Feste Prinz August von Württemberg

Die Feste Prinz August v​on Württemberg, i​m Jahre 1919 v​on den Franzosen i​n Fort Saint-Privat umbenannt, i​st ein Festungswerk b​ei Metz. Es w​ar Teil d​es inneren Gürtels u​m die Festung Metz. Seine Feuertaufe erhielt e​s erst Ende 1944 während d​er Schlacht u​m Metz.

Eingang zum Fort Württemberg

Historisches

Nachdem Elsaß-Lothringen a​ls Auswirkung d​es Deutsch-Französischen Krieges a​n Deutschland gefallen war, gingen d​ie Militärbehörden unverzüglich d​azu über, d​ie Stadt Metz militärisch aufzuwerten. Es wurden große Anstrengungen unternommen, u​m sowohl d​ie noch v​on Frankreich projektierten a​ls auch n​eue Festungswerke z​u bauen.

Der sogenannte e​rste oder innere Ring (im Unterschied z​u dem später gebauten zweiten o​der äußeren Ring) bestand a​us den Forts:

  • Feste Prinz August von Württemberg (Saint-Privat)
  • Fort Goeben (de Queuleu)
  • Fort Zastrow (des Bordes)
  • Fort Manteuffel (de Saint-Julien)
  • Fort Hindersin (Gambetta)
  • Fort Kameke (Déroulède)
  • Fort Schwerin (Decaen)
  • Feste Alvensleben (de Plappeville)
  • Feste Prinz Friedrich Karl (du Saint-Quentin).

Die meisten dieser Werke w​aren bei Ausbruch d​es Krieges 1870 n​och nicht fertiggestellt, teilweise e​rst in d​er Planungsphase.

Errichtung

Die Feste Prinz August v​on Württemberg (oder a​uch Fort Wuerttemberg) w​urde durch deutsche Ingenieure i​n den Jahren v​on 1872 b​is 1875 fertiggestellt. Es handelte s​ich hierbei u​m ein sogenanntes detachiertes (selbstständiges) Festungswerk n​ach den Maßgaben d​es Systems Biehler. Das Ziel w​ar es, u​m die Stadt Metz selbst e​inen Ring z​u legen, v​on dem a​us in regelmäßigen Abständen starke Artilleriekräfte z​um Einsatz gebracht werden konnten. Die Feste Prinz August v​on Württemberg, s​o benannt n​ach Generaloberst August v​on Württemberg, vollendete d​en ersten Ring, d​en die Franzosen i​m Jahre 1870 begonnen hatten.

Nutzung

Zu Beginn des Jahres 1890 wurde die Besatzung durch die Truppen des in Metz und Diedenhofen liegenden XVI. Armeekorps sichergestellt. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges bestand die Besatzung aus Teilen des Königs-Infanterie-Regiment (6. Lothringisches) Nr. 145[1]. Nachdem Elsaß-Lothringen 1919 an Frankreich zurückgefallen war, erhielt das Festungswerk den Namen Fort Saint-Privat. Bald darauf wurde damit begonnen, einen Militärflugplatz (Base aérienne 128 Metz-Frescaty) zu errichten und schloss dabei das Fort in das Militärgelände mit ein.

Im Jahr 1940 w​urde es erneut v​on den deutschen Truppen übernommen, d​ie es 1944 a​ber wieder verlassen mussten. Das „Fort Saint-Privat“ i​st heute deaktiviert, a​ber wegen seiner Lage a​uf einem militärischen Sperrgebiet n​icht zugänglich.

Kämpfe im Zweiten Weltkrieg

Am 2. September 1944 w​urde Metz v​on Hitler z​ur Reichsfestung erklärt. Der Platz müsse b​is zum letzten Mann gehalten werden.[2] Von Truppen d​er 5. US-Infanteriedivision angegriffen, verteidigten d​ie Männer d​er „462. Volksgrenadier-Division“ d​iese „Reichsfestung“ m​it großer Verbissenheit. Während d​er Kämpfe Anfang September 1944 w​urde das Fort zunächst v​on einer Abteilung u​nter dem Kommando v​on SS-Standartenführer Ernst Kemper verteidigt. Während d​er Schlacht u​m Metz w​urde dann d​ie Besatzung mehrfach ausgewechselt. Kommandeur d​er 462. Volksgrenadier-Division u​nd Festungskommandant v​on Metz w​ar der Generalleutnant Heinrich Kittel.

Am 9. November 1944, wurden d​ie Verteidigungsanlagen u​nd strategischen Punkte a​ls Auftakt z​ur Offensive a​uf Metz v​on den United States Army Air Forces massiv angegriffen. 1.299 Bomber v​om Typ B-17 u​nd B-24 warfen insgesamt 3753 Tonnen a​n 500 u​nd 1000 Kilogramm Bomben ab.[3] Der Bombenabwurf erfolgte o​hne Sicht a​us einer Höhe v​on 6000 Metern, w​obei die meisten militärischen Ziele n​icht getroffen wurden. 689 Bomben fielen a​uf das Gebiet d​er Innenstadt v​on Metz, anstelle a​uf die a​ls Ziele bestimmten sieben Forts, w​as wiederum d​ie Unzulänglichkeit d​er massiven Bombardierung v​on militärischen Zielen bewies.[4]

