Feuerbohne
Die Feuerbohne oder Wollbohne, in Österreich Käferbohne genannt, (Phaseolus coccineus) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Phaseolus in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae). Die leuchtend hellrote Blüte ist namensgebend für die Feuerbohne. Weitere Trivialnamen sind Prunkbohne, Blumenbohne, Schminkbohne, Türkische Bohne, Arabische Bohne oder die griechischen Gigantes. Diese Nutzpflanze ist nahe verwandt mit einer Reihe anderer „Bohnen“ genannter Feldfrüchte, darunter die kleinere Gartenbohne.
Feuerbohne | ||||||||||||
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Feuerbohne (Phaseolus coccineus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Phaseolus coccineus | ||||||||||||
L. |
Beschreibung, Inhaltsstoffe und Ökologie
Erscheinungsbild und Blatt
Die Feuerbohne wächst als linkswindende, meist einjährige, jedoch in frostfreien Gebieten auch zwei- und mehrjährige krautige Schlingpflanze. Die Feuerbohne ist eine Langtagpflanze. Die Keimblätter bleiben im Boden, ergrünen also nicht: hypogäische Keimung. Die Wurzel verdickt sich bei mehrjährigen Pflanzen zu einer im Durchmesser 2 bis 3 Zentimeter dicken, spindelförmigen Knolle. Der meist 2 bis 4, selten bis zu 7 Meter lange, im unteren Bereich runde und im oberen Bereich sechskantige Stängel ist wie bei der Gartenbohne stets linkswindend. Der Stängel ist anfangs schwach und kurz behaart und später verkahlend.[1]
Die wechselständig und schraubig am Stängel verteilt angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der sechskantige Blattstiel besitzt oben eine Rinne. Der Blattstiel und die Fiederstiele besitzen Gelenke, welche über Turgor-Veränderungen funktionieren. Die Laubblätter führen ausgeprägte nyktinastische Bewegungen aus, bei Eintritt der Dunkelheit nehmen sie eine Schlafstellung ein. Die unpaarig gefiederte Blattspreite besteht aus drei Fiederblättern. Die relativ großen Fiederblätter sind breit-eiförmig. Von den relativ rauen Blattflächen ist die Oberseite deutlich behaart sowie glänzend dunkelgrün, und die Unterseite heller grün; Netznerven sind deutlich erkennbar. Der Blattrand ist glatt oder seltener schwach geschweift. Die auf der Blattunterseite vorhandenen Drüsenhaare geben ein kaliumkarbonathaltiges Sekret ab, das hygroskopisch wirkt, dies ermöglicht die Aufnahme von Wasser aus der Luft. Sowohl die Nebenblätter (Stipeln) als auch die Nebenblättchen (Stipellen) der Fiederblätter sind relativ klein sowie kurz-lanzettlich.[1]
Blütenstand und Blüte
Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Die Blütenstände sind bei einer Länge von 25 bis 35 Zentimeter meist länger als die Laubblätter. Die Blütenstände enthalten sechs bis zehn in den Achseln kleiner eiförmiger Tragblätter stehende Blütenpaare. Der Blütenstiel ist relativ lang. Die zwittrigen Blüten sind bei einer Höhe von 1,5 bis 3,0 Zentimeter leicht asymmetrisch zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch besteht aus zwei Lippen und die oberen Kelchzähne sind deutlich kürzer als die anderen. Die kurze Fahne ist zurückgeschlagen. Die relativ großen Flügel sind breit. Schiffchen und Fruchtknoten sind schraubig eingerollt. Der relativ kurze Griffel ist dick.[1] Blütenökologisch handelt es sich bei der Feuerbohne um Pollen-Schmetterlingsblumen mit Bürstenmechanismus, so dass der Bestäubungsmechanismus nur von großen Apidae ausgelöst werden kann. Die Blüten sind selbststeril.
Frucht und Samen
Die Hülsenfrüchte sind bis zu 25 cm lang. Die nierenförmigen Samen sind bis 2,5 cm lang und meistens braun, rot, schwarz und violett gescheckt oder bei manchen Sorten vollständig weiß. Bei den Kulturformen bleiben die Hülsenfrüchte meist geschlossen, die Wildformen verbreiten sich als Austrocknungsstreuer. Die nierenförmigen Samen der Feuerbohne enthalten 18,4 % Rohprotein, 1,8 bis 2,9 % Rohfett, 4,4 % N-freie Extraktstoffe, 6,8 % Rohfaser, 3,8 % Asche sowie 15,0 % Wasser.[1]
Chromosomenzahl
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[2]
Anbau und Verwendung
Die Feuerbohne stammt aus Südamerika und wurde im 17. Jahrhundert nach Europa gebracht. Da die Feuerbohne Kälte besser toleriert als die Gartenbohne, ist sie heute von Nord- bis Südeuropa anzutreffen und wird auch in höheren Lagen in Österreich kultiviert.
