Ernst Buddeberg
Ernst Buddeberg (* 11. September 1873 in Köln; † 9. Januar 1949 in Bad Liebenzell) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe, Pfarrer, Autor und Direktor der Liebenzeller Mission.
Leben und Wirken
Buddeberg war ein Sohn des Kaufmanns Julius Friedrich Buddeberg (1843–1905) und seiner Frau Elizabeth, geborene Furer (1846–?), er war das vierte von sechs Kindern. Er studierte evangelische Theologie in Halle, Berlin und Bonn. Er absolvierte sein Vikariat in Neukirchen am Niederrhein, lehrte anschließend an der Evangelistenschule Johanneum in Barmen und wurde 1901 Pfarrer in Heiligenhaus. 1907 wurde er Inspektor der Evangelischen Gesellschaft für Deutschland in Elberfeld, wo er später 20 Jahre lang als Pastor an der evangelisch-lutherischen Christuskirche wirkte.
1901 heiratete er Luise Coerper (1874–1937), eine Tochter des Pfarrers Fritz Coerper (1847–1924). Der 1907 geborene Sohn Ernst Friedrich Julius wurde ebenfalls Pfarrer.
Buddeberg war Redner an der Gnadauer Konferenz 1910, wo er zum Thema Wo fängt die Schwärmerei an? sprach. 1931 bis 1933 war er Inspektor und Vorsitzender des Rheinischen Gemeinschaftsverbandes. Er gehörte auch zur nationalkonservativen Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), und 1932 bekundete er einerseits eine gewisse Sympathie für den aufkommenden Nationalsozialismus, andererseits warnte er auch vor dieser Bewegung und wurde Mitglied der Bekennenden Kirche. Den Direktor des Gnadauer Verbandes Walter Michaelis unterstützte er gegen die Deutschen Christen. So veröffentlichte er 1933 als Autor und Redaktor der Zeitschrift Licht und Leben seine Bedenken gegen die deutsche Reichskirche. Weitere Zeitschriften wie der Schatzgräber und das Lutherische Gemeindeblatt redigierte er und schaffte mit seinen Anstrengungen wachsende Leserzahlen. Seine Kleinschriften und Bücher erreichten beachtliche Auflagen, sein Werk Das Wichtigste aus der Bibelkunde erlebte 13 Auflagen mit fast 200.000 gedruckten Exemplaren.
1934 zog Buddeberg frisch pensioniert nach Bad Liebenzell um, wo er in schwieriger Zeit die Leitung der Liebenzeller Mission vom Gründer und dem Onkel seiner Frau, Heinrich Coerper, übernahm. Er hatte früher die Tochter dessen Bruders und Missionars Fritz Coerper geheiratet. Er verschwieg aber scheinbar dort seine Mitgliedschaft bei der Bekennenden Kirche und meinte in öffentlichen Stellungnahmen Ende 1934, „dass wir noch nicht genug danken für die Wahl Adolf Hitlers; .... der Staat zu Recht Zwang ausübe und Meckerer nicht zu dulden seien.“ Etwas später wurde er explizit antisemitisch: „Die Juden sind ein Fluch für andere Völker, weil sie unter dem Fluch des Messiasmordes stehende Volk sind. Wir sind damit einverstanden, dass der Einfluss der Juden in unserm Vaterland in der kräftigsten Weise unterbunden wird.“ Am 22. Mai 1936 untersagte er mit sofortiger Wirkung den Besuch jüdischer Ärzte, und wer noch in Behandlung eines jüdischen Arztes sein sollte, müsse diesen Besuch abbrechen.[1]
Buddeberg konnte durch seine guten Kontakte mit dem evangelischen Bischof Württembergs Theophil Wurm und den deutschen Amtsstellen die Liebenzeller Mission mit nur wenigen Einschränkungen durch die nationalsozialistische Zeit und den entbehrungsreichen Zweiten Weltkrieg manövrieren. Es gelang ihm, das Ausbildungsniveau der Missionare anzuheben und die Krankenpflegeausbildung für Frauen einzuführen. Er ordnete die Finanzen, reorganisierte die Missionsgesellschaft und setzte dafür drei Missionsinspektoren Adolf Witt, Wilhelm Heinsen und Heinrich Hertel ein. Er übte dieses Amt 12 Jahre aus, bis er 1946 ernsthaft krank wurde und nach dreijähriger Krankheit starb.[2]
