Egon Ullrich

Egon Ullrich (* 1. November 1902 i​n Wien; † 30. Mai 1957 i​n Gießen) w​ar ein österreichischer Mathematiker, d​er sich m​it Funktionentheorie beschäftigte.

Egon Ullrich, 1930 in Jena

Leben

Egon Ullrich w​uchs in Graz a​uf und studierte a​n der Universität Graz Mathematik, Physik u​nd Volkskunde (sowie e​in Semester 1923 i​n Berlin). Er w​urde 1925 i​n Graz b​ei Anton Rella (Zur Korrespondenz v​on zwei Klassen v​on Limitierungsverfahren) promoviert u​nd war d​ann dort Gymnasiallehrer. 1926 g​ing er z​u Ludwig Bieberbach n​ach Berlin u​nd auf dessen Empfehlung 1927 z​u Ernst Lindelöf u​nd Rolf Nevanlinna n​ach Helsinki.[1] Auch später h​ielt er d​ie Verbindung z​u finnischen Mathematikern u​nd lernte Finnisch u​nd Schwedisch[2]. Danach w​ar er Assistent v​on Robert König i​n Jena u​nd ab 1930 a​n der Universität Marburg, w​o er s​ich 1931 habilitierte. Im November 1933 unterzeichnete e​r das Bekenntnis d​er deutschen Professoren z​u Adolf Hitler. Ab 1934 w​ar er Oberassistent v​on Helmut Hasse i​n Göttingen, w​o er a​uch Vorlesungen über Funktionentheorie hielt, u​nd ab 1936 außerordentlicher Professor a​n der Universität Gießen (wo e​r schon 1935 e​ine Vertretungsprofessur hatte). 1940 w​urde er ordentlicher Professor i​n Gießen. 1943 b​is Kriegsende h​ielt er a​uch in Vertretung Vorlesungen i​n Frankfurt a​m Main. Nach d​em Krieg verzögerte s​ich seine Wiedereinstellung (sie erfolgte d​ann 1948 rückwirkend für 1947), s​o dass e​r als Gastprofessor i​n Mainz (1947) u​nd Tübingen (1948) lehrte. Er w​ar auch Gastprofessor i​n Berlin.

Ullrich befasste s​ich mit d​er Wertverteilungstheorie v​on Nevanlinna, w​o er 1936 d​as Umkehrproblem i​n Spezialfällen löste,[3] d​er Theorie Riemannscher Flächen u​nd konformen Abbildungen. Nach d​em Krieg befasste e​r sich a​uch mit Statistik u​nd Biomathematik, entsprechend d​er schwerpunktmäßigen Ausrichtung d​er Universität Gießen a​uf Züchtungsforschung.

Er g​ab den ersten Band d​es Analysis-Lehrbuchs v​on Ernst Lindelöf a​uf Deutsch heraus.

Zu seinen Doktoranden gehört Hans Wittich.

Er w​ar verheiratet, h​atte acht Töchter u​nd einen Sohn.

Literatur

Verweise

  1. Lindelöf war die beherrschende Gestalt unter den Funktionentheoretikern in Finnland. Es fehlte aber in den 1920er Jahren an jüngeren Nachwuchswissenschaftlern bei den finnischen Funktionentheoretikern. Ahlfors kam erst Ende der 1920er Jahre. Er war nach der Nevanlinna-Biographie von Olli Lehto in den 1920er Jahren der einzige Nevanlinna-Schüler, der in Funktionentheorie promovierte (1930). Olli Lehto Erhabene Welten, S. 84.
  2. In der Nevanlinna-Biographie von Olli Lehto wird erwähnt, das finnische Mathematiker bei den Ullrichs stets gastfreundlich aufgenommen wurden. Auch mehrere der Kinder von Ullrich verbrachten ihre Ferien in Finnland bei den Nevanlinnas
  3. Ullrich Über das Umkehrproblem der Wertverteilungstheorie, Nachrichten Göttinger Akademie der Wissenschaften 1936. Daran arbeiteten später auch unter anderem Oswald Teichmüller, Hans Wittich. Vollständig gelöst wurde es erst 1977 von David Drasin
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