbaren Perspektive und ihrer Gesetze (so der Zentralprojektion),[1] womit er auch unmittelbar seinen Florentiner Künstlerkollegen Masaccio beeinflusste.
In der Folgezeit wird die Perspektivkonstruktion ein Instrument zur Kontrolle des Verhältnisses von der Tiefe des Raumes zur Umgebung. Nicht zufällig sind die technologische Forschung und die Ausarbeitung eines neuen metrisch-proportionalen Systems auf der Basis klassischer Ordnungen von Anfang an Themen, die von Brunelleschi gleichzeitig mit wissenschaftlicher Experimentierkunst erforscht werden.
Arbeit als Erfinder und Ingenieur
Brunelleschi war auch Ingenieur und Erfinder von Maschinen und Apparaten. So erfand er während des Kuppelbaus am Florentiner Dom für den großen Holzkran, der die Baustoffe nach oben transportierte, ein Wechselgetriebe, das das Umspannen von Arbeitstieren überflüssig machte. Bis dahin wurde dessen Hebewerk durch einen Göpel angetrieben, wobei hier die Tiere für die Auf- und Abbewegungen des Korbes immer zeitaufwändig umgespannt werden mussten. Damit konnte Brunelleschi die Bauzeit an der Kuppel deutlich verkürzen.
Im Jahr 1421 wurde Brunelleschi für drei Jahre das alleinige Recht zur Herstellung eines Schiffs mit einer Hebevorrichtung zum Marmortransport verliehen. Damit erhielt er das erste Patent für eine industrielle Erfindung.
Tod
Filippo Brunelleschi starb am 15. April 1446 in Florenz und wurde in der Kirche Santa Maria del Fiore beigesetzt. Sein Grab, das über Jahrhunderte unbekannt blieb, wurde im Juli 1972 wiederentdeckt.
Literatur
- Filippo Baldinucci: Vita di Filippo di ser Brunellesco architetto fiorentino, Presso Niccolo Carli, Firenze 1812.
- Cornelius von Fabriczy: Filippo Brunelleschi: sein Leben und seine Werke, Cotta, Stuttgart 1892.
- Leader Scott: Filippo di Ser Brunellesco, George Bell & Sons, London 1901.
- Eugenio Battisti: Filippo Brunelleschi, Electa Editrice, Mailand 1976.
- Giovanni Fanelli: Brunelleschi, Karl Robert Langewiesche Verlag, 1988, ISBN 3-7845-6162-4.
- Heinrich Klotz: Filippo Brunelleschi: Seine Frühwerke und die mittelalterliche Tradition, DVA, Stuttgart 1990, ISBN 3-421-02989-X.
- Alexander Markschies: Brunelleschi. C.H. Beck Wissen, München 2011, ISBN 978-3406612770.
- Attilio Pizzigoni: Filippo Brunelleschi (Studiopaperback), Verlag für Architektur, Zürich, München 1991, ISBN 3-7608-8127-0.
- Peter J. Gärtner: Filippo Brunelleschi 1377–1446, Könemann 2001, ISBN 3-8290-0683-7.
- Uta Schedler: Filippo Brunelleschi, Imhof Petersberg 2004, ISBN 3-937251-85-5.
- Ross King: Brunelleschi’s Dome: The Story of the Great Cathedral in Florence, Pimlico 2005, ISBN 1-84413-827-5.
- Hyman: BRUNELLESCHI, Filippo. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 14: Branchi–Buffetti. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1972.
Anmerkungen
- Vgl. auch Sigrid Braunfels-Esche: Leonardo als Begründer der wissenschaftlichen Demonstrationszeichnung. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim 1984 (= Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung. Band 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 23–50, hier: S. 23 f.
Weblinks
- Literatur von und über Filippo Brunelleschi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Filippo Brunelleschi. In: archINFORM.
- John J. O’Connor, Edmund F. Robertson: Filippo Brunelleschi. In: MacTutor History of Mathematics archive.
- Eintrag von Brunelleschi in Great Buildings (englisch)
- Filippo Brunelleschi auf firenze-online.com (italienisch)
- Linear Perspective: Brunelleschi's Experiment Khan Academy (engl.)