Elishewa Patterson
Elishewa Patterson (auch Jaz-Elishewa Patterson-Baysal, Jasemin Elishewa Patterson-Baysal; geb. 18. August 1966 in Frankfurt am Main) ist eine deutsch-jüdische Aktivistin und Rechtsanwältin.
Leben
Patterson ist in Frankfurt am Main geboren und aufgewachsen. Sie studierte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Jura und Informatik. Elishewa Patterson ist als Fachanwältin für Arbeitsrecht in eigener Kanzlei, Dozentin, Wirtschaftsmediatorin, Compliance-Managerin und seit Herbst 2016 auch als Syndikusrechtsanwältin (Arbeitsrecht) für die Frankfurter Sparkasse tätig.
Aktivitäten
Patterson-Baysal ist aktives Mitglied der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt und Vorsitzende des Jüdischen Kulturvereins Ostend. Sie macht seit ca. 2009 mit Demonstrationen, Schweigemärschen und Flashmobs auf den wachsenden Antisemitismus in Deutschland,[1] Europa und der Welt aufmerksam. Im Nachgang zu den Terroranschlägen in Paris organisierte sie an der Hauptwache in Frankfurt eine Mahnwache unter dem Motto Je suis Charlie und eine Mahnwache unter dem Motto Je suis juif. Sie engagiert sich für interreligiösen Dialog mit Muslimen.[2]
Patterson-Baysal protestiert gegen die Aufrufe zum Boykott gegen Israel und israelische Produkte. Im Juni 2015 rief sie deshalb das Projekt „Stop the boycott“ ins Leben.[3] Sie hat das Projekt „Stop the Boycott“ am 11. Juli 2015 im EU Transparenz-Register unter der Nummer 917038618141-71 registriert. Der Verein sammelte Lebensmittel aus Israel für die Frankfurter Tafel.
Gemeinsam mit anderen Juden, Christen, Muslimen und Atheisten rief sie am 14. März 2015 dazu auf, das Grundgesetz zu lesen und sich vor allem auf die Glaubensfreiheit zu besinnen. Unter dem Motto Gemeinsam für das Grundrecht auf Glaubensfreiheit[4] verteilten die Aktivisten 200 Exemplare des Grundgesetzes und sprachen sich gegen Antisemitismus, Rassismus, Islamophobie und Ausgrenzung aus.[5]
Im Juni 2014 wurde ein Fenster ihrer Wohnung mit einem Hakenkreuz und dem Spruch „Juden raus“ beschmiert. Auch überregional wurde über diesen Vorfall berichtet.[6] Im Juli 2014 wurde sie Opfer eines antisemitischen Anschlages. Das Fenster ihres Badezimmer wurde eingeworfen und ihr wurde „Judenschwein“ entgegen gerufen. Der Vorfall taucht in der Liste der antisemitischen Übergriffe in Deutschland für das Jahr 2014 auf.[7]
Patterson-Baysal nimmt immer wieder Stellung zu Fragen zum Leben der Juden in Deutschland und ihren Ängsten[8] und Sorgen.
Im April 2016 wurde sie für eine Sendung des Hessischen Rundfunks zum Thema „Unverholen und Unerkannt - Antisemitismus in Deutschland“ interviewt. Hier erklärt sie u. a.: „... die schweigende Mehrheit muss mit dem Schubladendenken aufhören und aufhören damit, Leute danach zu beurteilen, was sie für eine Hautfarbe oder für eine Religion haben“.
Im Mai 2017 beschrieb sie in der Frankfurter Rundschau in dem Artikel Die Gewalt und das Schweigen den Antisemitismus, mit dem sie sich im Alltag konfrontiert sieht.[9]
Im April 2018 wurde sie für die Sendung Kulturzeit des NDR zum Thema Antisemitismus: Woher kommt der Hass? interviewt. Hier berichtete sie über Vorfälle und Anfeindungen in der Schule und im Alltag.
Seit September 2017 nimmt sich Patterson-Baysal des Themas „Antisemitismus an Schulen“ an, beleuchtet hierbei besonders die rechtlichen Aspekte und zeigt Betroffenen Handlungsmöglichkeiten auf. Sie nahm am 18. Oktober 2018 als Referentin an der interkulturellen Fachtagung zu Antisemitismus „Du gehörst dazu!“ des Günter-Feldmann-Zentrums[10] in Frankfurt teil, die vom Bürgermeister der Stadt Frankfurt am Main Uwe Becker eröffnet wurde.
Sie ist seit 2018 als ehrenamtliche Hospizbegleiterin[11] aktiv und etabliert dieses Thema auch in der jüdischen Gemeinde.
Seit Herbst 2020 engagiert sie sich bei dem vom Zentralrat der Juden etablierte Projekt Meet a Jew. Zu diesem Projekt und zu ihrem Leben als Jüdin in Deutschland wurde sie im März 2021 von der katholischen Kirchenzeitung interviewt.[12]
Patterson-Baysal moderiert seit Mai 2021 gemeinsam mit einer Freundin eine Sendung über das Leben abseits der Mehrheitsgesellschaft. Unter dem Motto „Lebe lieber ungewöhnlich – die etwas AnderS Radioshow“ spricht sie alle zwei Wochen am Sonntagvormittag live von 10 bis 12 Uhr bei radio hanau darüber, wie es ist, anders zu sein.
Haltungen
Patterson-Baysal bezeichnet sich als gläubige Jüdin und leidenschaftliche Zionistin. Dabei lehnt sie jedwede Dämonisierung, Ausgrenzung und Abwertung Andersgläubiger ab. Sie warnt vor allem vor der generellen Ausgrenzung und Insippenhaftnahme von Muslimen. Sie spricht sich immer wieder für einen offenen und konstruktiven Dialog zwischen Muslimen und Juden aus.
Nach ihrer Überzeugung darf der Respekt vor der Haltung Andersdenkender allerdings keinesfalls zu einer Verbrüderung oder gar Verharmlosung führen. Die damit einhergehende schwierige Gratwanderung wird von einigen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde immer wieder – zum Teil auch sehr heftig – kritisiert.
Publikationen (Auswahl)
- mit Katja Wolpert: Ihr gutes Recht: Arbeit. RA Micro Juristischer Fachverlag, Berlin 2006, ISBN 3-86590-042-9
- Die Einführung einer rechtmäßigen Anwesenheitsprämie – Anleitung für Arbeitgeber und deren Berater. In: Fachanwalt für Arbeitsrecht (10)2000, S. 308–312.
Weblinks
Einzelnachweise
- Flashmob gegen Antisemitismus in Welt.de, 1. Juni 2014 online
- Gemeinsam gegen den Terror - Frankfurter Jüdin sucht Dialog mit Muslimen (Memento vom 8. Januar 2016 im Webarchiv archive.today), hr Fernsehen, defacto, 1. März 2015
- Stop the boycott of israel
- Auf das die Würde nicht mehr angetastet wird
- hessenschau Bericht 14.03.2015 - YouTube
- https://www.ruhrbarone.de/frankfurt-jude-rus-und-keinen-interessiert-es/81235 online
- https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/chronik/
- Als Jüdin verspüre ich Angst in Welt.de, online
- Die Gewalt und das Schweigen. 24. Mai 2017, abgerufen am 3. September 2019.
- https://www.feldmann-beratungszentrum.de/
- Hospizdienst und Palliativberatung. In: Bürgerinstitut Frankfurt. 26. März 2017, abgerufen am 3. September 2019 (deutsch).
- https://www.kirchenzeitung.de/bei-jedem-regenbogen-ein-segensspruch abgerufen am 2. April 2021