Schriften
- Wegweiser durch die Heilige Schrift, 1908, Aussaat-Verlag, Neukirchen-Vluyn, 12 Auflagen
- Das Wichtigste aus der Bibelkunde, Aussaat-Verlag, Wuppertal 1919, 13 Auflagen
- Maria Walter. Ein früh vollendetes Missionarsleben, Buchhandlung der Liebenzeller Mission, Bad Liebenzell 1920
- Ich weiß an wen ich glaube – Kurze Glaubenslehre für junge Christen mit angehängter Bibelkunde, Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft für Deutschland, Elberfeld 1922
- Pastor Fritz Coerper – ein Volksmissionar, Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft für Deutschland, Elberfeld 1925, 3 Auflagen
- Blicke in die jenseitige Welt, Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft für Deutschland, Elberfeld 1931
- Goethe und das Evangelium, 1932, 3 Auflagen
- Aus den Lebenserinnerungen eines Volksmissionars Pastor Fritz Coerper – ein Programm für unsere Zeit, Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft, Elberfeld 1934, 3 Auflagen
- Das Wichtigste aus der Christenlehre, Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft für Deutschland, 1934, 7 Auflagen
- Heinrich Coerper: Aus dem Leben und Wirken des Gründers der Liebenzeller Mission, Buchhandlung der Liebenzeller Mission, Bad Liebenzell 1936, 4 Auflagen
- Wie gelange ich zur Heilsgewissheit? 1968, 2 Auflagen
Literatur
- Friedrich Wilhelm Bautz: Buddeberg, Ernst. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 795–796.
- Ernst-Friedrich Buddeberg: Ernst Buddeberg – ein Leben aus dem Glauben (= Edition C. Band 275). Verlag der Liebenzeller Mission, Bad Liebenzell 1989, ISBN 3-88002-380-8.
- Helmuth Egelkraut: Die Liebenzeller Mission und der Nationalsozialismus: Eine Studie zu ausgewählten Bereichen, Personen und Positionen. Mit einer Stellungnahme des Komitees der Liebenzeller Mission (= Interkulturalität & Religion. Band 3). LIT, Münster 2015, ISBN 978-3-643-12980-2.
- Elmar Spohn: Zwischen Anpassung, Affinität und Resistenz. Die Glaubens- und Gemeinschaftsmissionen in der Zeit des Nationalsozialismus (= Beiträge zur Missionswissenschaft und interkulturellen Theologie. Band 34). LIT, Münster 2016, ISBN 978-3-643-13213-0, S. 195–216.
- Jochen Gruch: Die evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer im Rheinland I. Bonn 2011, Nr. 1696.
Weblinks
Einzelnachweise
- https://www.evangelisches-gemeindeblatt.de/detailansicht/entsetzt-ueber-antisemitismus-1008/ Andreas Steidel: Entsetzt über Antisemitismus, Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 2015
- Elmar Spohn: Zwischen Anpassung, Affinität und Resistenz. Die Glaubens- und Gemeinschaftsmissionen in der Zeit des Nationalsozialismus. Münster 2016, S. 195–216; Helmuth Egelkraut: Die Liebenzeller Mission und der Nationalsozialismus: Eine Studie zu ausgewählten Bereichen, Personen und Positionen. Mit einer Stellungnahme des Komitees der Liebenzeller Mission. Münster 2015.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Heinrich Coerper | Direktor der Liebenzeller Mission 1934–1946 | Paul-Gerhardt Möller |