Elisabeth Nägelsbach
Elisabeth Nägelsbach (* 12. Dezember 1894 in Schweinfurt; † 8. April 1984 in Nürnberg) war eine deutsche Politikerin (CSU), Mitglied des Bayerischen Landtags und Richterin am Bayerischen Verfassungsgerichtshof.
Leben
Ausbildung und Beruf
Nägelsbach war eine Pfarrerstochter. Sie besuchte Schulen in München und Erlangen. Während des Ersten Weltkriegs war sie ein Jahr lang im freiwilligen Sanitätsdienst tätig. Danach besuchte sie die Wohlfahrtsschule des Stephansstifts in Hannover, wo sie 1917 das Examen ablegte. Ab 1917 war sie als Fürsorgerin in Berlin und München tätig.[1]
Seit 1923 war sie Referentin für Jugendfürsorge im Landesverband der Inneren Mission in Bayern. Sie war dort zuständig für Erholungsfürsorge, Heilfürsorge, weibliche Jugendfürsorge und Arbeitsvermittlung.[2]
Politische Aktivitäten
1948 wurde Nägelsbach Mitglied der CSU.[3] Von 1948 bis 1955 war sie mit einer kurzen Unterbrechung ehrenamtliche Stadträtin in Nürnberg.
Seit 1954 war sie Mitglied des Landtags für den Wahlkreis Mittelfranken. 1966 trat sie nicht mehr zur Wahl an. Während der drei Wahlperioden, in denen sie Fraktionsmitglied des Landtags war, engagierte sie sich im Ausschuss für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Kriegsfolgegeschädigten, im Ausschuss für Kulturpolitische Fragen und im Ausschuss für Sozialpolitische Angelegenheiten.[1]
Engagement
Nägelsbach war 1920 Gründerin der Vereinigung Evangelischer Frauenverbände Bayerns, heute Evangelische Frauen in Bayern (EFB). Von Beginn an war sie Mitglied des Vorstands und Schriftführerin. Die Vereinigung war der Dachverband von sechs Verbänden, die insgesamt rund 20.000 Mitglieder hatten.[4] Auch heute ist die Organisation eine der mitgliederstärksten Frauenverbände in Bayern.[5]
Einer der Mitgliedsverbände der Vereinigung Evangelischer Frauenverbände Bayerns war der Landesverband Evangelischer Arbeiterinnen-Vereine Bayerns, dessen 1. Vorsitzende Nägelsbach war. Selbsterklärte Aufgabe der Arbeiterinnen-Vereine war es alleinstehende Arbeiterinnen und alleinerziehende Müttern zu unterstützen. Der Landesverband wurde während der Zeit des Nationalsozialismus aufgelöst. 1951 wurde er auf Betreiben von Nägelsbach neu gegründet als Evangelisches Arbeiterinnen-Werk.[4][1][6]
Zur Erholung für Arbeiterinnen schuf Nägelsbach 1925 das Erholungsheim Sulzbürg. Zunächst standen zwölf Plätze in einem alten Bauernhaus zur Verfügung. Um das Erholungsheim vor dem Zugriff der Nationalsozialisten zu schützen, gründete Nägelsbach den Verein Freundesring Sulzbürg, der die Trägerschaft für das Haus übernahm. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde neben dem alten Bauernhaus ein Fachwerkhaus errichtet. So konnte die Einrichtung bald fünfzig Gäste aufnehmen. Ab 1958 erfolgte der Ausbau zum heutigen Familien- und Erholungsheim Sulzbürg.1955 gründete der Verein in Nürnberg das Wohnheim für Mutter mit Kind, dem auch ein Kindergarten und ein Hort angeschlossen war. Damit wurde der Name des Vereins auf Freundesring Nürnberg und Sulzbürg erweitert.[2][7]
Am 18. Dezember 1957 wurde Nägelsbach zum ersten Mal vom Bayerischen Landtag zum nicht berufsrichterlichen Mitglied am Bayerischen Verfassungsgerichtshof gewählt.[8] Sie wurde dreimal für dieses Ehrenamt wiedergewählt und übte das Amt bis 1970 aus.[9][10][11][12]
Privates
Nägelsbach war nicht verheiratet.[1]
Ehrungen
- 1964 Bayerischer Verdienstorden[13]
- 1973 erhielt Nägelsbach die Bürgermedaille der Stadt Nürnberg.[14]
- In Nürnberg-Langwasser gibt es einen Elisabeth-Nägelsbach-Weg.[15]
Literatur
- Elisabeth Fleschhut: "Ich als Frau und Abgeordnete...!": Untersuchung der politischen Karriere, der parlamentarischen Arbeit und des politischen Selbstverständnisses der weiblichen Abgeordneten im Bayerischen Landtag der Nachkriegszeit (1946-1958). Dissertation. In: Beiträge zum Parlamentarismus. Band 11. München 1997, ISBN 978-3-927924-18-5, S. 140.
