Federpicken
Federpicken oder Federfressen bezeichnet das Bepicken sowie Herausziehen von Federn beziehungsweise Federteilen unter Hühnern und Puten.[1] Das Phänomen tritt in der konventionellen sowie der ökologischen Hühnerei- und Geflügelproduktion auf.[2]
Das Federpicken wird als eine Störung des Verhaltens aufgrund von Überforderung der Tiere bei der Anpassung an die Haltungsbedingungen angesehen und hängt in der Praxis von vielen Faktoren ab.[3]
Folgen
Das Federpicken und das Herausreißen der Federn kann bei den betroffenen Tieren zu Schmerzen, Furcht, Stress und erhöhter Sterberate führen.[3]
Ein geschädigtes Federkleid kann in der Freilandhaltung unter Umständen zum Tod der Tiere durch Auskühlen führen. Durch fortschreitendes Picken an bereits blank liegender Haut kann es zum Tod durch Verbluten und damit zu Kannibalismus kommen. Des Weiteren dient das Gefieder als mechanischer Schutz gegenüber Umwelteinwirkungen, schützt vor Feuchtigkeit und ist wichtig für das soziale Verhalten.
Durch eine geringere Legeleistungen der betroffenen Herden und erhöhten Futterverbrauch von Hennen mit beschädigtem Fieder können neben den Folgen für die Tiere auch wirtschaftliche Misserfolge für die Halter entstehen.
Ursachen
Als zentrale Ursache des Federpickens wird ein gestörtes Verhalten beim Nahrungserwerb durch fehlerhafte Haltungsbedingungen angesehen. Wird die Schnabelaktivität bei der Nahrungsaufnahme nicht befriedigt, kommt es zur Umorientierung auf andere erreichbare Objekte, in diesem Fall die Federn der Artgenossen.
Darüber hinaus wird zum Teil auch ein Zusammenhang mit dem Sandbadverhalten, dem Gefiederpflegeverhalten oder dem Sozialverhalten in Erwägung gezogen. Auch ist zu beobachten, dass Federpicken lernbar ist und in Wellen auftreten kann.[4]
Agonistisches Picken richtet sich in der Regel auf die Kopfregion und nicht auf das Gefieder. Eher ist davon auszugehen, dass das Picken gegen die Federn der Artgenossen aufgrund des nicht ausübbaren Bodenpickens zustande kommt.[1]
Prävention durch artgerechtere Haltungsbedingungen
Durch Vermeidung bestimmter Haltungsbedingungen kann ein vermindertes Vorkommen von Federpicken erreicht werden. Dazu werden unter anderem folgende Bedingungen gezählt:[1]
- Mangelhaftes Fütterungsmanagement
- Mangelhafte Futterzusammensetzung und Proteinversorgung
- Zu hohe Besatzdichten
- Unpassende Gruppengrößen
- Mangelndes Sitzstangenangebot
- Genetische Disposition
- unzureichende Einstreumenge und -qualität
Symptomatische Gegenmaßnahme
In der Praxis werden verschiedene symptomatische Maßnahmen ergriffen.
Das Schnabelkürzen wird routinemäßig im Kükenalter. Dabei werden den Küken ohne Betäubung Teile des Schnabels entfernt. Dadurch nimmt die Federpickaktivität zwar nicht ab, d. h. gestörtes Verhalten wird nicht verhindert, sondern es werden lediglich die Schäden reduziert. Neben den akuten Schmerzen leiden die vom Kürzen betroffenen Tiere teilweise auch unter chronischen Schmerzen und unter Behinderung bei der Nahrungsaufnahme.
Eine starke qualitative und quantitative Lichtreduktion wird ebenfalls als Gegenmaßnahme eingesetzt, da eine hohe Lichtintensität mit einer höheren Gesamtaktivität, einem stärkeren Erkundungsverhaltens und einem erhöhten Risiko des Federpickens zusammenhängt. Für die Tiere ist die Maßnahme allerdings mit einer sensorischen Deprivation verbunden. Zudem können in der Folge starke Reaktion auf Licht auftreten.
Kritik
Tierrechtsorganisationen wie die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt fordern artgerechtere Haltungsbedingungen, die dem Federpicken vorbeugen. Insbesondere wird eine Beendigung symptomatischer Gegenmaßnahmen wie Schnabelkürzen und Lichtreduktion gefordert.[5]
Einzelnachweise
- Christiane Keppler: Untersuchungen wichtiger Einflussfaktoren auf das Auftreten von Federpicken und Kannibalismus bei unkupierten Legehennen in Boden- und Volierenhaltungen mit Tageslicht unter besonderer Berücksichtigung der Aufzuchtphase. Prof. Ute Knierim, Universität Kassel, 2008, abgerufen am 9. Dezember 2015.
- Marion Staack, Bettina Gruber, Christiane Keppler, Katrina Zaludik, Knut Niebuhr, Ute Knierim: Neues aus der Ökologischen Tierhaltung 2008. Maßnahmen gegen Federpicken bei ökologisch gehaltenen Legehennen - Ergebnisse einer epidemiologischen Untersuchung. G. Rahmann, U. Schumacher, 2008, abgerufen am 9. Dezember 2015.
- Christiane Keppler: Gutachten zum Risiko von Federpicken und Kannibalismus in der Kleingruppenhaltung nach der Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung. (Nicht mehr online verfügbar.) 2009, ehemals im Original; abgerufen am 9. Dezember 2015. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Vorstufe zum Kannibalismus: Universität Hohenheim erforscht Federpicken bei Hühnern. (Nicht mehr online verfügbar.) Universität Hohenheim, 20. Januar 2012, archiviert vom Original am 10. Dezember 2015; abgerufen am 8. Dezember 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Massentierhaltung - Legehennen. Vermeidbarkeit und Forderungen. Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, abgerufen am 8. Dezember 2015.