Ernst Kirchbach
Ernst Sigismund Kirchbach (Ernesto Kirchbach; * 23. April 1831 in Meißen, Sachsen; † 16. August 1876 in Striesen[1], Deutschland) war ein Historien- und Porträtmaler sowie Direktor der Kunstakademie in Santiago de Chile.
Biografie
Ernst Sigismund Kirchbach wurde 1831[2] in Meißen[3][4], Sachsen geboren.
An der Kunstakademie Dresden war er Schüler des Bibelillustrators und Freskenmalers Julius Schnorr von Carolsfeld. Schon früh malte er zusammen mit seinem Lehrer den Rubenssaal der Dresdner Kunstakademie aus.[5]
Nach dem Scheitern der revolutionären Bewegung von 1848/49 ging Kirchbach ins Exil nach London. Dort unterhielt er über fünf Jahre lang eine eigene Werkstatt und war mit der Ausschmückung des Kensington-Museums beschäftigt. Im Haus von Arnold Ruge heiratete er die ebenfalls exilierte, aus dem Rheinland stammende Lehrerin Emma Schmitthenner-Stockhausen. In London wurden zwei Söhne geboren: Ernst Wolfgang (* 1857, † 1906) und Johann Frank (* 1859, † 1912), die später als Schriftsteller und Künstler bekannt wurden. Die Familie zog nach Dresden um, wo seine Söhne einen wesentlichen Teil ihrer Kindheit verbrachten und verschiedene Schulen besuchten.[6][7][8][9]
1869 wurde Kirchbach durch den chilenischen Generalkonsul in Paris Fernández Rodella als Direktor der Kunstakademie in Santiago de Chile angeworben. Im Juli kam er in Chile an und trat die Nachfolge des Akademiegründers Alessandro Ciccarelli an. Er war ein umstrittener Lehrer. Einer seiner Schüler, der Historienmaler Pedro Lira, schrieb 1902 in seinem Malerbiografienlexikon, dass Kirchbachs Lehre im Zeichnen einige Fortschritte gebracht hätte, aber in der Malerei völlig defizitär gewesen sei. Unter seiner Verwaltung hätten nur zwei Schüler (Cosme San Martín, später Direktor der Kunstakademie, und Pedro León Carmona) Stipendien für eine weitere Ausbildung in Europa erhalten.[5] Moderne Autoren sehen ihn in Kontinuität mit seinem Vorgänger, der eine starre Lehre betrieb und seinen Schülern nur wenige Freiheiten erlaubte. Als einzige Neuerung führte er seine Leidenschaft für Themen des Mittelalters ein. Sein absoluter Respekt für die thematische Beschreibung stand im Gegensatz zu den zeitgenössischen Entwicklungen der Malerei in Europa.[10][11] In Santiago gestaltete er 1872 den Plafond des nach einem Brand wiederaufgebauten Stadttheaters, malte Porträts zweier chilenischer Präsidenten und eine Reihe von Gemälden mit Themen aus der Antike.[10][12] Während seiner Zeit in Chile kam sein dritter Sohn Max Kirchbach (Maximus Paul Ferdinand Kirchbach, * 1872-† 1927) zur Welt, der als Musiker und Musiklehrer tätig war.[13] Nach Ablauf seines Vertrages im Jahre 1875 kehrte er nach Deutschland zurück. Er starb 1876.
Einzelnachweise
- Becker, Marie Luise; Levetzow, Karl v.: Wolfgang Kirchbach in seiner Zeit. Briefwechsel und Essays aus dem Nachlaß. Georg D. W. Callwey, München 1910, S. 29.
- Die über das Internet zugänglichen biografischen Daten über Ernst Kirchbach sind spärlich und uneinheitlich. Als Geburtsjahr werden genannt:
- 1830:
- Ernst Barlach, Friedrich Dross: Die Briefe, 1888-1938. Hrsg.: Friedrich Dross. Band 1. R. Piper, München 1969, S. 761 (Google Buch - Auszug [abgerufen am 7. März 2010]).
- 1831:
- Hans Christoph Graf v. Seherr-Thoß: Kirchbach. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 635 f. (Digitalisat). (Familienartikel)
- Cornelia Herold: Kirchbach, Ernst Wolfgang. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
- 1832:
- Ernesto Kirchberg. Abgerufen am 7. März 2010 (spanisch).
- Biografía Ernesto Kirchbach. Museo Nacional de Bellas Artes, Santiago de Chile, abgerufen am 7. März 2010 (spanisch).
- Anton Bettelheim (Hrsg.): Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Band 12-13, 1909, S. 308 (Google Buch - Auszug [abgerufen am 10. März 2010]).
- Chilenische Autoren geben als Geburtsort Dresden an. z. B.: Biografía Ernesto Kirchbach. Museo Nacional de Bellas Artes, Santiago de Chile, abgerufen am 7. März 2010 (spanisch).
- Pedro Lira (1846–1912): Diccionario biográfico de pintores. Imprenta, Encuadernación y Litogr. Esmeralda, Santiago de Chile 1902, Kirchbach (Ernesto), S. 511 (spanisch, Memoria Chilena - Dokumente [PDF; abgerufen am 7. März 2010]).
- Katherine Roper: German encounters with modernity. novels of imperial Berlin. Humanities Press International, Inc., London 1991, ISBN 0-391-03695-5, S. 292 (englisch, Google Buch – eingeschränkte Vorschau [abgerufen am 7. März 2010]).
- Ernst Barlach, Friedrich Dross: Die Briefe, 1888-1938. Hrsg.: Friedrich Dross. Band 1. R. Piper, München 1969, S. 761 (Google Bücher [abgerufen am 7. März 2010]).
- Cornelia Herold, bearb. von Martina Schattkowsky: Kirchbach, Ernst Wolfgang. In: Sächsische Biografie. Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., 17. Mai 2005, abgerufen am 7. März 2010.
- Cornelius Ludwig: Der Maler in der Revolte. Wolfgang Kirchbachs Salvator Rosa zwischen Kunsterneuerung und Lebensreform. In: Achim Aurnhammer, Günter Schnitzler, Mario Zanucchi (Hrsg.): Salvator Rosa in Deutschland. Studien zu seiner Rezeption in Kunst, Literatur und Musik. Rombach, Freiburg i. Br. 2008, ISBN 978-3-7930-9533-0, S. 357–383 (Google Buch - Fragmente [abgerufen am 7. März 2010]).
- Luis Alvarez Urquieta (1877–1945): La pintura en Chile. colección Luis Alvarez Urquieta. Imprenta La Ilustración, Santiago de Chile 1928, S. 54 (spanisch, Memoria Chilena - Dokumente [PDF]).
- Gaspar Galaz Capechiacci, Milán Ivelic Kusanović: La pintura en Chile. desde la Colonia hasta 1981. Editiones Universitarias de Valparaíso, Valparaíso 1981, S. 393 (spanisch, Memoria Chilena - Dokumente [PDF; abgerufen am 7. März 2010]).
- Biografía Ernesto Kirchbach. Museo Nacional de Bellas Artes, Santiago de Chile, abgerufen am 7. März 2010 (spanisch).
- Frank-Egon Stoll-Berberich: Weggefährten Joseph Stolls - Kirchbach, Max. 11. August 2017, abgerufen am 12. August 2017.