Ernst Stizenberger

Ernst Stizenberger (* 14. Juni 1827 i​n Konstanz; † 27. September 1895 ebenda) w​ar ein badischer, deutscher Arzt u​nd Botaniker (Lichenologie). Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Stizenb.

Ernst Stizenberger

Biografie

Stizenberger studierte a​b 1844 Medizin u​nd Naturwissenschaften i​n Freiburg (wo e​r bei Alexander Braun Botanik u​nd bei Karl Fromherz Geologie u​nd Mineralogie studierte) m​it der Promotion i​n Medizin 1850 m​it einer paläontologischen Dissertation (Übersicht über d​ie Versteinerungen d​es Großherzogtums Baden). 1848/49 studierte e​r auch i​n Zürich.[1] Danach setzte e​r sein Studium i​n Wien u​nd Prag fort, b​evor er s​ich nach erfolgter Staatsprüfung (1851) a​ls Arzt i​n seiner Heimatstadt Konstanz niederließ. Er w​ar auch langjähriger leitender Arzt d​es Stadtspitals, zweiter Gerichtsarzt u​nd ab 1852 Visitator d​er Apotheken.

Als Botaniker befasste e​r sich m​it Flechten u​nd Algen. Er bearbeitete z​um Beispiel d​ie Flechten d​er Novara-Expedition u​nd die Flechten-Sammlung v​on Robert Reuleaux i​n Nordamerika.

Am 15. November 1863 (Matrikel-Nr. 2003) w​urde er m​it dem Beinamen Hedwig III. Mitglied d​er Leopoldina.[2]

Er erstbeschrieb d​ie Flechtengattung Anzia.

Neben Botanik befasste e​r sich leidenschaftlich m​it Musik (er spielte Harmonium) u​nd schrieb e​ine Musikgeschichte Badens. Stizenberger w​ar Führer d​er badischen Volkspartei.[3] Er w​ar auswärtiges Mitglied d​er St. Gallischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft, i​n deren Jahresberichten e​r viel veröffentlichte, u​nd korrespondierendes Mitglied d​er Naturforschenden Gesellschaft Zürich.

Schriften

  • Uebersicht der Versteinerungen des Grossherzogthums Baden. J. Diernfellner, Freiburg i./B. 1851 Google Books
  • Ueber die zu Heilzweken dienenden Injections- und Saugapparate und deren Anwendung für Aerzte und Studirende. Ebner & Seubert, Stuttgart 1856 Archive
  • Dr. Ludwig Rabenhorst's Algen Sachsens, resp. Mitteleuropas, Decade I–C, systematisch geordnet (unter Zugrundelegung eines neuen Systems). C. Heinrich, Dresden 1860 Google Books
  • Beitrag zur Flechtensystematik, Jahresbericht der St. Galler Naturforschenden Gesellschaft 1861/62
  • Ueber den gegenwärtigen Stand der Flechtenkunde, in: Flora, 1861
  • Kritische Bemerkungen über die Lecideaceen mit nadelförmigen Sporen. E. Blochmann & Sohn, Dresden 1863 Google Books
  • Lecidea sabuletorum Flörke und die ihr verwandten Flechten-Arten. E. Blochmann & Sohn, Dresden 1867 Google Books
  • Rosenthals Forschungsexpedition nach Nowaja Semlja. Verzeichnis der von Th. von Heugel hiebei gesammelten Flechten. Petermanns Geographische Mitteilungen 1872
  • Botanische Plaudereien über die Flechten (Lichenes), Glarus 1873
  • Kriegsbereitschaft im Reiche Floras. Jahresbericht der St. Galler Naturf. Ges., 1873/74
  • Index lichenum hyperboreorum. Jahresbericht der St. Galler Naturf. Ges., 1874/75
  • Die ökonomischen Beziehungen der Flechten. Jahresbericht der St. Galler Naturf. Ges., 1877/78
  • Lichenes Helvetici. Jahresbericht der St. Galler Naturf. Ges., 1880/81, 1881/82
  • Grundlinien einer Geschichte der Tonkunst im Lande Baden. 1883
  • Lichenes Insulae Maderae. Extr. do Boletim da Soc. Brot., 1887
  • Lichenaea Africana. Jahresbericht der St. Galler Naturf. Ges., 1888/89, Supplementa 1891/92, Addenda und Corrigenda 1893/94
  • Die Grübchenflechten, Strictei und ihre geographische Verbreitung. in: Flora, 1895, Ergänzungsband

Als Herausgeber

  • Karl Fromherz: Handbuch der Geologie. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung und Druckerei, Stuttgart 1856 (posthum herausgegeben von Ernst Stizenberger) Archive

Literatur

Einzelnachweise

  1. Eventuell durch politische Aktivitäten in den Revolutionsjahren bedingt. Nachruf auf Stizenberger von C. Cramer, Zürcher Naturf. Ges.
  2. Mitgliedseintrag von Ernst Stizenberger bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 22. Juli 2017.
  3. Und nach dem Nachruf von Cramer Mitredaktor eines freisinnigen Oppositionsblattes
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