Emil Hausknecht
Emil Paul Karl Heinrich Hausknecht (* 23. Mai 1853 auf Gut Treskow bei Neuruppin; † 19. Dezember 1927 in London)[1] war ein deutscher Gymnasiallehrer und Philologe. Als „Kontraktausländer“ (jap. お雇い外国人, O-yatoi gaikokujin) war er von 1887 bis 1890 Professor an der Kaiserlichen Universität Tokio. Ab 1907 war er Professor für Englische Literatur an der Universität Lausanne.
Leben
Emil Hausknecht wurde 1853 auf Gut Treskow, einem Kämmereigut der Stadt Neuruppin,[2] als Sohn des Gärtners Carl Hausknecht geboren. Er besuchte das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Neuruppin und studierte ab 1872 in Berlin und Paris Geschichte sowie Alte und Neue Sprachen. 1876 legte er in Berlin die Prüfung für das Lehramt an Höheren Schulen ab. Drei Jahre später promovierte er in romanischer und englischer Philologie. Er absolvierte von 1879 bis 1880 seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger und trat in den Preußischen Schuldienst ein. Nach einem Probejahr am Berliner Leibniz-Gymnasium wurde er dort 1881 als Lehrer eingestellt. Ab 1882 lehrte er am Falk-Realgymnasium in Berlin. In den Sommerferien unternahm er Reisen nach Edinburgh, Oxford, Cambridge, London, Brüssel und Paris.
1886 nahm Hausknecht einen Ruf an die Kaiserliche Universität Tokio an. Japan befand sich seit 1867 in einer Phase der Modernisierung nach westlichem Vorbild und holte zahlreiche europäische und US-amerikanische Wissenschaftler und Techniker ins Land. Hausknecht erhielt einen Dreijahresvertrag bis Januar 1890 und unterrichtete im Hauptfach Erziehungswissenschaft, daneben aber auch Deutsche Sprache und Deutsche Literatur. Er hielt darüber hinaus zahlreiche Vorträge zu Themen der Geschichte, der Logik und der Philosophie. 1889 wurde an der Universität auf Hausknechts Anregung hin die Abteilung Erziehungswissenschaft gegründet und ihm die Leitung derselben übertragen. Das Hauptziel der Erziehungswissenschaftlichen Abteilung war die Ausbildung von Mittelschullehrern. Hausknecht selbst arbeitete die Studien- und Prüfungsordnung aus und legte die Wahlfächer fest. 1890 wurde sein Vertrag um sechs Monate verlängert, eine weitere Verlängerung um neun Monate lehnte er mit der Begründung ab, einziges Ziel seines Verbleibens in Japan wäre die Reformierung des japanischen Schulsystems, wofür aber mehr Zeit benötigt werde.
Hausknecht verließ Japan am 4. Juli 1890. Über die USA, wo er vier Monate blieb,[3] um das dortige Schulsystem zu studieren, reiste er zurück nach Deutschland und erreichte Berlin am Jahresende. Er unterrichtete in den 1890er Jahren als Oberlehrer und Direktor an Berliner Realschulen und war 1893 Mitglied einer Delegation des Preußischen Erziehungsministeriums in die Vereinigten Staaten zur Chicagoer Weltausstellung.[3] Er war der Erste, der eine Bestenliste von über 400 Schulen herausgab.[3] Einem Ruf des Magistrats der Stadt Kiel folgend übernahm er Ostern 1900 die Leitung der Doppelschule Oberrealschule und Reform-Realgymnasium, der heutigen Humboldt-Schule. Im Oktober 1906 schied er aus dem Schuldienst aus. Am 1. Juli 1907 folgte er einem Ruf an die Universität Lausanne, wo er bis zu seinem Tod am 19. Dezember 1927 Professor für Englische Literatur war.
Auszeichnungen
Am 3. September 1904 wurde Emil Hausknecht der Rote Adlerorden 4. Klasse verliehen.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Über Quellen und Sprache des mittelenglischen Heldengedichts vom Sowdon of Babylone, Dissertation (1879)
- The Romaunce of the Sowdone of Babylone and of Ferumbras his sone who conquerede Rome (1881)
- Floris and Blauncheflure. Mittelenglisches Gedicht aus dem 13. Jahrhundert nebst litterarischer Untersuchung und einem Abriss über die Verbreitung der Sage in der europäischen Litteratur (1885)
- Amerikanisches Bildungswesen (1894)
- The English Student. Lehrbuch zur Einführung in die englische Sprache und Landeskunde (1894)
- Englisch-deutsches Gesprächsbuch (1919)
Literatur
- Terasaki Masao, Kurematsu Kaoru: A Study on Emil Hausknecht: A German Teacher employed The Imperial University of Tokyo in Meiji Era. In: Historical research of education. Bulletin of the Society for Historical Research of Education. Band 22, 1979, S. 4–23 (japanisch).
- Jörg Möller: Emil Hausknecht. Ein deutscher Pädagoge im Japan der Meiji-Zeit. In: Asiatische Studien. Band 48, Nr. 1, 1994, S. 247–256.
- Jörg Möller: Damit „in keinem Haus ein Unwissender zu finden sei“. Zum Wirken von Emil Hausknecht und der Herbart-Rezeption in Japan. Iudicium, München 1995, ISBN 978-3-89129-309-6.
- S. Noma (Hrsg.): Hausknecht, Emil. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X, S. 510.
Weblinks
- Literatur von und über Emil Hausknecht im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Peter Janocha: Emil Hausknecht auf der Website „Schleswig-Holstein und Japan“
- Personalbogen von Emil Hausknecht in der Personalkartei der Gutachterstelle des BIL in der Archivdatenbank der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF)
Einzelnachweise
- Terasaki Masao, Kurematsu Kaoru: A Study on Emil Hausknecht: A German Teacher employed The Imperial University of Tokyo in Meiji Era. In: Historical research of education. Bulletin of the Society for Historical Research of Education. Band 22, 1979, S. 4–23 (japanisch).
- Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg im Projekt Gutenberg-DE
- Christophe Charle, Jürgen Schriewer, Peter Wagner: Transnational Intellectual Networks: Forms of Academic Knowledge and the Search for Cultural Identities. Campus Verlag, 2004, ISBN 3-593-37371-8, S. 249 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).