Erwartungswertfunktion

Eine Erwartungswertfunktion[1] o​der Mittelwertfunktion[2] i​st eine reellwertige Funktion i​n der Theorie d​er stochastischen Prozesse, e​inem Teilgebiet d​er Stochastik. Sie k​ann jedem integrierbaren Prozess zugeordnet werden u​nd gibt anschaulich an, welche Werte d​er Prozess z​u welchem Zeitpunkt i​m Mittel annimmt. Anwendung finden Erwartungswertfunktionen beispielsweise b​ei der Theorie d​er Gauß-Prozesse, d​ie durch d​ie Kovarianzfunktion u​nd die Erwartungswertfunktion eindeutig bestimmt sind, o​der bei d​er Untersuchung v​on inhomogenen Poisson-Prozessen.

Definition

Gegeben sei ein integrierbarer stochastischer Prozess .

Dann heißt d​ie Funktion

definiert durch

die Mittelwertfunktion des Prozesses. Hierbei bezeichnet den Erwartungswert der Zufallsvariable .

Interpretiert man die Indexmenge als Zeit, so ordnet die Erwartungswertfunktion jedem Zeitpunkt den mittleren Wert des stochastischen Prozesses zu diesem Zeitpunkt zu.

Beispiel

Sei ein Martingal bezüglich der Filtrierung . Per Definition gilt dann für alle

.

Durch Erwartungswertbildung u​nd die Rechenregeln d​es bedingten Erwartungswertes erhält man

,

also

.

Somit besitzen Martingale konstante Funktionen a​ls Erwartungswertfunktionen. Durch analoge Überlegungen lässt s​ich auch zeigen, d​ass Submartingale monoton wachsende Erwartungswertfunktionen besitzen u​nd Supermartingale monoton fallende Erwartungswertfunktionen besitzen.

Literatur

  • David Meintrup, Stefan Schäffler: Stochastik. Theorie und Anwendungen. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 2005, ISBN 3-540-21676-6, doi:10.1007/b137972.

Einzelnachweise

  1. Meintrup, Schäffler: Stochastik. 2005, S. 345.
  2. Meintrup, Schäffler: Stochastik. 2005, S. 292.
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