Equites Originarii
Die equites originarii (lateinisch für ursprüngliche Ritter) sind die uradeligen Familien Holsteins und Stormarns, die schon vor ungefähr 750 Jahren, also im Hochmittelalter, dort ansässig waren.
Geschichte
Auf dem Höhepunkt der ständischen Macht, also im 15. und 16. Jahrhundert, gab es ungefähr 25 bis 30 Geschlechter, die zu den Equites Originarii zählten. Von den holsteinischen Uradelsgeschlechtern existierten 1590 noch folgende (in der heutigen Schreibweise):
- Ahlefeldt,
- Blome (ausgestorben † 1945),
- Breide (ausgestorben † 1675),
- Brockdorff,
- Buchwaldt, *
- Damme († 1679),
- Gadendorp († 1613),
- v. d. Hagen († 1641),
- Heesten bzw. Heist († 1642),
- Hoken bzw. Höcken († 1741),
- Krummendieck (in Schleswig-Holstein † 1598, in Schweden † 1529, in Norwegen † 1530, in Dänemark † 1541),
- Meinstorp († 1664),
- Plesse († 1639),
- Pogwisch († 1845),
- Qualen († 1890),
- Rantzau,
- Rathlow († 1752) – ein verbürgerlichter kleinstadeliger Zweig, der dem dänischen Oberst Siewert Detlevsen (* 1630, † 1677 gefallen) entstammt, (Schreibweise: Ratleff/Radeleff/Ratlöf) stirbt erst im 19. Jahrhundert auf Langeland aus -,
- Reventlow,
- Rumohr,
- Sehestedt (in Schleswig-Holstein † 1711, in Dänemark † 1882),
- Smalstede († 1618),
- Stake († ca. 1555),
- Stove bzw. Stöven († 1630),
- Swyn († 1577),
- Thienen (in Schleswig-Holstein † 1814),
- Wahlstorf († nach 1634, in französischen Diensten),
- Wensin († 1658),
- v. d. Wisch († 1873),
- Wittorp († 1697),
- Wohnsfleth († 1747).
Bereits im 15. Jahrhundert und 16. Jahrhundert sind etliche uradelige Familien beziehungsweise Linien von uradeligen Familien mit eigenem Geschlechternamen ausgestorben, so zum Beispiel:
- Alverstorp († um 1440),
- Ascheberg († 1535),
- Barsebeke († um 1495),
- Block († um 1430),
- Bosendal († ca. 1535),
- Campe(n) († 1499),
- Dosenrode († 1476),
- Hake († ca. 1585),
- v. d. Helle († ca. 1461),
- Hummersbotele bzw. Hummelsbüttel († 1496),
- Kale († 1420),
- Kuren bzw. Kühren († um 1435),
- Kule († 1492),
- Lasbeke († um 1475),
- Latendorp († um 1485),
- Lembek († 1562),
- Mistorp († 1555),
- Muggele bzw. Mucheln († ca. 1475),
- Muk(k)esvelde (= Muggesfelde) († um 1425),
- Plone bzw. Plön († um 1405),
- Porsvelde bzw. Postfeld († 1503),
- Rickesdorp bzw. Rixtorp († 1509),
- Sandbergh († 1473),
- Schinkel († ca. 1495, in Dänemark † 1560),
- Selsingen († um 1420)
- Siggem († 1500),
- Smalstede († 1546),
- Swawe († 1500),
- Tedinghuusen/Tinhuus bzw. Tetenhusen († 1556),
- Tralow bzw. Tralau († ca. 1420),
- Wiltberg († ca. 1475),
- Zeggendorp (= Sechendorf) († ca. 1410).
Zu den im Spätmittelalter bzw. in der frühen Neuzeit eingewanderten und informell aufgenommenen Adelsgeschlechtern gehören unter anderen die Thienen (vor 1314; ab 1840: Baron von Thienen-Adlerflycht), von dem Hagen (um 1320), Blome (um 1406) und v. Schack (vor 1584). Nur das südjütische Uradelsgeschlecht Holck (heute Graf Holck) fand direkte Aufnahme in die holsteinische Ritterschaft; die Möed (auch Möeth oder Moeten) waren nur gelegentlich eingebunden, so verkaufte Claus Möeth 1381 Eigentum in Arensberg bei Plön, Claus Möeth zeichnete am 2. Mai 1469 in Kiel als einziger schleswiger Uradeliger den Kieler Schutz- und Trutzverbund der holsteinischen Ritterschaft gegen Graf Gerhard von Oldenburg mit und Schack Möeth (Burgvogt von Kiel) fiel 1500 bei Hemmingstedt. Die Godow – heute Godau am Plöner See – († ca. 1510) sind 1330 nach Lolland ausgewandert; die v. Rastorp († 1749, in Dänemark: Rostrup) sind um 1327/28, die v. Stampe († ca. 1550) sind um 1360 sowie die v. d. Knope bzw. Knoop († 1565, in Dänemark: Knob(e)) und die v. Rönnow († 1600) sind 1413/14 nach Dänemark ausgewandert und daher nicht mit aufgeführt.
