Eric Idle
Eric Idle (* 29. März 1943 in South Shields, County Durham, Großbritannien) ist ein britischer Schauspieler, Filmproduzent, Regisseur, Komponist und Buchautor. International bekannt wurde er als Gründungsmitglied der Gruppe Monty Python.
Frühe Jahre und Ausbildung
Eric Idle wurde 1943 in einem Krankenhaus in der Hafenstadt South Shields geboren, wohin seine Mutter Norah Barron Sanderson, die in der öffentlichen Gesundheitsfürsorge (Public Health) angestellt war, aus Nordwestengland evakuiert worden war. Sein Vater Ernest Idle war im Zweiten Weltkrieg in der Royal Air Force und kam im Dezember 1945 bei einem Verkehrsunfall ums Leben, als er nach Hause trampen wollte. Eric besuchte zunächst eine Grundschule in Wallasey, als Siebenjähriger wurde er dann von seiner Mutter in ein Internat in Wolverhampton geschickt. Dies war zu jener Zeit ein gemeinnütziges Institut zur Ausbildung von Halbwaisen bzw. Waisenkindern. Idle beschreibt die dortigen Verhältnisse als raue Umgebung, geprägt von körperlicher Gewalt und Schikanen, mit denen er als Kind aufwachsen musste: „Ich gewöhnte mich daran, mit Gruppen von Jungen umzugehen, mit dem Leben unter unangenehmen Umständen zurechtzukommen und schlau und witzig und subversiv auf Kosten der Autorität zu sein. Perfektes Training für Python.“
Idle brachte es zwar zum Schülersprecher, meinte aber, dass die Sendungen von Radio Luxembourg, unter der Bettdecke gehört, und die Spiele des örtlichen Fußballvereins Wolverhampton Wanderers die beiden einzigen Dinge gewesen seien, die sein Leben damals erträglich machten.[2] Aus lauter Langeweile wurde er ein fleißiger Schüler und gewann einen Studienplatz an der Universität Cambridge, wo er am Pembroke College Anglistik studierte. Hier wurde er von Tim Brooke-Taylor, dem Präsidenten des angesehenen Theaterclubs Cambridge Footlights, zur Mitwirkung in diesem Club eingeladen. 1965 wurde Idle Präsident des Footlights Clubs und ermöglichte Frauen erstmals die Clubmitgliedschaft.[3] Sein Auftritt in der Kinderserie Do Not Adjust Your Set, den er zusammen mit mehreren späteren Monty Pythons absolvierte, wurde zum Beginn seiner schauspielerischen Karriere.
Karriere bei Monty Python
Im Gegensatz zu den anderen Mitglieder der Monty-Python-Gruppe, die bevorzugt ihre Sketche zu zweit schrieben (Cleese/Chapman und Palin/Jones), schrieb Idle seine Beiträge allein. Sie bestanden häufig aus längeren, komplexen Monologen oder eingängigen Einzeilern. Einer seiner zahlreichen Monty-Python-Sketche ist der „Nudge Nudge Wink Wink“-Sketch („Knick-Knack-Zwinker-Zwinker“).
Seine Fähigkeiten als Sänger und Komponist kamen ihm bei seiner Arbeit für Monty Python zugute, denn er verfasste mehrere der Lieder, die in Fernsehserien, Filmen und Tonaufzeichnungen zu hören sind. Darunter befinden sich „Eric the Half-a-Bee“, „The Philosophers’ Song“ und, vermutlich das bekannteste, „Always look on the Bright Side of Life“, das er für die Schlussszene von Das Leben des Brian schrieb und das im Film von einer Schar von Gekreuzigten gesungen wird.
In den 1970er Jahren wirkte er als Verfasser der Monty Python „boks“ (absichtliche Falschschreibung des englischen books, Bücher), und er schrieb über seine Erfahrungen mit der Komikergruppe im fünften Teil der 2003 erschienenen Buchreihe „A Pocketful of Python“ (Eine Tasche voller Python), in dem er auch einige seiner Lieblingssketche, verfasst sowohl von ihm als auch den restlichen Pythons, beschrieb.
