Drüsenmagendilatation
Die Drüsenmagendilatation (Syn.: Neurogene oder Neuropathische Drüsenmagendilatation, Myogene Ganglioneuritis, Macaw Wasting Disease, Psittacine Proventricular Dilatation, PPD) ist eine schwere Erkrankung des Nervensystems bei Großpapageien, die mit einer starken Erweiterung (Dilatation) des Drüsenmagens und starker Abmagerung einhergeht. Die Erkrankung ist nicht heilbar.
Ätiologie und Pathogenese
Die Ursache der PPD ist bislang nicht gesichert. Man nimmt an, dass Bornaviren (parrot bornavirus 1-8) die Krankheit verursachen, da sich die Krankheit in Beständen rasch ausbreitet und Bakterien und Pilze als potentielle Erreger mit hoher Sicherheit ausgeschlossen werden konnten. Die Inkubationszeit beträgt im Regelfall drei Monate, kann aber auch mehrere Jahre dauern.
Der Erreger verursacht eine Entzündung und Degeneration der Nerven. Hierbei ist meist zunächst das vegetative Nervensystem des Verdauungsapparats betroffen, welches die Motilität des Magen-Darm-Trakts steuert. Da der Drüsenmagen eine relativ dünne Wand hat, kommt es hier im Regelfall am ehesten zu einer Dilatation. Aber auch andere Anteile wie der Muskelmagen oder der Kropf können betroffen sein. In fortgeschrittenen Fällen können auch Störungen des Zentralnervensystems mit Krämpfen und Koordinationsstörungen auftreten.
Klinisches Bild
Das klinische Bild ist unspezifisch. Die Tiere magern ab und zeigen eine allgemeine Schwäche, obwohl die Futteraufnahme nicht reduziert, sondern häufig sogar gesteigert ist. Ein Anfangsverdacht sind unverdaute Körner im Kot. Bei Störungen der Kropfentleerung kann Regurgitieren auftreten.
Diagnose und Differentialdiagnose
Die Diagnose kann mit einiger Sicherheit am Röntgenbild und nach dem Ausschlussverfahren gestellt werden. Im Röntgenbild stellt sich ein erweiterter, dünnwandiger Drüsenmagen dar. Zur Diagnostik kann der Quotient aus vertikalem Durchmesser des Drüsenmagens in Höhe des letzten Brustwirbels und maximaler Höhe des Brustbeinkamms (Crista sterni) ermittelt werden. Dieser ist bei krankhaft vergrößertem Drüsenmagen größer 0,52.[1] Eine Sicherung der Diagnose kann durch Entnahme eines Stücks aus der Wand des Kropfs und anschließender histopathologischer Untersuchung erfolgen.
Differentialdiagnostisch müssen bakterielle und mykotische Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts ausgeschlossen werden. Allerdings kann es auch sekundär durch Stase der Nahrung zu einem Auftreten solcher Erkrankungen kommen. Weiterhin müssen parasitäre Erkrankungen, insbesondere der Befall mit Spulwürmern und Bandwürmern, anhand von Kotproben ausgeschlossen werden.
Therapie und Prognose
Eine wirksame Behandlung existiert nicht und die Prognose ist schlecht. Lebensverlängernd kann eine Reduktion der entzündlichen Veränderungen mit Celecoxib oder Meloxicam versucht werden. Auch die Gabe von Vitamin-B-Komplex wird von einigen Autoren empfohlen. Zur Verbesserung der Kropfentleerung und der Vermeidung von Regurgitieren kann 20 Minuten vor der Fütterung Metoclopramid gegeben werden, auf die Magenmotilität hat dies beim Vogel jedoch kaum Einfluss.
Für die Vermeidung sollten Zukäufe zu Beständen einer Quarantäne unterzogen werden. Ein sicherer Schutz ist aber aufgrund der mitunter langen Inkubationszeit nicht gegeben.
Literatur
- M. Pees: Die Neuropathische Drüsenmagendilatation. Kleintier konkret 8(2)/2005, S. 26–30.
- K. Gabrisch, P. Zwart: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 6. Aufl. 2005, ISBN 3-89993-010-X.
Einzelnachweise
- S.E. Dennison et al.: Radiographic determination of proventricular diameter in psittacine birds. In: J. Am. Vet. Med. Assoc. 232 (29008), S. 709–714.