Ewald Frank (Prediger)
Ewald Frank (* 24. Dezember 1933 bei Danzig) ist ein deutscher Prediger, Gründer und Leiter der pfingstlichen Gemeinschaft Freie Volksmission in Krefeld.
Anfänge
Frank wurde 1933 in der Umgebung von Danzig geboren. Nach Kriegsende 1945 lebte er in Westdeutschland. Bis 1955 widmete er sich dem Selbststudium der Bibel. Nach Großveranstaltungen des US-Predigers William Branham und anderer in Karlsruhe bildete sich in Krefeld ein kleiner Anhängerkreis, dessen Leiter Ewald Frank wurde. Von 1956 bis 1959 hielt er sich in den USA und Kanada auf.
Die Anfänge der Volksmission gehen auf Silvester 1959 zurück. An diesem Tag hatte Ewald Frank 14 Personen in seine Krefelder Privatwohnung zu einem Treffen eingeladen. Am Ende dieser Begegnung stand ein engerer Zusammenschluss der Versammelten, der zur Keimzelle der späteren Gemeinde wurde.
1962 vernahm Ewald Frank nach eigenen Angaben „die Stimme des Herrn“. Seitdem fühlt er sich in den „geistigen Dienst“ berufen. Zunächst war er in pfingstlerischen Gemeinden tätig, seit dem Tod Branhams sieht er sich aber als Weiterträger von dessen endzeitlicher Botschaft.[1]
Gründung der Volksmission
Frank mietete einen kleinen Saal in Krefeld und nahm seine volksmissionarische Arbeit auf. 1964 wurde die von Frank gegründete Freie Volksmission Krefeld als gemeinnütziger Verein anerkannt. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt 250 Mitglieder. Im selben Jahr fuhr Ewald Frank zum ersten Mal zum Missionieren nach Indien. Im Oktober 2014 brach er zu seiner 25. Indien-Missionierung auf.
Frank ließ sich in den 1970er Jahren scheiden. Er schrieb daraufhin ein Buch „Heirat und Scheidung“, in dem er die Scheidung zu rechtfertigen versuchte. Frauen spielen in der Freien Volksmission eine untergeordnete Rolle, die Frank, wie sein Vorbild Branham, mit dem Sündenfall im Paradies und in der sexuellen Anziehung der Frau begründet sieht.
Frank unternimmt viele Missionsreisen. Heute hat seine Gemeinde etwa 3000 Mitglieder (Stand 2001). Am Hauptsitz der Mission in Krefeld befindet sich neben der Kirche mit 550 Sitzplätzen das missionseigene Druck- und Verlagshaus. Die Freie Volksmission hat 16 hauptamtliche Mitarbeiter (Stand 2014) und finanziert sich hauptsächlich über Spenden. Gemeindemitglieder werden nirgends eingetragen. An den Gottesdiensten nehmen laut idea etwa 300 Besucher teil. Zu den zwei Jubiläumsgottesdiensten zum 50-jähriges Bestehen am 5. und 6. Oktober 2014 kamen 1200 Gäste.[2]
Bezüge zur Colonia Dignidad
Frank missionierte nach der Flucht des Sektenführers Paul Schäfer unter den Mitgliedern der Colonia Dignidad in Chile, taufte dort unter anderem 2004 massenhaft neue Anhänger, und ließ die Krefelder Volksmission zu einem Anziehungspunkt für flüchtige Mitglieder der Gemeinschaft werden.[3] Chiles Regierung befürchtete die Entstehung einer neuen Sekte und belegte ihn 2005 mit einer neunjährigen Einreisesperre.[4][5] Wegen der Berichterstattung in der Rheinischen Post und Telepolis über seine Nähe zur Colonia Dignidad führt Frank presserechtliche Verfahren gegen Journalisten beider Medien; unter anderem wird um die Frage gestritten, ob Frank flüchtigen und von Chile gesuchten Kadern der Sekte „Zuflucht“ gewährt hat.[6]
Bereits 2005 schrieb Helen Zuber im Spiegel: „Wie einst Schäfer, beschwört auch Missionar Ewald Frank aus Krefeld finstere Visionen vom Weltuntergang. Auch er warnt vor den Verlockungen der verdorbenen Welt da draußen. Gern lässt er ein paar fromme Videos da, um die sich Schäfers Waisen gläubig versammeln. Es ist fast schon wieder wie früher.“[7]
Die Rechtsanwältin Petra Schlagenhauf, die Opfer der Colonia Dignidad vertritt, sagte 2014 DLR Berlin: „Nachdem Schäfer nicht mehr da war, tauchte ein neuer Prediger auf namens Ewald Frank aus Krefeld, und hat seine spirituelle Nachfolge angetreten, Massentaufen veranstaltet, Leute in Deutschland empfangen, die aus der Kolonie kamen, und dieser Mann vertritt ebenfalls eine sehr fundamentalistisch christliche Linie, hat keine theologische Ausbildung, hat aber ein kirchliches Zentrum in Zürich und ein weiteres in Krefeld, das ist die Zentrale.“[8]
