Felix Michael Haurowitz
Felix Michael Haurowitz (* 1. März 1896 in Prag; † 2. Dezember 1987 in Bloomington, Indiana) war ein tschechisch-US-amerikanischer Biochemiker.
Leben
Haurowitz war ab 1930 Professor für physiologische Chemie an der Karls-Universität Prag. 1938 verbrachte Haurowitz im Sommer einen Gastaufenthalt bei Albert Fischer am Carlsberg-Laboratorium in Kopenhagen, als das Münchener Abkommen einen diplomatischen Sieg Hitlers besiegelte. Unter Umgehung Deutschlands reiste Haurowitz zurück in die CSR, wo er als Militärarzt diente. Seine Familie saß dort, eingedenk der jüdischen Erlebnisse beim Einmarsch im nach Österreich, bereits auf den Koffern. Die jetzt „deutsch“ genannte Karls-Universität entließ ohne Anerkennung k. u. k.-patriotischer Auszeichnungen im Herbst 1938 ihre zahlreichen „nichtarischen“ Mitarbeiter, darunter auch Haurowitz. Zwei Wochen nach der Besetzung Prags emigrierte Felix Haurowitz mit seiner Familie nach Istanbul und wurde im April 1939 Professor und Direktor des Instituts für biologische und medizinische Chemie der Universität Istanbul. 1948 ging er als Professor an die Indiana University in Bloomington.
Er lieferte bedeutende Arbeiten zur Biochemie der Proteine und über das Immunsystem. Zusammen mit Anton Breinl entwickelte er 1930 eine Theorie der Antikörperbildung.
1925 heiratete er Regina Perutz, eine Cousine von Max Perutz. Haurowitz hatte seit den Zwanzigerjahren über das Hämoglobin gearbeitet. Bei einer Begegnung 1937 mit Perutz regte Haurowitz Perutz an, dass dieser sich auch näher mit dem Hämoglobin beschäftigen solle.
1956 wurde er in die Leopoldina aufgenommen und 1960 mit dem Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis ausgezeichnet. 1970 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1975 in die National Academy of Sciences.
Werke
- Biochemie des Menschen und der Tiere (1925)
- Fortschritte der Biochemie (1932)
- Chemistry and Biology of Proteins (1949)
- Immunochemistry and the Biosynthesis of Antibodies (1950)
- Biochemistry: an Introductory Textbook. New York: J. Wiley & Sons, Inc., 1955.
Quelle
- Lexikon der Naturwissenschaftler. Berlin 2004.
Literatur
- Alois Kernbauer: Felix Haurowitz und Zdenko Stary. Zwei aus Altösterreich stammende Biochemiker von Weltrang und deren Wirken an der deutschen Universität in Prag, in der Türkei und in den USA. In: Türk Tip Tarihi Yilligi. Acta Turcica Historiae Medicinae IV: Verhandlungen des Symposions über die Universitätsreform von Atatürk und die Medizin zu dieser Zeit. 25. Oktober 1996. Hrsg. v. Arslan Terzioglu, Erwin Lucius, Istanbul 1997, S. 59–67.
- Felix Haurowitz, in: Internationales Biographisches Archiv 51/1980 vom 8. Dezember 1980, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Literatur von und über Felix Michael Haurowitz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Erinnerungsbild Felix Haurowitz. Die Proteine und Immunglobuline des Bluts, von Lothar Jaenicke, in: Biospektrum (Zeitschrift), H. 3, 2005, ISSN 0947-0867 (ISSN für Print), S. 312–316
- National Academy of Sciences
- Indiana University
- New York Times