Erich Konrad (Politiker)
Erich Konrad (* 4. April 1910 in Berlin; † 26. Juni 1987 in Hannover) war ein NSDAP-Mitglied und Offizier der Ordnungspolizei. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war er erst Politiker in der FDP, dann in der CDU. Von 1963 bis 1970 war er Abgeordneter des Niedersächsischen Landtags.
Leben
Konrad trat nach dem Abitur am 1. April 1930 als Offiziersanwärter in die Preußische Schutzpolizei ein. Er war bei der Polizeiverwaltung Berlin, zuletzt als Major der Gendarmerie. 1934 folgte seine Beförderung zum Leutnant in Osnabrück.
Seit dem 1. Mai 1937 war er NSDAP-Mitglied (Mitgliedsnummer 6.986.825). Ab Mai 1940 war er als Kompanie-Chef im Reserve-Polizei-Bataillon 101, ab August 1941 mit der Einheit im „Osteinsatz“. Im Polizeibataillon 101 hatte er genau zu der Zeit Dienst, als diese Einheit das Ghetto von Lodz errichtete und sich an Erschießungen polnischer „Geiseln“ beteiligte. Zwischen August 1941 und Juni 1942 wurde Konrad zum Reserve-Polizei-Bataillon 102 abgeordnet. Ab 1. Juni 1942 war er bei der Gendarmerie Linz. Ab dem 18. Mai 1943 befand er sich als Kommandeur der Ordnungspolizei im Einsatz in Kroatien (Agram-Zagreb). Mit Wirkung zum 15. September 1944 wurde er als Sturmbannführer, das entspricht einem Major der Wehrmacht, in das Führerkorps der Schutzstaffel der NSDAP aufgenommen.
Konrad war Inhaber der Kriegsverdienstkreuzes II. Klasse mit Schwertern, der Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 und der Politischen Dienstauszeichnung 3. Stufe.
Nach dem Einsatz für die SS kehrte er im Juli 1945 nach Osnabrück zurück, wo er Polizeidienst versah. 1958 erfolgte seine Versetzung in den Ruhestand. Danach war er in der freien Wirtschaft selbständig tätig. Konrad war Mitglied der FDP seit September 1953. Er war Vorsitzender des Kreisverbandes Osnabrück, des Bezirksverbandes und seit Januar 1967 Landesschatzmeister.
Die ersten politischen Aufgaben übernahm er als Mitglied des Rates der Stadt Osnabrück seit Oktober 1956, als Senator war er Mitglied des Verwaltungsausschusses und des Finanzausschusses, außerdem Vorsitzender des Schlachthofausschusses. Konrad war Mitglied des Niedersächsischen Landtages der fünften und sechsten Wahlperiode vom 20. Mai 1963 bis zum 20. Juni 1970. Das wichtigste Amt war Schriftführer des Niedersächsischen Landtages vom 12. Juni 1963 bis zum 16. April 1969 und nochmals vom 24. April 1969 bis zum 20. Juni 1970. Er gehörte zur FDP-Fraktion bis zum 16. April 1969, danach war er fraktionslos. Ab dem 22. April 1969 war er Gast der CDU-Fraktion und wurde ab dem 5. November 1969 Mitglied der CDU-Fraktion.
Literatur
- Stephan A. Glienke: Die NS-Vergangenheit späterer niedersächsischer Landtagsabgeordneter. Abschlussbericht zu einem Projekt der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen im Auftrag des Niedersächsischen Landtages. Herausgegeben vom Präsidenten des Niedersächsischen Landtages. Durchgesehener Nachdruck der ersten Auflage. Hannover 2012, S. 171 (online als PDF).
- Barbara Simon: Abgeordnete in Niedersachsen 1946–1994. Biographisches Handbuch. Hrsg. vom Präsidenten des Niedersächsischen Landtages. Niedersächsischer Landtag, Hannover 1996, S. 207–208.
- Hans-Peter Klausch: Zur NS-Vergangenheit von niedersächsischen Landtagsabgeordneten in der Nachkriegszeit (PDF; 1,8 MB)