Exartikulation
In der Chirurgie wird unter Exartikulation die Amputation einer Gliedmaße im Gelenk (articulatio) verstanden. Dabei werden sämtliche ein Gelenk umgebenden Weichteile durchtrennt; der Knochen des Amputationsstumpfes bleibt im Gegensatz zur Ablation unverletzt. Häufige Exartikulationen findet man u. a. in den Fußgelenken nach Lisfranc oder Chopart bzw. im Knie- oder Hüftgelenk (siehe: Hüftexartikulation) vor. Selten kommt es gar zur Hemipelvektomie, was die Resektion einer ganzen Beckenhälfte bedeutet.
Der Vorteil einer Exartikulation ist vor allem am Kniegelenk, dass ein endbelastungsfähiger Stumpf erhalten bleibt. Da der Stumpf länger ist als bei einer Amputation oberhalb des Gelenkes, bleibt mehr Kraft erhalten, und der längere Hebelarm erlaubt eine bessere Prothesenkontrolle. Allerdings ist die Wundheilung bei Exartikulationsstümpfen bei Patienten mit arterieller Verschlusskrankheit oder Diabetes, den Hauptursachen für Amputationen der unteren Extremität, aufgrund der fehlenden muskulären Stumpfdeckung oft sehr problematisch, weshalb eine Exartikulation besonders am Knie eher bei traumatischen oder onkologischen Indikationen empfohlen wird.
Die Versorgung mit einer Prothese ist desto problematischer, je höher die Amputation erfolgt, und hängt vor allem von der Stumpfform und dem Weichteilmantel ab. Bei der Kniegelenksexartikulation besteht ein kosmetisches Problem darin, dass der Oberschenkel mit Prothese länger ist als der gegenseitige gesunde Oberschenkel, da über die normale Oberschenkellänge hinaus an der Prothese noch das künstliche Kniegelenk angefügt werden muss. Hierzu stehen zwar spezielle Gelenke zur Verfügung, die deutlich weniger Länge beanspruchen als Kniegelenke bei Oberschenkelamputierten, jedoch bleibt eine Differenz von 5 bis 6 cm nicht aus, was besonders im Sitzen auffällt.