Am 12. August 2012 trat er in der Abschlusszeremonie der Olympischen Sommerspiele in London auf.
Tätigkeit als Autor
Idle verfasste mehrere Bücher, darunter auch zwei Romane, Hello Sailor! (deutscher Titel: Hallo Seemann!) und The Road to Mars (deutscher Titel: Die Reise zum Mars). 1976 verfasste er einen Ableger zu Rutland Weekend Television, einer von ihm für BBC 2 produzierten Fernsehserie mit dem Titel The Rutland Dirty Weekend Book. 1982 schrieb er ein Stück für das West End Theatre in London mit dem Titel Pass The Butler und Willie Rushton in der Hauptrolle.
Außerdem war er Autor der Story und Co-Autor der Musik und Liedtexte für das Musical Monty Python’s Spamalot, das auf dem Film Monty Python and the Holy Grail beruht und am 9. Januar 2005 in Chicago uraufgeführt wurde, bevor es an den Broadway in New York umzog. Dort gewann es den Tony Award für Bestes Musical in der Saison 2004–2005. Die Reaktionen der anderen Monty-Python-Mitglieder auf das Musical waren unterschiedlich; sowohl Michael Palin als auch Terry Jones äußerten öffentlich ihren Missmut über die Show, da sie ihrer Meinung nach nicht dem Erbe und der Tradition von Monty Python gerecht wurde.
2005 wurde er bei der Wahl zum Comedian’s Comedian (deutsch etwa Komiker der Komiker) in Großbritannien von anderen Komikern und Kennern unter die 50 besten Komiker aller Zeiten gewählt.[4]
Im Oktober 2018 veröffentlichte er eine Autobiografie (Titel: Always Look on the Bright Side of Life).
Privatleben
Im Jahre 1969 heiratete Idle die Schauspielerin Lyn Ashley, mit der er einen Sohn hat (* 1973). Ashley spielte als Mrs Idle gelegentlich kleinere Rollen im Monty Python's Flying Circus. 1975 ließen sie sich scheiden. Seine jetzige Frau, Tania Kosevich, heiratete er im Jahr 1981. Sie haben eine gemeinsame Tochter (* 1990).
Idle lebt in Los Angeles.
Filmografie (Auswahl)
- 1969–1974: Monty Python’s Flying Circus (Fernsehserie, GB)
- 1971: Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft (And Now for Something Completely Different)
- 1975: Die Ritter der Kokosnuß (Monty Python and the Holy Grail)
- 1978: The Rutles (auch Regie)
- 1979: Das Leben des Brian (Life of Brian)
- 1982: Große Märchen mit Großen Stars. (Der Froschkönig) (auch Regie)
- 1983: Dotterbart (Yellowbeard)
- 1983: Der Sinn des Lebens (The Meaning of Life)
- 1985: Hilfe, die Amis kommen (National Lampoon’s European Vacation)
- 1986: Transformers – Der Kampf um Cybertron (Transformers:The Movie)
- 1987: The Mikado (als Ko-Ko in der TV-Version der Oper)
- 1988: Die Abenteuer des Baron Münchhausen (The Adventures of Baron Munchausen)
- 1989: In 80 Tagen um die Welt (Around the World in 80 Days)
- 1990: Nonnen auf der Flucht (Nuns on the Run)
- 1991: Auf der Sonnenseite des Lebens (Missing Pieces)
- 1992: Mom und Dad retten die Welt (Mom and Dad Save the World)
- 1993: Und ewig schleichen die Erben (Splitting Heirs)
- 1995: Casper
- 1996: Sturm in den Weiden (Wind in the Willows)
- 1998: Fahr zur Hölle Hollywood (An Alan Smithee Film: Burn Hollywood Burn)
- 1998: Das magische Schwert – Die Legende von Camelot (Als Stimme von Devon)
