Ernst Westphal (Bildhauer)
Ernst Westphal, nach anderen Quellen Ernst Westpfahl, (* 20. Oktober 1851 in Lübeck; † 26. September 1926 in Berlin) war ein deutscher Bildhauer und Medailleur.
Leben
Westphal betrieb seit spätestens 1895 im Haus Lützowstraße 71[1][2] in Berlin-Tiergarten ein Atelier für Bauplastik. Für Haus-Fassaden und Innenräume schuf er Reliefs und vollplastische Skulpturen, die er in Stein, aber auch in Bronzeguss ausführte. Ein großer Teil seiner Werke ist bis heute erhalten und prägt das Erscheinungsbild Berlins, aber auch weiterer Städte in Deutschland.
Werk
- 1889: Sandsteinfiguren am Mannheimer Wasserturm
- 1892: ornamentaler und figürlicher Schmuck an Balkonen und Decke des Theaters am Schiffbauerdamm in Berlin-Mitte
- 1893: alle Stuck- und Bildhauerarbeiten am und im Haus Bellevuestraße 11a in Berlin-Tiergarten
- 1895: Deckenschmuck im Weißen Saal des Berliner Stadtschlosses
- 1898–1900: plastischer Schmuck in der Aula der heutigen Bürgermeister-Herz-Grundschule in Berlin-Kreuzberg, Wilmsstraße 10
- 1899–1900: Schmuckfriese der Pfeiler in den Fluren der Humboldthain-Schule
- 1899–1905: bildhauerischer Schmuck am Rathaus Charlottenburg: Dreiecksgiebel über dem Mittelrisalit, rückseitiger Dekor (teilweise entfernt), Dekor im westlichen Treppenhaus
- 1901: Grabmale für Karl Theodor Liebermann, Albert Hamburger und Max Fabisch (letzteres zusammen mit dem Architekten Walther Schilbach) auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee
- 1901–1905: Schnitzarbeiten für das Standesamt an der Fischerbrücke in Berlin-Mitte (1979 in das Trauzimmer im Rathaus Pankow versetzt)
- 1903: zwei Liegefiguren für das Gebäude der Handelskammer (heute Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität) in Berlin-Mitte, Dorotheenstraße 26[3]
- 1904: Sandsteinreliefs für die Grünstraßenbrücke in Berlin-Mitte[4]; Ein Relief zeigt eine Personengruppe, die einem Ertrinkenden hilfreich die Hände entgegenstreckt, das andere stellt waschende und schwatzende Frauen dar. Es ist möglich, dass der Bildhauer damit auf die früher auf der anderen Seite der Wallstraße befindliche Wäscherei von Wilhelm Spindler anspielte.
- 1904: Nickelmann-Brunnen mit Wassermann und zwei Delphinköpfen aus Muschelkalk unter dem Hochbahnbogen des U-Bahnhofs Nollendorfplatz[5]
- 1905: Figuren und Reliefs für zwei Wertheim-Warenhäuser in Berlin (Warenhaus Leipziger Straße und Warenhaus Rosenthaler Straße)
- 1905: Bauschmuck der Handelshochschule Berlin in Berlin-Mitte, Spandauer Straße 1 (heute Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Humboldt-Universität)
- 1905–1910: Fassadenschmuck für die Kaiser-Wilhelms-Akademie in Berlin-Mitte, Invalidenstraße (zusammen mit Otto Lessing und Albert Manthe)[6]
- 1910: Pflanzenkästen mit Reliefs aus Terrakotta (ausgeführt von der Kaiserlichen Majolika-Werkstätte Cadinen)
- 1910/1911: Klinkerdekor (unter Verwendung von römischen und maurischen Motiven) an der Fassade des Admiralspalasts in Berlin, Planckstraße[7][8]
- 1913/1914: Bauplastik am Verwaltungsgebäude der Orenstein & Koppel – Arthur Koppel AG in Berlin-Kreuzberg, Tempelhofer Ufer 23–24 (Skulpturen verloren, Gebäude unter Denkmalschutz)
- Portalschmuck (einfache Steinornamente) am Kaiserin-Auguste-Viktoria-Säuglingsheim (weitere Portale von Josef Rauch)
- Bronze-Gedenktafel für die Bürgermeister Berlins am Roten Rathaus
- Grabstätte im Stil der italienischen Renaissance für den Ingenieur und Unternehmer Carl Hofmann (1836–1916) (Architektur von Bruno Schmitz, Marmorstatue von Nikolaus Geiger, ornamentaler Schmuck von Westphahl; 1991/1992 im Auftrag der Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe in Berlin und Brandenburg mit Hilfe der Stiftung Deutsche Klassenlotterie restauriert)
- Sphinx auf dem Mannheimer Wasserturm
- Erbbegräbnis Guthmann, Friedhof Wannsee, Lindenstraße
- Grabmal Hofmann, Figur von Geiger, Ornamentik von Westphal
- Nickelmann-Brunnen, U-Bahnhof Nollendorfplatz
Literatur
- Westpfahl, Ernst. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 35: Waage–Wilhelmson. E. A. Seemann, Leipzig 1942, S. 455.
- Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Berlin. Berlin 1994. (Erwähnung im Personen-Register)
- Alfred Etzold: Ein Berliner Kulturdenkmal von Weltgeltung. Der Jüdische Friedhof Berlin-Weißensee. Edition Hentrich, Teetz und Berlin 2006, ISBN 3-938485-17-5. (Kurzbiografie Ernst Westphal im Anhang)
- Karl Hiller: Der Bauplastiker Ernst Westphal (1851–1926). Berlin 2013. (karl-hiller.de PDF; 1,99 MB).
Weblinks
Commons: Ernst Westphal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
- Westpfahl, E., Bildhauer. In: Berliner Adreßbuch, 1895, Teil 1 (Alphabetisches Verzeichnis der Einwohner Berlins), S. 1494.
- Westpfhal, E. In: Berliner Adreßbuch, 1895, Teil 3 (Verzeichnis der Einwohner Berlins nach ihren Erwerbs-Berufszweigen), S. 43.
- Institutsgebäude der Bibliothekswissenschaft hu-berlin.de.
- Baudenkmal Grünstraßenbrücke mit Hinweis auf den Bildhauer
- Jörg Kuhn: Wassermann. In: BiB - Bildhauerei in Berlin. Abgerufen am 4. Dezember 2021.
- Fassadenschmuck der Kaiser-Wilhelm-Akademie (Memento vom 9. Juli 2008 im Internet Archive)
- Information der Stiftung Stadtmuseum in Berlin, abgerufen am 11. April 2009.
- Karl Hiller: Die Planckstraßenfassade des Admiralspalastes. Dokumentation der Probeachse und restauratorisches Konzept. o. O. 2006. (Kapitel I.4 Beschreibung der Rückfassade und ihrer Ikonografie.) S. 7–10 (karl-hiller.de PDF; 4,11 MB).
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