Eisenbahnunfall von Ebenhausen-Schäftlarn

Der Eisenbahnunfall von Ebenhausen-Schäftlarn ereignete sich am 14. Februar 2022, als zwei Züge der Linie S7 der S-Bahn München in der nördlichen Einfahrt des Bahnhofs Ebenhausen-Schäftlarn frontal zusammenstießen. Eine Person starb, mehr als 18 Personen wurden teilweise schwer verletzt.[1]

Unfallstelle
Streckennummer (DB):5507
Höchstgeschwindigkeit:an der Unfallstelle: 70 km/h
Zugbeeinflussung:FV-DB, PZB 90
von München
12,900 Bf Baierbrunn
16,600 Hp Hohenschäftlarn
17,000 Einfahrvorsignal
17,520 Einfahrvorsignal-Wiederholer
17,695 Einfahrsignal 1A
17,800 Unfallstelle
17,965 Ausfahrweiche
18,165 Ausfahrsignal 1P1
18,177 Bf Ebenhausen-Schäftlarn
nach Wolfratshausen

Ausgangslage

Infrastruktur

Der Eisenbahnunfall ereignete sich etwa bei Kilometer 17,8 der Isartalbahn München Süd–Bichl der DB Netz (Streckennummer 5507), einer im Unfallbereich eingleisigen elektrifizierten Hauptbahn. Im Unfallbereich liegt die Strecke in einem Bogen und die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt 70 km/h. Das Betriebsverfahren ist Zugmeldebetrieb nach Fahrdienstvorschrift (FV-DB). Das Zugbeeinflussungssystem ist PZB 90. Das Stellwerk Ef in Ebenhausen-Schäftlarn wird vom Stellwerk Wf in Wolfratshausen ferngesteuert. Der Bahnhof Baierbrunn wird vom Stellwerk Hf im Bahnhof Höllriegelskreuth ferngestellt. Bei diesen Stellwerken handelt es sich um Relaisstellwerke der Bauart Sp Dr S60, die am 29. Juli 1980 in Betrieb genommen wurden.[2]

Bereits am 5. August 2021 ereignete sich auf derselben Strecke unmittelbar am Bahnhof Icking (vom Stellwerk Wf ferngestellt) beinahe ein Frontalzusammenstoß zweier S-Bahn-Züge.[3]

Beteiligte Züge

Der Zug S 6776 fuhr von Aying nach Wolfratshausen und wurde aus den Triebzügen 423 111 und 423 148 der Baureihe 423 gebildet. Der Zug S 6785 fuhr von Wolfratshausen nach Aying und wurde aus den Triebzügen 423 231 und 423 125 der gleichen Baureihe gebildet. In den Zügen befanden sich insgesamt 120 Personen, beide wurden vom Eisenbahnverkehrsunternehmens DB Regio AG betrieben.

Hergang

Ineinander verkeilte demolierte Führerstände

Planmäßig hätte die Zugkreuzung um 16:29 Uhr in Icking stattfinden sollen. Der Zug aus Aying hatte jedoch etwa zehn Minuten Verspätung.[4] Der Zug S 6785 aus Wolfratshausen fuhr weiter zum Bahnhof Ebenhausen-Schäftlarn, wo das Ausfahrsignal für ihn Halt zeigte, während der Gegenzug aus der anderen Richtung auf den Bahnhof zufuhr. Die Polizei nimmt an, dass der von Wolfratshausen kommende Zug am Halt zeigenden Hauptsignal vorbeifuhr.[5] Etwa um 16:35 Uhr stießen die beiden Züge in der nördlichen Ausfahrt des Bahnhofs frontal zusammen.[4]

Folgen

Sichern der Türen durch das Technische Hilfswerk beim Verladen eines Zugteiles auf einen Tieflader

Ein Fahrgast wurde getötet, 40 verletzt, 6 davon schwer. Der Sachschaden erstreckte sich wegen relativ geringer Restgeschwindigkeit nur auf die vorderen Teile der beteiligten Züge. Ein Teil musste mit einem Spezialkran geborgen werden. Dazu wurde er in für den Kran taugliche Teile zerlegt und diese auf der Straße abgestellt. Der Abtransport erfolgte per Tieflader. Die übrigen Einheiten konnten wieder aufgegleist und über die Schiene abgefahren werden. Bis zum 18. Februar war die Bergung abgeschlossen.[6] Nach der Instandsetzung der Strecke an der Unfallstelle wurde am 2. März 2022 bei Betriebsbeginn der Verkehr bis Wolfratshausen wieder aufgenommen.[7][8][9]

Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen den Triebfahrzeugführer des Zuges aus Wolfratshausen.[5] Auch die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung untersucht den Unfall.[10]

Einzelnachweise

  1. Was bislang zu dem S-Bahnunglück bekannt ist. In: Süddeutsche Zeitung. 15. Februar 2022, abgerufen am 15. Februar 2022.
  2. Stellwerk Ebenhausen-Schäftlarn Ef. In: stellwerke.info. Abgerufen am 16. Februar 2022.
  3. Henning Pfeifer, Christoph Dicke: Icking: Beinahe-Zusammenstoß auf eingleisiger S-Bahnstrecke. In: BR24. 6. August 2021, abgerufen am 21. Februar 2022.
  4. „Sch..., da kommt ein Zug“: Was in den Sekunden vor dem S7-Unglück passierte. In: Münchner Merkur. 16. Februar 2022, abgerufen am 16. Februar 2022.
  5. Ermittlungen gegen Triebwagenführer nach tödlichem S-Bahn-Unfall. In: BR24. 17. Februar 2022, abgerufen am 17. Februar 2022.
  6. Nach der Kollision zweier S-Bahnen in Ebenhausen-Schäftlarn: Weiterhin Busersatzverkehr auf der S7. In: S-Bahn München. DB Regio, archiviert vom Original am 21. Februar 2022; abgerufen am 1. März 2022.
  7. Ebenhausen-Schäftlarn: S-Bahn-Verkehr wird voraussichtlich am 2. März wieder aufgenommen. In: S-Bahn München. DB Regio, 1. März 2022, abgerufen am 1. März 2022.
  8. Anton Rauch, Ludwig Knoll: Nach S-Bahn-Unglück - Jetzt fährt die S7 wieder regulär. In: BR24. Bayerischer Rundfunk, 2. März 2022, abgerufen am 2. März 2022.
  9. Jonas Hönle: Nach S-Bahn-Unfall bei München: Arbeiten auf der Strecke bei Schäftlarn beendet ‒ Züge fahren wieder regulär. In: tz. 2. März 2022, abgerufen am 2. März 2022.
  10. Fachmitteilung 005 / 2022 vom: 14.02.2022, Thema: Aufnahme der Unfalluntersuchung. Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung, 14. Februar 2022, abgerufen am 26. Februar 2022.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.