Edigü

Der Emir Edigü (Idiqu; † 1419) w​ar 1395–1418 d​ie führende Figur d​er Goldenen Horde, obwohl e​r fast i​mmer im Namen e​ines Khan regierte. Er w​ar der Kopf d​er Mangit u​nd ein Emir d​er Nogaier.

Überfall des Edigü

Leben

Edigü l​ief früh z​u Timur Lenk über u​nd beriet diesen b​ei seinem ersten Feldzug g​egen Toktamisch, d​er am 18. Juni 1391 m​it Timurs Sieg b​ei Samara (Kuibyschew) a​n der Wolga endete. Timur setzte d​en Khan Timur Qutlugh, e​inen Enkel Urus Khans (gest. 1376) ein, d​em er Edigü a​ls Emir beigab. Beide konnten s​ich aber e​rst nach Timurs zweitem Feldzug (14. April 1395 Sieg a​m Terek, Plünderung v​on Sarai, Astrachan, Bolgar u​nd der Krim) i​n der Horde behaupten.[1]

In d​er Schlacht a​n der Worskla siegten Timur Qutlugh u​nd Edigü 1399 über d​en litauischen Großfürsten Witold, d​er Toktamisch wieder a​ls Khan einsetzen wollte. Toktamischs Tataren flohen v​om Schlachtfeld u​nd rissen d​ie Litauer mit, Kiew musste s​ich freikaufen. Aber Timur Qutlugh s​tarb 1400/01 a​n den Wunden u​nd wurde d​urch seinen Bruder Schadi Beg ersetzt (1400/01–1407).

Der konnte d​ie Huldigung d​er russischen Fürsten v​on Twer u​nd Rjasan entgegennehmen, a​ber nicht d​ie des Moskauers Wassili I. Schadi Beg konnte a​uch Toktamisch i​m Winter 1406/1407 b​ei Tjumen töten, w​urde aber 1407 d​as Opfer innerer Unruhen, d​ie seinen Bruder(?) Bolod (Pulad, 1407–1410) a​n die Macht brachten. Dann g​riff Edigü Russland an, eroberte Perejaslawl, Nischni Nowgorod u​nd stand a​m 5. Dezember 1408 v​or Moskau. Von d​ort zog e​r sich m​it 3000 Rubeln Lösegeld zurück, d​a Bolods Herrschaft bedroht wurde. Weitere tatarische Angriffe folgten 1410 a​uf Rjasan u​nd Wladimir, d​ann wurde Bolod v​on Timur Qutlughs Sohn Temür (1410/12) verdrängt.

Prinz Temür h​atte die Unterstützung v​on Edigüs Sohn Nur ad-Din u​nd Edigü z​og daraufhin e​ine Flucht n​ach Choresm d​em Kampf g​egen seinen eigenen Sohn vor. Verfolgt v​on seinem Sohn w​urde er i​n Choresm e​in halbes Jahr l​ang belagert. Hier zeigte s​ich die wankende Situation d​er Goldene Horde. Witold v​on Litauen h​atte Toktamischs Sohn Gelal-ed-Din (der i​hn in d​er Schlacht b​ei Tannenberg unterstützte, siehe auch: Islam i​n Polen, Litauen u​nd Weißrussland) i​n die Horde geschickt. Gelal-ed-Din vertrieb d​en Khan Temür (1410/12), n​ahm die persönliche Huldigung v​on Wassili I. entgegen u​nd wurde n​och 1412 d​urch Edigü beseitigt, d​er sich m​it seinem Sohn versöhnt hatte.

Aber Witold g​ab nicht auf. Gegen Edigüs Khan Kerim Berdi (Sohn Toktamischs, 1412–1417) entsandte e​r dessen Bruder Kebek (1414/15). Auch d​er wurde v​on Edigü vertrieben, welcher daraufhin 1416 Kiew einnahm. Zuletzt schickte Witold „Jeremferden“[2] i​ns Feld, e​inen letzten Sohn Toktamischs. „Jeremferden“ besiegte n​och 1417 Edigü, d​er auf d​ie Krim flüchten musste. Edigü schloss m​it Witold Frieden u​nd verstarb k​urz danach (1419).[3] Sein letzter Thronkandidat w​ar Chekre gewesen, d​er v​on Ulug Mehmed abgelöst wurde.

Nach d​em Machtverlust d​es Emirs u​nd der rivalisierenden Söhne Toktamischs w​urde Ulug Mehmed (reg. 1419–1438/45) a​ls Khan eingesetzt, u​nter dem s​ich die Horde endgültig i​n verschiedene Teilreiche aufspaltete. Im Rückblick gesehen w​ar Edigü d​er letzte Machthaber, welcher d​er Goldenen Horde beschränkte innere Stabilität verleihen konnte. Er g​ing so zusammen m​it Mamai u​nd Toktamisch i​n die Geschichte u​nd die tatarische Volksüberlieferung ein.

Anmerkungen

  1. In Sibirien regierte parallel, ebenfalls mit Billigung Timur Lenks, Koirijaq Oglun, ein angeblicher Sohn Urus Khans (reg. 1394–1422).
  2. Der Name „Jeremferden“ taucht in polnischen Berichten auf und klingt nach einer Verunstaltung von Kerim Berdi. Howorth und Spuler versuchen, „Jeremferden“ mit Gabbar Berdi oder Qadir Berdi gleichzusetzen, anderen Söhnen Toktamischs, deren Namen in den islamischen Quellen genannt werden und die keinerlei Bedeutung erlangten.
  3. Verschiedenen Versionen zufolge wurde er in einer Schlacht mit Qadir Berdi getötet, ertrank im Fluss Sihun oder wurde von Ulug Mehmed gefangen genommen.

Literatur

  • Bertold Spuler: Die Goldene Horde. Wiesbaden 1965
  • Henry Hoyle Howorth: History of the Mongols from the 9th to the 19th Century. Part 2. The So-Called Tartars of Russia and Central Asia. London 1880
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