- 1999: Dudley Do – Right
- 1999: South Park: Der Film – größer, länger, ungeschnitten (Als Stimme von Dr. Vosknocker)
- 1999: Pirates 4D (auch Drehbuch)
- 1999–2000: Susan (Fernsehserie, USA)
- 2000: 102 Dalmatiner (Als Stimme von Waddlesworth)
- 2002: The Rutles 2 – Can’t Buy Me Lunch (auch Regie)
- 2003: Hollywood Cops (Hollywood Homicide)
- 2003: Schöne Bescherung 2 – Eddie geht baden (Christmas Vacation 2: Cousin Eddie's Island Adventure)
- 2004: Ella – Verflixt & zauberhaft (als Erzähler)
- 2007: Shrek der Dritte (Shrek the Third, als Stimme von Merlin)
- 2015: Zufällig allmächtig (Absolutely Anything, Stimme)
Lieder
- Always Look on the Bright Side of Life (aus Das Leben des Brian)
- The FCC-Song (Song unter anderem gegen die FCC sowie die Politik von George W. Bush)
- Galaxy Song (aus Der Sinn des Lebens)
- High Energy (mit Robert Wuhl aus Auf der Sonnenseite des Lebens)
- That’s Death (Titelsong des Point&Click-Adventuregames Discworld 2 nach den Romanen von Terry Pratchett, nach dem Song That’s Life von Frank Sinatra)
Literatur
- Eric Idle: Hello, Sailor!. Littlehampton Book Services Ltd., 1975, ISBN 978-0-297-76929-3.
- Eric Idle: The Quite Remarkable Adventures of the Owl and the Pussycat. Dove Books, Juvenile 1996, ISBN 978-0-787-11042-0.
- Eric Idle: Die Reise zum Mars. List-Taschenbuch-Verlag, München 2001, ISBN 3-548-68005-4.
- Eric Idle: The greedy bastard diary : A Comic Tour of America. (Tagebuch einer Theatertour). 2005, ISBN 0-060-75864-3.
- Eric Idle: The Writer's Cut. Ein Reality-Roman aus Hollywood. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017, ISBN 978-3-462-04998-5
- Jörg Thomann: Monty-Python-Star Eric Idle: Always Look on the Bright Side of Life. In: Frankfurter Allgemeine, Nr. 45 D, vom 11. November 2018, Rubrik: Leben, S. 13
- Autobiografien
- Eric Idle: Pocketful of Python Vol 5 (Pocketful of Python). Methuen Publishing, 2003. ISBN 0-413-76010-3.
- Graham Chapman, John Cleese, Eric Idle, Terry Jones, Terry Gilliam: Autobiografie der Monty Pythons. (OT: The Pythons autobiography by the Pythons). Hannibal, Höfen 2004, ISBN 3-85445-244-6.
- Eric Idle: Always Look On The Bright Side Of Life: Eine Art Autobiografie. Hannibal Verlag, Innsbruck, 2018. ISBN 3-85445-657-3
Computerspiele
Im 1995 erschienenen Scheibenwelt-Computerspiel Discworld verlieh er dem Protagonisten Rincewind seine Stimme. Auch im Nachfolger Discworld II – Vermutlich vermisst war er als dessen Synchronisation zu hören, zusätzlich komponierte und sang er den Titelsong That’s Death.
Quellen
- Chartquellen: Always Look on the Bright Side of Life / One Foot in the Grave
- Holy grail of Eric Idle story Express & Star, 1. Oktober 2014
- Monty Python: Eric Idle
- Donald Anderson: The Comedian’s Comedian. In: listchallenges.com. App Spring, abgerufen am 31. Dezember 2019 (englisch, Platz 21).
Weblinks
- Literatur von und über Eric Idle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eric Idle in der Internet Movie Database (englisch)
- Python auf pythonline.com
- (autorisierte Fanseite) auf pythonsite.de
- „Spektakulär unkomisch“, Focus-Interview mit Eric Idle, 19. Januar 2009