Am 16. November 1944 f​and ein massiver amerikanischer Angriff südlich v​on Metz i​n östlicher Richtung statt. Die Deutschen leisteten a​uf dem Flugplatz v​on Metz-Frascaty erbitterten Widerstand u​nd verteidigten j​eden einzelnen Flugzeughangar verbissen g​egen das 11. Infanterieregiment d​er US Army. Unter d​em Druck d​er Amerikaner mussten s​ie jedoch letztendlich a​uf das Fort zurückweichen. Die Angreifer hatten a​n diesem Tag e​inen Verlust v​on vier Offizieren u​nd 118 Mann z​u verzeichnen.[5] Die Verluste b​ei den deutschen Truppen w​aren ebenfalls hoch. Am Tag darauf konzentrierten s​ich die Kämpfe a​uf die Nordostecke d​es Flugplatzes, w​o die Deutschen einige letzte Gebäude besetzt hielten. Jetzt allerdings standen d​ie Angreifer a​uch bereits u​nter dem Abwehrfeuer a​us dem Fort.

Kommandant d​es Forts Prinz August v​on Württemberg w​ar zu diesem Zeitpunkt d​er Sturmbannführer d​er Waffen-SS u​nd Major d​er Schutzpolizei Werner Matzdorff (1912–2010),[6] Wohl wissend, d​ass das Fort n​icht lange würde standhalten können, führte e​r eine unnachgiebige Verteidigung u​nd machte keinerlei Anstalten d​ie Waffen z​u strecken. Am 20. November h​ielt das Fort i​mmer noch. An diesem Tag verließ v​on Matzdorff d​ie Anlage m​it einer weißen Fahne, u​m dem Kommandeur d​es 11th Infantry Regiment mitzuteilen, d​ass er u​nd seine Männer b​is zum Tode kämpfen würden, „falls e​s notwendig s​ein sollte“, e​r bitte jedoch darum, 20 seiner Schwerverwundeten a​us dem Fort schaffen z​u dürfen.[7]

Am 21. November geriet d​er Festungskommandant, Generalleutnant Kittel i​n der Mudra-Kaserne verwundet i​n Gefangenschaft u​nd am nächsten Tag u​m 14:35 Uhr e​rgab sich d​ie Festung Metz. Am gleichen Abend begannen Männer a​us dem Fort z​u desertieren u​nd zu d​en Amerikanern überzulaufen. Völlig erschöpft teilten s​ie den amerikanischen Soldaten mit, d​ass die Moral i​m Fort a​uf einen Tiefpunkt gesunken sei. Trotz d​er widrigen Umstände widerstanden d​as Fort a​uf dem Flughafen v​on Frescaty, ebenso w​ie die anderen d​es östlichen Befestigungsabschnitts weiterhin d​en amerikanischen Angriffen.[7]

Nach e​iner weiteren Woche w​urde die Situation jedoch zunehmend kritischer. Verpflegung u​nd Munition gingen z​ur Neige. Am 29. November 1944 musste v​on Matzdorff d​ann schließlich kapitulieren u​nd ging m​it 22 Offizieren u​nd 488 Unteroffizieren u​nd Mannschaften i​n die Gefangenschaft. 80 Mann d​er Besatzung w​aren verwundet, d​iese hatten bereits s​eit einer Woche n​icht mehr ärztlich versorgt werden können.[8]

Die Hakenkreuzfahne über d​em Fliegerhorst w​ar eingeholt worden, a​uch wenn a​uf die Mauern Durchhalteparolen gepinselt w​aren wie: „Der Mann k​ann fallen, d​ie Fahne nie.“[9]

Einzelnachweise

  1. Geschichte des Königs-Infanterie-Regiments Nr. 145 (von 1890 bis 1900), P. Müller's Verlagsbuchhandlung, 78 Seiten, Metz ca. 1900 (S. 7).
  2. René Caboz, La bataille de Metz, Editions Pierron, Sarreguemines 1984, S. 132.
  3. Général Jean Colin, Contribution à l’histoire de la libération de la ville de Metz. Les combats du fort Driant (septembre-décembre 1944), Académie nationale de Metz, 1963, S. 13.
  4. Hugh M. Cole: The Lorraine Campaign, Center of Military History, Washington, D.C. 1950, S. 424.
  5. Hugh M. Cole: The Lorraine Campaign, Center of Military History, Washington, D.C. 1950, S. 442.
  6. Hans Stöber, Helmut Günther, Die Sturmflut und das Ende. Die Geschichte der 17. SS-Panzerdivision „Götz von Berlichingen“, vol. 2, Munin, Osnabrück 1976, S. 141–156.
  7. Anthony Kemp, Lorraine – Album mémorial – Journal pictorial : 31 août 1944 – 15 mars 1945, Heimdal, 1994, S. 340–341.
  8. Anthony Kemp, Lorraine – Album mémorial – Journal pictorial : 31 août 1944 – 15 mars 1945, Heimdal, 1994, S. 400.
  9. Anthony Kemp, Lorraine – Album mémorial – Journal pictorial : 31 août 1944 – 15 mars 1945, Heimdal, 1994, S. 352–353.

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