Ernst von Hertzberg
Ernst Kaspar Wilhelm von Hertzberg, auch von Hertzberg–Lottin, (* 5. Juli 1852 in Lottin, Kreis Neustettin; † 16. Dezember 1920 ebenda) war ein preußischer Landschaftsdirektor und Politiker.
Leben
Er entstammte dem alten pommerschen Adelsgeschlecht Hertzberg, das im Jahr 1378 erstmals urkundlich erwähnt ist, war der Sohn des Juristen und Oberlandesgerichts-Auskultators Theodor von Hertzberg (1815–1874) und der Marie Österreich (* 1825) und hatte vier Geschwister.
Hertzberg war Gutsherr auf Lottin, Hohbüch und Babylon (alle im Kreis Neustettin) und königlich preußischer Rittmeister. Er war außerdem Landschaftsrat der Landschafts-Departements-Direktion der Pommerschen Landschaft in Treptow an der Rega und Landschaftsdirektor. Er war Ehrenritter des Johanniterordens.
Im Jahre 1894 wurde Hertzberg auf Präsentation des alten und des befestigten Grundbesitzes im Landschaftsbezirk Herzogtum Kassuben Mitglied des Preußischen Herrenhauses auf Lebenszeit.[1] Ferner war er Mitglied des Provinziallandtags von Pommern und langjähriges Ausschussmitglied der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse. Hertzberg war ein Freund und Vertrauter von Heinrich Claß, wodurch er in Verbindung mit dem Alldeutschen Verband kam. Sein Sohn Gertzlaff wurde dort später auch aktiv.[2] 1899 fabuliert von Hertzfeld von jüdischen „Geheimschriften“, welche der Regierung vorliegen und welche u. a. einen Blutritus beschreiben sollen.[3] Anfang 1916 war Ernst von Hertzberg Mitunterzeichner, der von Otto zu Salm-Horstmar initiierten Kaisereingabe.[4] Hertzberg positionierte sich klar auch später gegen den Kaiser. Ab 1919 gehörte er dem „Beirat“ des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund an.[5] Seine Position im Pommerschen Bauherrenverband nutze er, um gegen die „schamlose und niederträchtige Weise“[6] der organisierten Arbeiter zu wettern und sozialdemokratische Arbeiter durch eine Mitgliederverpflichtung von den Baustellen zu verbannen.[7] Kurz vor seinem Tod konnte er in der Deutschen Adelsgenossenschaft u. a. die Einrichtung eines Arierparagraphen durchsetzen.[5]
Hertzberg heiratete am 12. Juni 1875 in Neustettin Eva von Busse (* 13. August 1856 in Neustettin; † 8. März 1933 auf Gut Lottin), die Tochter des Neustettiner Landrats Hermann von Busse und der Emma von Bonin aus dem Haus Wulfflatzke. Aus der Ehe gingen in den Jahren 1877–1899 sechs Söhne, unter anderem Rüdiger von Hertzberg, sowie ebenfalls sechs Töchter hervor.
Literatur
- Hermann Waterstraat: Geschichte des Geschlechts von Hertzberg. Fischer & Schmidt, Stettin 1907. (Digitalisate der 3 Bände in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern)
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A band XIV, Seite 185, Band 66 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1977, ISSN 0435-2408
- Acta Borussica Band 8/I (1890-1900) (PDF-Datei; 2,72 MB)
- Acta Borussica Band 8/II (1890-1900) (PDF-Datei; 2,19 MB)
- Acta Borussica Band 9 (1900-1909) (PDF-Datei; 2,74 MB)
- Acta Borussica Band 10 (1909-1918) (PDF-Datei; 2,74 MB)
Einzelnachweise
- E. David (Hrsg.): Handbuch für das Preußische Herrenhaus. Berlin 1911, S. 330 (Online).
- Uta Jungcurt: Alldeutscher Extremismus in der Weimarer Republik: Denken und Handeln einer einflussreichen bürgerlichen Minderheit. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2016, ISBN 978-3-11-045749-0, S. 133 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2020]).
- Theodor Barth: Die Nation. 1899, S. 441 ff. (google.de [abgerufen am 10. Juli 2020]).
- Uta Jungcurt: Alldeutscher Extremismus in der Weimarer Republik: Denken und Handeln einer einflussreichen bürgerlichen Minderheit. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2016, ISBN 978-3-11-045749-0, S. 137 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2020]).
- Stephan Malinowski: Vom König zum Führer: Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat. Walter de Gruyter, 2009, ISBN 978-3-05-004840-6, S. 188 (google.de [abgerufen am 9. Juli 2020]).
- Verhandlungen: Stenographische. Berichte über die Verhandlungen. Preussische Verlagsanstalt., 1913, S. 10409 (google.de [abgerufen am 10. Juli 2020]).
- Sozialistische Monatshefte. Verlag der Sozialistischen Monatshefte, 1912, S. 1613 (google.de [abgerufen am 10. Juli 2020]).