Edgar von Gierke
Edgar Otto Konrad von Gierke, vor 1911 Edgar Gierke (* 9. Februar 1877 in Breslau; † 21. Oktober 1945 in Karlsruhe; geboren als Edgar Gierke) war ein deutscher Pathologe und Bakteriologe.
Leben
Der Sohn des Juristen Otto von Gierke studierte an den Universitäten Heidelberg, Breslau und Berlin Medizin. In Heidelberg wurde er Mitglied der Burschenschaft Allemannia wie sein Vater Otto (1841–1921) und seine Brüder Julius (1875–1960) und Otto von Gierke (1883–1918), der Schwiegersohn des Berliner Oberbürgermeisters Martin Kirschner und Schwager des Chirurgen Martin Kirschner.[1] Nach seinem Abschluss im Wintersemester 1899/1900 war er zwei Jahre lang in Heidelberg tätig. 1901 wurde er dort mit der Arbeit Über den Eisengehalt verkalkter Gewebe unter normalen und pathologischen Bedingungen promoviert. Im Mai 1903 trat er eine Assistenzstelle am Pathologischen Institut in Freiburg i. Br. an und wurde 1904 habilitiert (Das Glykogen in der Morphologie des Zellstoffwechsels). Ab Oktober 1907 war Gierke am Pathologischen Institut in Berlin beschäftigt, 1908 ging er nach Karlsruhe, wo er als Prosektor am Städtischen Krankenhaus beschäftigt war und gleichzeitig als Bakteriologe an der TH Karlsruhe wirkte. An dieser Hochschule wurde er 1911 zum außerordentlichen Professor ernannt. Während des Ersten Weltkriegs war von Gierke Militärarzt. Da mütterlicherseits zwei Großeltern jüdisch waren, galt von Gierke nach NS-Ideologie als „Mischling 1. Grades“ und wurde deshalb 1937 vorzeitig in den Ruhestand versetzt.[2] Von 1939 bis 1944 übernahm er erneut die Leitung des Pathologisch-Bakteriologischen Instituts an der TH Karlsruhe, da sein Nachfolger zum Wehrdienst einberufen worden war.
Von Gierke war ab 1912 mit Julie Braun verheiratet, das Paar hatte vier Kinder. Ab 1911 lautete der Name des Pathologen „von Gierke“, da in diesem Jahr sein Vater an seinem 70. Geburtstag in den erblichen Adelsstand erhoben wurde. Seit 1968 trägt eine Straße in Karlsruhe seinen Namen.
Leistungen
Von Gierkes Hauptinteressengebiet war der Glykogenstoffwechsel. Er beschrieb 1929 erstmals die Glykogenose Typ Ia, die auch als „Von-Gierke-Krankheit“ bezeichnet wird.
Schriften (Auswahl)
- Taschenbuch der pathologischen Anatomie. Thieme, Leipzig 1911. (12. Ausgabe 1933).
- Grundriss der Sektionstechnik. Speyer & Kaerner, Freiburg 1912. (6. Ausgabe 1920)
- Hepato-Nephromegalia glykogenica (Glykogenspeicherkrankheit der Leber und Nieren). In: Beiträge zur Pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie. Band 82, (Jena) 1929, S. 497–513.
Literatur
- Manfred Stürzbecher: Gierke, Edgar Otto Konrad von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 373 (Digitalisat).
- I. Fischer (Hrsg.): Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre: zugleich: Fortsetzung der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. Urban & Schwarzenberg, Berlin, Wien 1932–1933, 2 Bd.
- Heinz-Peter Schmiedebach: Gierke, Edgar O.C. von. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 493.
Weblinks
Einzelnachweise
- Wolf-Diedrich Reinbach (Hrsg.): Goldenes Buch der Burschenschaft Allemannia zu Heidelberg. Festschrift Teil I zum 150-jährigen Bestehen der Burschenschaft Allemannia zu Heidelberg. S. 31–34 (Otto v. G. sen.), S. 328–330 (Julius v. G.), S. 334–335 (Edgar v. G.) und S. 402–403 (Otto v. G. jun.). Heidelberg 2006.
- StadtZeitung Nr. 43, 23. Oktober 2020, S. 3.