1837 blühten laut Auskunft der Ritterschaft nur noch folgende holsteinische Uradelsgeschlechter: v. Ahlefeldt, v. Blome († 1945), v. Brockdorff, v. Buchwaldt, v. Qualen († 1890, ein unebenbürtiger Zweig, der dem niederländischen Rittmeister Hans Hanssen (* 1661, † 1713) entstammt, existiert seit Anfang des 18. Jahrhunderts in Südjütland (Schreibweise: von Qualen)), v. Rantzau, v. Reventlow, v. Rumohr, v. Thienen, v. d. Wisch († 1873).
Heute existieren nur noch neun dieser Equites Originarii: die Familien Ahlefeld, Brockdorff, Buchwaldt, Rantzau, Reventlow, Rumohr und Thienen-Adlerflycht, sowie die nicht zum eigentlichen holsteinischen, ritterlichen Uradel gehörenden Familien Holck, der Zweig der Grafen Holck auf Eckhof (Dänischer Wohld im Herzogtum Schleswig) wurde Anfang 1800 unbedingt rezipiert, und Schack, die aus Bardowick im Kurfürstentum Lüneburg stammend über das Herzogtum Sachsen-Lauenburg um 1580 in die Herzogtümer Holstein und Schleswig einwanderten, deren Zugehörigkeit Anfang 1714 anerkannt wurde, und in die korporative Gemeinschaft der Equites Originarii aufgenommen wurden. Die Originarii hatten immer besondere Rechte und Privilegien, auch gegenüber den anderen adeligen Familien, die nicht zu dieser Gruppe gehörten.
Die Wappen der heute weiterhin existierenden ursprünglichen Adelsgeschlechter der Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft:
Die wohl berühmteste Tat der schleswig-holsteinischen Ritterschaft ist der Vertrag von Ripen, in dem sie den dänischen König Christian I. zum Herzog von Schleswig und Grafen von Holstein und Stormarn wählten.
Recepti
Die zweite wichtige Gruppe des Schleswig-Holsteinischen Adels sind die sogenannten Recepti (Aufgenommenen), die durch einen besonderen Rechtsakt unbedingt oder bedingt, also nur soweit ein Adliges Gut in Schleswig-Holstein im Eigentum der Familie war, rezipierten, d. h. in die Ritterschaft aufgenommenen Familien. Hier muss man wieder zwischen zwei Gruppen unterscheiden:
- Die aus dem (deutschen) Ausland zugewanderten alten Familien, wie beispielsweise die Plessen, Baudissin, Platen, Levetzow, Bernstorff, Mösling, Hahn, Scheel, Holstein, Hessenstein, Schilden, Moltke und Bülow sowie
- die ursprünglich bürgerlichen Familien, nämlich die Wedderkop († 1962), Liliencron, Kielmansegg, Luckner, Hedemann-Heespen und Schimmelmann.
Abgrenzung
Im Gebiet des heutigen Landes Schleswig-Holstein verfügte Sachsen-Lauenburg, also in etwa der heutige Kreis Herzogtum Lauenburg über eine eigene Ritterschaft. Das reiche bürgerliche Lübecker Patriziat war hingegen wegen der Reichsunmittelbarkeit der Stadt reichsadlig orientiert und in der Zirkelgesellschaft organisiert.
Literatur
- Günter Heisch: Verfassungsgeschichte der Schleswig-Holsteinischen Prälaten und Ritterschaft seit 1775. Wachholtz, Neumünster 1966.
- Henning von Rumohr: Über den holsteinischen Uradel. In: Henning von Rumohr (Hrsg.): Dat se bliven ewich tosamende ungedelt. Wachholtz, Neumünster 1960, S. 101–152.
- Henning von Rumohr (Hrsg.): Geschichte der schleswig-holsteinischen Ritterschaft. Zwei Bände. Wachholtz, Neumünster/Ludwig, Kiel 1966/2002