In Mitteleuropa wird die Feuerbohne als einjährige Pflanze kultiviert; sie kann in Ländern mit milderem Klima mehrjährig sein. In Europa werden Feuerbohnen vielfach als Zierpflanzen gepflanzt. Zur Nahrungserzeugung kultiviert man die Feuerbohne wegen ihrer Wuchshöhe meist an 4 bis 5 Meter langen Stangen, die zur besseren Stabilität zeltförmig gegeneinander gestellt und miteinander verbunden werden. Manchmal werden die Bohnen auch mit Mais gemeinsam angebaut, wobei die Maispflanzen die Stangen ersetzen. Diese Methode ist mit weniger Aufwand verbunden, da die Ernte mit einem Mähdrescher vollzogen werden kann. Danach muss die Ernte jedoch sortiert werden.
Die Blüten, die jungen Hülsenfrüchte und die getrockneten Samen werden als Nahrungsmittel genutzt. Die rohen Bohnen enthalten rund 1,2 % gesundheitsschädliche Lektine und sind daher giftig. Durch Erhitzen auf mindestens 75 °C wird die Struktur dieses Giftes zerstört, so dass gekochte Bohnen bedenkenlos verzehrt werden können.
Als Spezialität gilt in der österreichischen Steiermark der Käferbohnensalat aus den gekochten Samen mit frischen Zwiebelscheiben, Essig und steirischem Kürbiskernöl. Auch sonst wird die Käferbohne in der Steiermark traditionell gerne verwendet und findet sich auf jedem Bauernmarkt. Im Jahr 2016 wurde die Steirische Käferbohne auch von der EU als Geschützte Ursprungsbezeichnung anerkannt.[3]
Gigantes
Die „Fasolia Gigantes“ (griechisch φασόλια γίγαντες ‚Riesenbohnen‘) sind weiß blühende griechische Sorten der Feuerbohne mit geschützter geographischer Bezeichnung. Die reifen Bohnen sind weiß bis hellbraun und bis zu 2,5 Zentimeter lang. Sie werden im Norden Griechenlands in den Regionen Kato Nevrokopi, Florina und Kastoria angebaut.[4] In der griechischen Küche spielt sie eine wichtige Rolle, dort kennt man vielfache Zubereitungsarten der jungen grünen Hülsen und der getrockneten Bohnensamen. Aus Griechenland, anderen mediterranen Ländern und Nordafrika kommen schon früh im Jahr die frischen flachen Hülsen als „grüne Bohnen“ oder „breite Bohnen“ auf den Markt, die sich anhand der Größe und der raueren Haut von den Hülsen der Gartenbohne unterscheiden lassen.
Fotos
- Samen
- Samen von zwei Sorten
- Gigantes als Vorspeise in einer Sauce aus Tomaten, Karotten und Olivenöl
- Käferbohnensalat: Käferbohnen, Kürbiskernöl, Apfelessig, Zwiebel
Siehe auch
Quellen
- Walter H. Schuster, Joachim Alkämper, Richard Marquard & Adolf Stählin: Leguminosen zur Kornnutzung: Kornleguminosen der Welt, Justus-Liebig-Universität Gießen, 1998.: Joachim Alkämper: Informationen zur Feuerbohne, Prunkbohne (Phaseolus coccineus L.). (deutsch)
Einzelnachweise
- Walter H. Schuster, Joachim Alkämper, Richard Marquard & Adolf Stählin: Leguminosen zur Kornnutzung: Kornleguminosen der Welt, Justus-Liebig-Universität Gießen, 1998.: Joachim Alkämper: Informationen zur Feuerbohne, Prunkbohne (Phaseolus coccineus L.).
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 621.
- EU schützt „steirische Käferbohne“ auf ORF vom 24. August 2016, abgerufen am 27. August 2016.
- Datenbank der Europäischen Kommission für geschützte geographische Angaben, Geschützte Ursprungsbezeichnung und garantiert traditionelle Spezialität
Weblinks
- Feuerbohne. FloraWeb.de
- Phaseolus coccineus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 27. November 2015.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Verordnung (EG) Nr. 1428/2003 (PDF), EU-Bestimmung für die griechischen Gigantes
- Käferbohnen: Anbau und Zubereitung