Dorino II. Gattilusio
Dorino II. Gattilusio (auch Dorino Gattilusio) (* nach 1400; † nach 1488) war von 1455 bis 1456 der letzte Herr von Ainos. Er entstammte der angesehenen genuesischen Patrizierfamilie Gattilusio und war der jüngere Sohn des Herrn Palamede Gattilusio von Ainos.
Da sein älterer Bruder Giorgio bereits 1449 verstorben war, übernahm Dorino II. nach dem Tod seines Vaters 1455 die Herrschaft Aenos. Es kam zu Erbfolgeauseinandersetzungen mit der Witwe Giorgios und deren Kindern. Giorgois Witwe reklamierte für ihre Kinder die Erbrechte des erstgeborenen Sohnes von Palamede, zumal dieser bereits zu Lebzeiten seines Vaters über die Besitzungen verfügen konnte. Da es zu keiner gütlichen Einigung zwischen Dorino II. und der Witwe seines Bruders kam, wandte diese sich an den osmanischen Sultan Mehmed II. Der osmanische Sultan war nach dem Ende des Byzantinischen Reichs der Lehnsherr der christlichen Herren in der Ägäis. Der Gesandte von Giorgios Witwe bezichtigte Dorino II. vor dem Sultan, die Loslösung von der osmanischen Oberhoheit zu betreiben. Sultan Mehmed II. sah darin einen willkommenen Grund, die damals strategisch wichtige Stadt Ainos in seinen Besitz zu bringen. Im Januar 1456 brach er selbst mit einem Heer nach Ainos auf. Dorino II. hielt zu diesem Zeitpunkt auf der zu seinem Besitz gehörenden Insel Samothrake auf. Die führungslose Stadt Ainos wurde von den Stadtältesten gegen das Versprechen der Schonung von Stadt und Bewohnern kampflos dem Sultan übergeben. Der Sultan beließ es dabei, den Palast von Dorino II. sowie die Häuser seiner Gefolgsleute zu plündern. Er gab außerdem den Befehl zur Besetzung der ebenfalls zu Dorino II. Herrschaftsbereich gehörenden Inseln Samothrake und Imbros. Dorino II. versuchte in Verhandlungen mit dem Sultan zwar wenigstens die Rückgabe von Samothrake und Imbros zu erreichen, scheiterte letztendlich aber mit diesem Vorhaben. Zwar hatte der Sultan kurzzeitig die Rückgabe der Inseln an Dorino erwogen, sich dann aber auf Ratschlag seiner Würdenträger dazu entschlossen, Dorino II. eine Besitzung in Mazedonien zuzuweisen, wo er dann unter osmanischer Bewachung de facto unter Hausarrest lebte. In einem bewaffneten Handstreich gelang es Dorino II. aber um 1460 mit seinen Getreuen, die Wachen zu überwältigen und zu fliehen. Nach manchen Quellen soll er zunächst nach Genua, nach anderen Quellen nach Lesbos, das zu diesem Zeitpunkt noch unter der Herrschaft seines Verwandten Niccolo II. Gattilusio stand, geflohen sein. Vermutlich nach 1462 begab er sich nach Naxos, wo er um 1465 Elisabetta Crispo, die Tochter seines verstorbenen Onkels Herzog Giacomo II. Crispo von Naxos, heiratete. Bis zu seinem Tod blieb Dorino II. Gattilusio in Naxos. Seine Herrschaft Ainos hatte er für immer verloren.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Palamede Gattilusio | Herr von Ainos 1455–1456 | --- |