- Jaromír Balcar, Thomas Schlemmer: An der Spitze der CSU. Die Führungsgremien der christlich-sozialen Union 1946 bis 1955. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2007, ISBN 3486580698.
Weblinks
- Geschichte des Bayerischen Parlaments seit 1819: Elisabeth Nägelsbach. In: Bavariathek. Haus der Bayerischen Geschichte, abgerufen am 2. Mai 2021.
Einzelnachweise
- Abgeordnete(r) Elisabeth Nägelsbach. Bayerischer Landtag, abgerufen am 1. Mai 2021.
- Biografie Elisabeth Naegelsbach. Sulzbürg, abgerufen am 2. Mai 2021.
- Geschichte der CSU: Elisabeth Nägelsbach. Hanns-Seidel-Stiftung, abgerufen am 2. Mai 2021.
- Aus der Geschichte der EFB. Evangelische Frauen in Bayern, abgerufen am 2. Mai 2021.
- Für die gemeinsamen Interessen: Die Gründung 1920. In: Dokumentation zur Jubiläumsfeier 90 Jahre Evangelische Frauenarbeit Bayern. Mai 2010, S. 17, abgerufen am 2. Mai 2021.
- „Zerstörerische Gleichmacherei“? Einsatz für Hausfrauen und Berufstätige. In: Dokumentation zur Jubiläumsfeier 90 Jahre Evangelische Frauenarbeit Bayern. Evangelische Frauenarbeit Bayern, Mai 2010, abgerufen am 2. Mai 2021.
- Historische Wurzeln. In: Freundesring Sulzbürg e.V. Abgerufen am 3. Mai 2021.
- Bayerischer Landtag: Plenarprotokoll Nr. 3/116 vom 18. Dezember 1957. S. 3394–3395 (bayern.landtag.de; PDF; 4 MB).
- Bayerischer Landtag: Plenarprotokoll Nr. 4/18 vom 24. April 1959. S. 553; bayern.landtag.de (PDF; 1,6 MB).
- Bayerischer Landtag: Plenarprotokoll Nr. 5/7 vom 12. Februar 1963. S. 160; bayern.landtag.de (PDF; 4,3 MB).
- Bayerischer Landtag: Plenarprotokoll Nr. 6/5 vom 31. Januar 1967. S. 38–39; bayern.landtag.de (PDF; 2,9 MB).
- Bayerischer Landtag: Drucksache Nr. 6/39 vom 31. Januar 1967.; bayern.landtag.de (PDF; 37 kB).
- Elisabeth Nägelsbach. Bayerischer Verdienstorden, abgerufen am 3. Mai 2021.
- Bürgermedaillenträger seit 1960 (PDF; 196 kB)
- Elisabeth-Nägelsbach-Weg in 90471 Nürnberg Langwasser (Bayern). Abgerufen am 3. Mai 2021.