Eckhard Deutscher
Eckhard Deutscher (* 18. März 1949 in Kelkheim (Taunus)) ist ein deutscher Entwicklungspolitiker und ehemaliger Exekutivdirektor der Weltbank[1][2] in Washington D.C. sowie ehemaliger Vorsitzender des Entwicklungsausschusses der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)[3][4] in Paris.
Leben
Studium
Nach dem Abitur 1968 in Frankfurt am Main studierte Deutscher an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt Sozialwissenschaften, Erziehungswissenschaften und Philosophie. Er schloss das Studium 1976 mit der Erlangung der Promotion (Dr. phil.) ab. Nach Studienreisen in Lateinamerika (Mexiko, Peru, Kolumbien) übernahm er zunächst eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Hochschulverwaltung, ehe er 1979 für die folgenden sechs Jahre als Hochschulassistent arbeitete. Während dieser Tätigkeit forschte Deutscher an verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen in Mexiko, um eine Habilitationsschrift abzuschließen. Dabei war Deutscher auch Gastprofessor an den Universitäten Universidad Autónoma Metropolitana – Xochimilco und Universidad Veracruzana in Xalapa, Veracruz. Deutscher habilitierte (venia legendi) sich 1986 mit einem Thema über die mexikanische Revolution an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt.
Beruf
Seit 1986 war er im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung in Costa Rica tätig und leitete dort das Centro de Estudios Democráticos de América Latina (CEDAL) in Santa Bárbara de Héredia. Die Aufgabe bestand darin, politische Parteien, Gewerkschaften und gesellschaftliche soziale Gruppen wie Kooperativen oder wissenschaftliche Einrichtungen in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern durch politische Bildungsmaßnahmen zu stärken.
Nach fünfjähriger Tätigkeit in Costa Rica übernahm Deutscher im Jahre 1991 die Aufgabe des Zentralstellenleiters für Erziehung, Wissenschaft und Dokumentation bei der Deutschen Stiftung für internationale Entwicklung (DSE) (später: Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH (InWEnt)) in Bonn, die später mit anderen Institutionen in die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) integriert wurde. Diese Zentralstelle führte Fortbildungsveranstaltungen in den Bereichen Grundbildung, Hochschulkooperationen und Dokumentationswesen in Afrika, Lateinamerika und Asien durch. Im Rahmen und zur Durchführung dieser Aufgaben führten ihn zahlreiche Reisen nach Afrika, Asien und Lateinamerika.
Deutscher übernahm eine ehrenamtliche Tätigkeit als Geschäftsführer der Society for International Development (SID) – Chapter Bonn (1994 bis 2000): Dort arbeitete er eng zusammen mit dem SID-Vorsitzenden Uwe Holtz, um nach dem Berlin-Umzug der Bundesregierung für Bonn als Standort für UN-Einrichtungen zu werben und Lobbyarbeit für dieses Ziel zu betreiben.
Im Jahre 2001 wechselte Deutscher nach Washington D.C zur Weltbank, in der er 2002 Exekutivdirektor wurde und die deutsche Bundesregierung im Vorstand vertrat. In dieser Eigenschaft wurde er zum Vorsitzenden des Committee on Governance and Executive Directors’ Administrative Matters (COGAM) gewählt. 2006 wurde er Dean of the Board (informeller Vorsitzender des Vorstands). In dieser Funktion war er maßgeblich an der Ablösung des damaligen Präsidenten der Weltbank, Paul Wolfowitz, beteiligt und verantwortlich.
Im Jahre 2008 wechselte Deutscher zur Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris, nachdem er von den 23 Mitgliedern des Entwicklungsausschusses zu dessen Vorsitzendem gewählt worden war. Die Aufgabe des Entwicklungsausschuss ist es, eine Monitoring-Funktion zu übernehmen, die inhaltlichen Rahmenempfehlungen der Entwicklungspolitiken der Industrieländer zu formulieren und vorzuschlagen, eine möglichst homogene Entwicklungspolitik entlang der Rahmenformulierungen durchzuführen und die Mitgliedsländer in der Umsetzung durch entsprechende Länderüberprüfungen (Peer Reviews) zu unterstützen. Die Bundesregierung mit dem neuen Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) unterstützte dieses Mandat nicht länger, sodass Deutscher im Jahre 2011 abberufen wurde.
Anschließend übernahm er eine Aufgabe der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Ankara/Türkei, um das Instrument der trilateralen Kooperation stärker zu verankern und zu fördern, mit dem zwei Geberländer und ein sog. Empfängerland zusammenarbeiten. Diese Aufgabe endete im Jahre 2013.
Deutscher war Mitglied des Forums Eine Welt der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).
Persönliches
Durch gute Leistungen bei verschiedenen Wettkämpfen des leichtathletischen Zehnkampfs erhielt Deutscher durch die deutsche Sporthilfe eine monatliche Förderungs- und Unterstützungszahlung, um an den Olympischen Spielen 1972 in München teilzunehmen. Wegen einer Verletzung konnte er jedoch diesen Plan nicht verwirklichen.
Weblinks
- Literatur von Eckhard Deutscher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Russia: New Partnership in Global Development Finance. Abgerufen am 26. Februar 2022 (englisch).
- https://www.ifc.org/wps/wcm/connect/9ca76250-68d4-4be8-b3cb-a72fc5710a09/AR2007_English.pdf?MOD=AJPERES&CVID=j.F2sRr
- OECD’s Development Assistance Committee Chair: Eckhard Deutscher succeeds Richard Manning - OECD. Abgerufen am 26. Februar 2022.
- OECD: Deutscher leitet Entwicklungsausschuss. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 26. Februar 2022]).