Erhard Deutelmoser
Erhard Eduard Deutelmoser (* 22. Juni 1873 in Iserlohn[1]; † 1. September 1956 in Lenggries[2]) war ein deutscher Offizier. Im Ersten Weltkrieg war er Chef des Kriegspresseamts bei der Obersten Heeresleitung, Leiter der Presseabteilung im Auswärtigen Amt und Pressechef des Reichskanzlers.
Leben
Erhard Deutelmoser besuchte in seiner Schulzeit das Gymnasium in Aachen und die Landesschule zur Pforte in Schulpforta. Hier legte er 1892 das Abitur ab. Anschließend schlug er die militärische Laufbahn ein (Offizier seit 20. Mai 1893), in der er es bis zum Oberstleutnant brachte. 1899 heiratete er Anna Christner.[3] Von 1900 bis 1903 besuchte er die Kriegsakademie in Berlin. 1906 wurde er Hauptmann im Generalstab, zu dem er von 1904 bis 1909 mit Unterbrechungen kommandiert worden war. Von 1909 bis 1912 war er Kompaniechef.
im Jahre 1912 wurde Erhard Deutelmoser zum Major befördert und als Pressereferent im Preußischen Kriegsministeriums in Berlin eingesetzt. Im Jahr darauf übernahm er die Leitung des Pressereferates. Das Referat war vor dem Hintergrund der Ereignisse der Balkankriege gegründet worden. Zum Zeitpunkt der Mobilisierung und des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges war er in der Abteilung III b des Großen Generalstabes für Pressepolitik und Kriegszensur zuständig. Im Oktober 1915 wurde Deutelmoser zum ersten Leiter des neugegründeten Kriegspresseamtes berufen, dem die „Öffentlichkeitsarbeit“ der Obersten Heeresleitung (OHL) oblag.[4] Praktisch hatte das Amt die Aufgabe, die deutsche Presse zu überwachen und zu steuern, und darüber zu befinden welche Informationen über die politisch-militärische Entwicklung des Krieges an die Zeitungen weitergegeben wurden bzw. die abgestimmte Sichtweise der OHL in politischen Fragen wiederzugeben.
Am 28. Oktober 1916, nachdem Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff die Führung der OHL übernahmen, wurde Erhard Deutelmoser von diesem Posten abgelöst. Mit den Geschäften der Führung der Nachrichten-Abteilung (Z 3) im Kriegsministerium wurde zu dieser Zeit Major Ernst van der Bergh (1873–1968) betraut.[5] Um die Jahreswende 1916/17 übernahm Deutelmoser stattdessen, im Rang eines Ministerialdirektors und Wirklichen Geheimen Legationsrats, die Leitung der Abteilung IV (Nachrichten) im Auswärtigen Amt, die er bis 1918 innehatte. Im November 1917 wurde Deutelmoser zudem zum Pressechef in der Reichskanzlei ernannt.[6] Im November 1918 wurde er vom Auswärtigen Amt beurlaubt und im Januar 1919 schied er aus dem Dienst aus.
Deutelmoser gehörte zu den Offizieren, die bereits in den 1920er Jahren die sogenannte Dolchstoßlegende als solche bezeichneten. So zitierte der Historiker Hans Delbrück in seinem 1922 erschienenen Text Ludendorffs Selbstportrait das Berliner Tageblatt vom 3. Oktober 1921 mit einer Äußerung Deutelmosers:[7]
„Nicht bloß Verteidiger der Revolution, sondern auch zwei alte Offiziere, Oberstleutnant Deutelmoser, der erste Chef des Kriegspresseamts in Berlin, und Oberst Schwertfeger haben den Vorwurf gegen die Heimat energisch zurückgewiesen. Die „Dolchstoßlegende“ ist [laut] Deutelmoser „grundsätzlich angesehn, offenkundiger Unsinn“ (Berliner Tageblatt, 3. Oktober 1921) [...]“
Seit 1921 arbeitete Deutelmoser für die Firma Wolff in Berlin. In den 1930er Jahren lebte er in Lenggries in Oberbayern.[8]
Schriften
- Gedächtnis-Predigt nach dem Tode Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm geh. am 11. März. 1888 in d. evang. Kirche in Burtscheid (1888), Stercken Verlag, Aachen 1888
- Geschichte des 5. Westfälischen Infanterie-Regiments Nr. 53 von Erhard Deutelmoser, Hauptm. J.Vöge Verlag Hamburg, 1907
- Die allgemeine politische Lage; W GLegR. Erhard Deutelmoser ; Wirkl. Geh. Leg. R. Gerhard Köpke. Die Wirkung des Kriegseintritts der Vereinigten Staaten von Nordamerika auf die süd- u. mittelamerik. Staaten u. auf d. europ. Neutralen, Hrsg. Kriegspresseamt Berlin 1917
- Zwischen Gestern und Morgen. Politische Anregungen. Berlin 1919.
Literatur
- Kurt Koszyk: Erhard Deutelmoser. Offizier und Pressechef (1873-1956). in: Publizistik. 30, 1985, S. 509–534.
Weblinks
Einzelnachweise
- Geburtsdatum und -ort nach Brockhaus Handbuch des Wissens, 1921, S. 525.
- Sterbedatum und -ort nach Wilhelm Kosch/ Carl Ludwig Lang: Deutsches Literaturlexikon. Das 20. Jahrhundert, 2000, S. 141.
- Harry Graf Kessler: Das Tagebuch 1880-1937, 2004, S. 781.
- Jürgen Wilke: Pressepolitik und Propaganda, 1997, S. 120. Das Amt ging aus der Oberzensurstelle der OHL hervor.
- Übersicht der Offiziere, Räte usw. im preußischen Kriegsministerium vom 25. August 1917, in: Bundesarchiv BA-MA, PH 2/1
- Jürgen Wilke: Presseanweisungen im zwanzigsten Jahrhundert, 2007, S. 25.
- Delbrück, Hans: Ludendorffs Selbstportrait mit einer Widerlegung der Forsterschen Gegenschrift. Verlag für Politik und Wirtschaft, Berlin 1922, Seite 63 (Volltext auf archive.org)
- Peter Danylow: Otto Wolff. Ein Unternehmen zwischen Wirtschaft und Politik, 2005, S. 190.