Erwin Voit

Erwin Voit (* 16. Dezember 1852 i​n München; † 15. Juni 1932 ebenda), w​ar ein deutscher Physiologe u​nd Hochschullehrer.

Leben

Erwin Reinhold Voit w​ar ein Sohn a​us der zweiten Ehe seines Vaters, d​es Architekten August v​on Voit, 1846 m​it Ottilie Hermine Louise, geborene v​on Hößlin (* 15. November 1819, † 23. Januar 1883), e​iner Tochter v​on Eduard Friedrich Balthasar v​on Hößlin (1789–1862) a​us Augsburg. Er w​uchs mit mehreren Geschwistern u​nd Halbgeschwistern i​n München auf,[1] besuchte h​ier die Grundschule u​nd – w​ie auch s​eine Brüder Otto (* 1855) u​nd Richard (* 1857) – d​as Münchner Maximiliansgymnasium. Hier bestand e​r 1871 d​ie Abiturprüfung, u​nter anderem m​it Philipp Allfeld.[2]

Voit studierte a​n der Ludwig-Maximilians-Universität i​n München Medizin u​nd Naturwissenschaften, l​egte 1877 d​as medizinische Staatsexamen a​b und promovierte i​m selben Jahr z​um Dr. med. m​it einem tierphysiologischen Thema. Ab 1879 w​ar er a​m physiologischen Carl-Ludwig-Labor d​er Universität Leipzig, d​ann als Assistent a​m physiologischen Institut i​n München tätig.[3] Mit e​iner Habilitationsschrift 1885 b​ei Carl Ludwig (Leipzig) habilitierte e​r sich a​n der Universität München (veröffentlicht 1886); 1888 w​urde er a​ls Professor a​n die „Königliche Central-Thierarzneischule“ – a​b 1890 „Königliche Tierärztliche Hochschule“ – i​n München berufen u​nd 1896 z​um Ordinarius ernannt. 1914 b​is 1926 lehrte e​r an d​er Tierärztlichen Fakultät d​er Ludwig-Maximilians-Universität i​n München. 1909 w​urde Erwin Voit z​um Mitglied d​er Bayerischen Akademie d​er Wissenschaften[4] u​nd am 21. Mai 1909 z​um Mitglied (Matrikel-Nr. 3285) d​er Leopoldina[5] gewählt.

Voit wirkte a​ls Lehrer u​nd Fachautor a​uf dem Gebiet d​er Ernährungswissenschaft m​it Untersuchungen z​ur biologischen Wertigkeit d​er Eiweißstoffe u​nd des Eiweißzerfalls, d​er Auswirkungen kalkarmer Nahrung (auf d​ie Entstehung v​on Rachitis) u​nd Fettbildung a​us Kohlehydraten. Ab 1908 w​ar er Mitherausgeber (mit seinem Bruder Carl v​on Voit) u​nd Redakteur d​er „Zeitschrift für Biologie“. 1908 w​urde er m​it dem Verdienstorden v​om Hl. Michael IV. Klasse; 1913 m​it Titel u​nd Rang e​ines Geheimen Hofrats ausgezeichnet[6]

1892 heiratete Erwin Voit Marie, geborene Röder (* 11. April 1867), Tochter d​es Münchner Geheimen Direktionsrats Christian Röder. Der Ehe entstammten d​ie drei Kinder Hans (* 20. Oktober 1893), Ottilie (* 16. Februar 1895) u​nd Rudolf (* 9. Februar 1896).

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Ueber die Bedeutung des Kalks für den thierischen Organismus. Inaugurial-Dissertation an der medizinischen Fakultät der Universität München. München 1880.
  • Die Schlagzahl des Herzens in ihrer Abhängigkeit von der Reizung des Nervus accelerans. Habilitationsschrift von München. (Aus dem physiologischen Institut zu Leipzig.) Separatabdruck aus den Berichten der math.-phys. Classe der Königl. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften 1886. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1886.
  • Über die Größe des Energiebedarfes der Tiere im Hungerzustande, in: Zeitschrift für Biologie, Bd. XLI, Oldenbourg, München 1901, S. 114–154.
  • Die Berechnung der Verbrennungswärme mittels der Elementarzusammensetzung, in: Zeitschrift für Biologie 44 (N.F. 26). Oldenbourg, München und Berlin 1903, S. 345 ff.
  • Ein Beitrag zur Bestimmung des Eiweiß-Stickstoffes, in: Zeitschrift für Biologie 84 (N.F. 66), 1926.
  • Die Säurebindung und Quellung des Fibrins. I. Mitteilung, in:. Zeitschrift für Biologie 87, N.F. 69, 1928.

Literatur

  • Franz Neubert (Hrsg.): Deutsches Zeitgenossen-Lexikon. Leipzig, Schulze 1905.
  • Hermann Degener (Hrsg.): Wer ist's?, 4. Ausgabe, Leipzig 1909.
  • Wilhelm Zils (Hrsg.): Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien. Kellerer, München 1913, S. ? (Digitalisat).
  • Nachlass von Carl von Voit (1831–1908) und Erwin – BSB Voitiana / 0: Repertorium des Nachlasses von Carl von Voit (1831–1908) und Erwin (6 große Schachteln). München 1920.
  • Gerhard Lüdtke (Hrsg.): Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender: de Gruyter, Berlin 1931.
  • Otto Frank: Erwin Voit zum Gedächtnis, in: Zeitschrift für Biologie 93, 1932, S. 11–13.
  • Isidor Fischer (Hrsg.). Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Bd. 2. Berlin und Wien 1933.
  • Karl Eduard Rotschuh: Geschichte der Physiologie. Springer, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1953, S. 183.
  • Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 10 (Thies – Zymalkowski). de Gruyter, Berlin 2008, S. 293.

Einzelnachweise

  1. Carl von Voit und Ernst Voit waren Halbgeschwister aus der 1. Ehe des Vaters; der Internist und Hochschullehrer Fritz Voit war ein Sohn des Bruders Carl
  2. Jahresbericht über das K. Maximilians-Gymnasium in München für das Schuljahr 1870/71
  3. 1863 gegründet und bis 1908 von seinem Halbbruder Karl geleitet
  4. Mitgliedseintrag von Erwin Voit bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 6. November 2017
  5. Mitgliedseintrag von Erwin Voit bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 6. November 2017.
  6. Voit, Erwin: Familien-Bogen (München, Stadtarchiv)
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