2014 besuchten knapp 20 der 100 zurückgekehrten Bewohner die Gottesdienste der Volksmission in Krefeld, sagte Ewald Frank 2014 idea.[9] Der Arzt und ehemalige Assistent Paul Schäfers Hartmut Hopp lebt ebenfalls in Krefeld und besucht die Volksmission. Er ist aus Chile geflüchtet, nachdem ihn dort ein Gericht wegen Beihilfe zum Kindesmissbrauch und zur Freiheitsberaubung zu fünf Jahren Haft verurteilt hatte.[10] 2011 hatte Frank noch behauptet: „Der Mann ist nicht hier, zumindest jetzt noch nicht. Was künftig passiert, kann ich ja nicht sagen.“ Frank bestritt in der Rheinischen Post noch 2011 jegliche Verbindung zur Colonia Dignidad.[11]
Theologie
Ziel der Freien Volksmission ist die „völlige Rückkehr zur Lehre und Praxis der Urgemeinde in der Apostelzeit“, zitiert idea die Mission. Frank und seine Volksmission lehnen die Konzilsbeschlüsse als „Fälschung des Original-Wortes“ ab. Das alle großen christlichen Kirchen verbindende Nizänische Glaubensbekenntnis und die Trinität (Dreieinigkeit) lehnt Frank ebenso ab. Er praktiziert die Wiedertaufe und legt seinen Anhängern nahe, aus ihren bisherigen Glaubensgemeinschaften auszutreten.[12]
Einordnung
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums ordnete der Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), Reinhard Hempelmann die Volksmission ein. Die Freie Volksmission sei eine „endzeitlich ausgerichtete christliche Sondergemeinschaft, die das Erbe des umstrittenen pfingstlichen Heilungsevangelisten William M. Branham pflegt“. Die von Frank verbreitete Glaubenslehre stelle nicht die beanspruchte „reine biblische Wahrheit“ dar. „Sie weicht vielmehr in zentralen Punkten vom Glaubenskonsens der ökumenisch verbundenen christlichen Kirchen und Gemeinschaften ab“, stellte Hempelmann klar.[13]
Publikationen
- (Hrsg.: ) William Branham, ein Prophet von Gott gesandt, Krefeld 1950, 20 S.
- Das Konzil Gottes, Rathmann, Marburg 1964, 98 S.
Einzelnachweise
- Oswald Eggenberger: Kirchen – Sekten – Religionen. Religiöse Gemeinschaften, weltanschauliche Gruppierungen und Psycho-Organisationen im deutschsprachigen Raum. S. 137 (Pfingstgemeinden)
- 50 Jahre Freie Volksmission Krefeld. 1.200 Gäste kamen zu zwei Jubiläumsgottesdiensten. In: idea-pressedienst, Nr. 279, 6. Oktober 2014
- Claudia Knepper: „Mitglieder der Colonia Dignidad verhaftet“. In: material dienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, 8/2011, S. 300 (online, abgerufen 13. Dezember 2011).
- Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken 17/6401 u. a. „Colonia Dignidad“ vom 1. Juli 2011 (online (PDF; 168 kB)).
- Colonia Dignidad – Deutsche Sekte in Chile. ARD (ab 0:03:34) auf YouTube, abgerufen am 1. Mai 2021.
- Ingo Niebel: „Treffen mit "dem Durchschnittsleser" vor Gericht“ In: Telepolis vom 13. Dezember 2011 (abgerufen am 13. Dezember 2011).
- Was soll aus uns werden? SPON, abgerufen am 7. Februar 2016.
- Das Leben nach der Sekte. Ehemalige Mitglieder der Colonia Dignidad in Deutschland. Abgerufen am 7. Februar 2016. Im Transkript fälschlich "Schlagenhoff" statt Schlagenhauf
- 50 Jahre Freie Volksmission Krefeld. 1.200 Gäste kamen zu zwei Jubiläumsgottesdiensten. In: idea-pressedienst, Nr. 279, 6. Oktober 2014
- Das Leben nach der Sekte. Ehemalige Mitglieder der Colonia Dignidad in Deutschland. Abgerufen am 7. Februar 2016.
- Sebastian Peters: Sektenarzt – Neue Spur nach Krefeld. Rheinische Post, abgerufen am 9. Februar 2016.
- Oswald Eggenberger: Kirchen-Sekten-Religionen. Religiöse Gemeinschaften, weltanschauliche Gruppierungen und Pscho Organisationen im deutschsprachigen Raum. S. 137 (Pfingstgemeinden)
- 50 Jahre Freie Volksmission Krefeld. 1200 Gäste kamen zu zwei Jubiläumsgottesdiensten. In: idea-pressedienst, Nr. 279, 6. Oktober 2014